mit seelenluft

Beat Solèr aka Seelenluft ist seit Jahren eine bekannte Grösse am Schweizer Elektromusikhimmel. Erst kürzlich kam sein neues Album ‚Birds and Plants and Rocks and Things’ raus. Und wem so ein Albumtitel einfällt, der ist sicher auch sonst ganz ok. Findet zumindest David Hugentobler und hat ihn darum zu einem Gespräch im Restaurant Volkshaus eingeladen.

David:
So, jetzt sollte es gehen.

Beat:
(schreit ins Mikrofon des iPhones)
Check, Check, Check .

David:
Ja, jetzt geht’s. Ok.

(Die Getränke kommen.)

Beat:
Cheers.

David:
Prost.

David:
Erstmal vielen Dank fürs Kommen.

Beat:
Easy.

David:
Ich hatte ein Gratisticket für dein Konzert im Kaufleuten Festsaal

Beat:
Ja, die haben etwa tausend Gratistickets rausgelassen.

David:
Warum?

Beat:
Reto Bühler oder wie er heisst wollte einfach, dass der Saal voll ist.

David:
Das war er ja dann auch. Und die Bude hat gerockt.

Beat:
Ja, war cool. Gute Stimmung.

David:
Stimmt. Also. Du kommst ursprünglich aus Wil, warst dann lange in Zürich und lebst jetzt in Berlin.

Beat:
Genau.

David:
Im Pressetext zu deinem neuen Album steht, dass du der Liebe wegen nach Berlin gezogen bist.

Beat:
Mhm…

David:
Dein Facebookprofil sagt aber, du bist Single.

Beat:
Ha, Scheisse. (lacht)

David:
Was stimmt?

Beat:
Beides. Ich bin wegen der Liebe nach Berlin und jetzt bin ich wieder Single.

David:
Ach so. Hat man eigentlich als Elektromusikstar auch Groupies?

Beat:
Groupies?! Nein, hab ich nicht. (lächelt verschmitzt)

David:
Komm, du bekommst doch sicher zweideutige Angebote.

Beat:
Ok, ab und zu fliegen Papierchen aufs Mischpult, wo eine Telefonnummer drauf steht, die ich dann anrufen soll. Aber Groupies hab ich eigentlich keine.

David:
Und ein Hotelzimmer hast du auch noch nie zertrümmert?

Beat:
Nein. (lacht)

David:
Apropos Liebe, hast du in deinen Songs schon mal so richtig mit einer Exfreundin abgerechnet?

Beat:
Hm, ich hab’s vor beim nächsten Album… Nein, finde ich eigentlich keine gute Idee. Ich schreibe lieber Songs über positive Sachen.

David:
Aber viele gute Songs sind ja aus Liebeskummer heraus entstanden.

Beat:
Ja, stimmt. Aber mir liegt das eigentlich nicht so. Aber vielleicht mach ich das ja Mal, wer weiss.

David:
Du schreibst ja sowieso eher Tanzmusik.

Beat:
Ja, aber auf meinem Album ‚Out of the Woods’ hat’s zum Beispiel zwei Liebeslieder drauf, die ich in L.A. geschrieben habe. Mir ist dort nämlich aufgefallen, dass man auf dem Weg zur Arbeit jeden Morgen zur gleichen Zeit am gleichen Ort vorbei kommt, weil man ja immer den gleichen Weg nimmt.

David:
Hat was.

Beat:
Und dabei kann es vorkommen, dass man trotz Millionen von Autos jeden Morgen dieselben Personen in ihrem Auto sitzen sieht. Und darum handelt auch der eine Lovesong (L.A. Woman) von einem Mann, der auf seinem Arbeitsweg jeden Morgen dieselbe Frau sieht. Er verliebt sich in sie und fragt sich, ob auch er ihr aufgefallen ist und so. Beim anderen Lovesong (Aircondition) singt dann die Frau eigentlich dasselbe aus ihrer Perspektive.

David:
Sehr schön. Und irgendwie auch traurig.

Beat:
Nimmt das Gerät eigentlich noch auf? (zeigt aufs iPhone)

David:
Yep, nimmt noch auf. In deiner Bio hab ich gelesen, dass du eine klassische Musikausbildung gemacht hast in der Jazzschule St. Gallen.

Beat:
Ja, in der Amateurabteilung. Ich hab aber eigentlich wie die meisten mit Sieben angefangen mit Blockflöte. Danach klassische Gitarre und eben drei Jahre Amateurkurs bei der Jazzschule St. Gallen.

David:
Und in verschiedenen Bands hast du glaubs auch gespielt. Einmal, so steht es in deiner Bio, als Stand Up-Schlagzeuger in einer Country Girlie-Band.

Beat:
Stand up-Schlagzeuger? Echt? Was ist denn ein Stand up-Schlagzeuger?

David:
Was weiss ich. Steht ja in deiner Bio, nicht in meiner. He he.

Beat:
Ach so. Echt? Komisch. Ich war mal kurz Schlagzeuger in einer Frauenband, weil die Schlagzeugerin schwanger war. Und musst dabei Perücke tragen und so.

David:
Du musstest dich als Frau verkleiden?

Beat:
Nur die Perücke.

