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10 Golden Rules für deine Bio als Hip Hop Star

Für ein hier namentlich nicht genanntes Hip Hop Festival erhielt ich den Auftrag, die Booklet-Texte zu schreiben (Schrägstrich redigieren). Ich hatte also eine ganze Menge Bios und Bilder von Hip Hop Artists zu suchen und zu sichten. Und habe nun einen guten Blick dafür, was einen erfolgreichen Künstler ausmacht. Und ich fände es echt schade, mein so erlangtes Wissen nicht für einen guten Zweck zur Verfügung zu stellen.

Wenn Du also davon träumst, eine ganz grosse Hip Hop Karriere zu starten, hier 10 goldrichtige Tipps, deine Bio und Fotos so zu gestalten, dass du als Künstler (von den Fans Schrägstrich Veranstaltern) ernst genommen wirst.

1. Lass dich tätowieren. Komplett, überall, hinter den Ohren, auf den Hals, die Hände, die Zunge, die Fingernägel. Am besten fängst du gleich sofort damit an, denn das geht nicht so schnell von heute auf morgen. Merke: wer nicht vom Leben gezeichnet ist, hat auch nichts zu erzählen.

2. Geh ins Fitnessstudio. Trainier dir Muckis an. Du kannst noch so talentiert sein – die 90er sind vorbei. Notorious B.I.G. ist tot und Eminem tablettensüchtig. Denn was nützt es „I’ve got the power!“ zu singen, wenn du Harry Potter gleichst, aber gänzlich ohne seine magischen Fähigkeiten? Merke: nur wer aussieht wie nach 5 Jahren US-Knast hat Street Credibility!

3. Beim Fotoshooting: Nicht. Lächeln. Never. Ever. Merke: das Leben ist Scheisse und in dem Ghetto, in dem du aufgewachsen bist, hattest du auch früher nie was zu lachen!

4. Deine Bio: Wenn du nicht mindestens mal Crack gedealt hast – vergiss es. Du musst was schwer Nachprüfbares erfinden wie Jugendknast, Heim für schwer erziehbare Kids oder – noch besser – behaupte, du seist Carlos! Denn die Gesellschaft liebt das „Saulus zu Paulus“-Ding. „Ja seine Rhymes sind mittelmässig, aber soooo authentisch! Und hey, er bricht nicht mehr in Seniorenheime ein und vergewaltigt keine Bettlägerigen mehr, so gross ist die Macht der Musik! Und wenn ich mit dem Kauf einer CD mithelfen kann, dass es so bleibt, rette ich die Welt!

5. Kiffe. Kiffe in der Öffentlichkeit und auf Fotos, am besten auf Fotos, die dich im Studio zeigen. Dabei sollte möglichst viel Rauch aus deiner Nase oder deinem Mund kommen. Was du dann in deiner Freizeit machst, ist deine Sache. Aber merke: wo Rauch ist, da ist auch Feuer!

6. Mach ein paar Mixtapes und biete sie gratis im Internet zum Download an. Nenne sie „Promo für the real stuff“. Merke: nur wenn die Kids das Gefühl haben, die Kohle sei dir scheissegal, schmeissen sie dir ihre Kohle hinterher.

7. Vermeide Werte wie „Gott“ oder „Familie“ in deiner Bio. Sonst war die ganze Tätowiererei umsonst. Merke: ein echter Rapper hat den Glauben an Gott verloren und seine Familie – also seine Crew – ist komplett bei Gangsterkriegen massakriert worden.

8. Als Frau: schreib irgendwas in deiner Bio über deinen Vater. Dichte ihm wenn möglich einen kreativen Beruf an. Als Mann: schreib KEIN Wort in deiner Bio über deine Mutter. Und wenn dann nur, dass sie eine cracksüchtige Hure war oder von einer cracksüchtigen Hure aufgeschlitzt wurde, als du drei warst – vor deinen Augen.

9. Als Frau: Singe nur über deine Pussy – und zwar so, als sei sie die schönste und überhaupt einzigste Pussy der Welt (es ist eh das Einzige, was die Männer an dir interessiert). Trainier dir Machosprüche an, wie: „Kein Schwanz ist so hart wie meine Pussy!“ Merke: Von Pussy Riot kennt ja inzwischen auch jeder den Namen – aber nicht, was dahinter steht…

10. Egal wie hart und cool und abgefuckt und Nigga du bist – eine Collab mit Justin Bieber boosted deine Karriere immer noch ein Stück mehr.

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Autor: Henrik Petro

In den 90ern prägte Henrik als Moderator von Sputnik TV trotz seines Ostschweizer Dialektes die Erinnerungen der Partyjugend bis heute. Während mehrere Jahre war er Chefredaktor des gleichnamigen Magazins. Später schrieb er fürs Fernsehen (u.a. Chefautor von Dieter Moor und Rob Spence, eine Folge der SitCom "Fertig Luschtig") und