David:
Ok. Und du warst nur Schlagzeuger, nicht Stand up-Schlagzeuger.

Beat:
Genau.

David:
Dafür mit Perücke.

Beat:
Genau.

David:
Aber jetzt machst du ja Elektromusik.

Beat:
Ja.

David:
Meine erster Kontakt mit Elektromusik war glaube ich als so 14 Jähriger, als ich mir zum ersten Mal einen Porno angekuckt habe. Bei denen lief doch früher immer so Synthiesound.

Beat:
Ah ja?!

David:
Wie bist DU zu Elektromusik gekommen?

Beat:
Das hat sich so entwickelt. Ursprünglich wollte ich jedes Album in einem anderen Musikstil aufnehmen. Denn es gibt ja den Inhalt sowie die Form. Das Wichtige ist aber immer der Inhalt. Die Form ist austauschbar.

David:
Ok…

Beat:
So war das erste Album Drum n’Bass, das zweite bestand aus Collagen von alten Platten, also Easy Listening und Elektronik, dann kam eher ein popiges Album, also ‘Out of the Woods’. Und als dann allmählich die Elektromusik wieder auf kam, zog sie mich wieder in ihren Bann. Ich mag den Vierviertelbeat und das ganze Clubding.

David:
Du warst also als Teenager kein Depeche Mode-Jünger?

Beat:
Nein. Entweder war man damals in meinen Kreisen Depeche Mode oder the Cure Fan. Ich war the Cure Fan.

David:
Also ein Gruftie.

Beat:
Genau.

David:
Mit Verkleidung und allem?

Beat:
Verkleidung nannten wir das damals nicht. Aber ich hatte schon schwarz toupierte Haare, mal einen roten Irokesenschnitt und alles Mögliche. Ist aber schon extrem lang her.

David:
Lustig. Apropos Gruftie und so: auf deinem neuen Album ist eine Coverversion des Amercia Songs ‘Horse with no Name’ drauf…

Beat:
Genau. Stimmt.

David:
…und kürzlich ist im Internet ein bisher unveröffentlichter Michael Jackson Song aufgetaucht. Ein Cover desselben Liedes.

Beat:
Ok…

David:
Da kommt bei mir ein Verdacht auf: Hast DU Michael Jackson umbringen lassen, damit du als erster die Coverversion diese Songs herausbringen konntest?

Beat:
Kein Kommentar. (lacht)

David:
…okay. Dann halt eine Frage zu einem anderen Song von Dir. Deinen Hit „Manila“, sang ein zwölfjähriger Junge aus South Central L.A. Wie überlebt ein Weissbrot wie du South Central L.A.?

Beat:
Ich glaube, als Weisser ist es dort weniger gefährlich als für einen Schwarzen. Denn bei einem Weissen ist es klar, dass du nicht von einer gegnerischen Gang bist.

David:
Und wie hast du den Jungen kennengelernt?

Beat:
Durch Bekannte, die sich in South Central um Kinder aus zerrütteten Familien kümmern. Die hab ich dort mal besucht und da lernte ich den Jungen beim Nachtessen kennen.

David:
Und wie bist du darauf gekommen, ihn bei ‘Manila’ singen zu lassen?

Beat:
Ich hab damals im Auto immer Jackson 5 gehört. Der Junge fuhr ab und zu mit. Er hiess Michael, war zwölf, schwarz…da war der Fall irgendwie klar.

David:
Und schon sind wir wieder beim Thema Michael Jackson…

Beat:
Stimmt…(lacht)

David:
Nun denn…Du machst ja auch Filmmusik…

Beat:
Ja, zum Beispiel für die Sendung mit der Maus.

David:
Echt?!

Beat:
Ja. Das war so eine Geschichte von einem Bub mit seinem Wellensittich.

David:
Ok, tönt interessant. He he.

Beat:
Das ist so eine Serie. Jedes Mal kommt ein Kind mit seinem Tier. Mal mit seiner Katze, mal mit seinem Wellensittich. Es sind eigentlich gar keine richtigen Geschichten. Man sieht halt das Kind mit dem Tier. Und ich mach die Hintergrundmusik dazu.

David:
Interessant. Aber zurück zu deinen Songs. In denen steckt immer eine kleine Prise Melancholie. Bist du ein eher trauriger Mensch?

Beat:
Ja, eine himmeltraurige Person. (lacht). Nein. Aber es gibt ja einen Unterschied zwischen depressiver und melancholischer Musik. Ich mag keine Musik, die mich runter zieht, wie das depressive Musik macht. Melancholische Musik aber zieht einem ja nicht runter…

David:
…man badet eher drin.

Beat:
Ja. Und ist eher tröstend.

David:
Was anderes: Du trägst an deinen Konzerten eine Art Pyjama. Warum?

Beat:
Ja, ich hab gerne eine entspannte Atmosphäre auf der Bühne. Darum.

David:
Entspannt fand ich auch unser Gespräch. Und mir fällt jetzt auch gar keine Frage mehr ein. Hast du noch eine?

Beat:
…hm…nein, eigentlich auch nicht.

David:
Dann danke ich dir vielmal fürs Gespräch. War mir eine grosse Freude.

Beat:
Danke. Mir auch.

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Autor: hugentobler

Putzpantöffeli

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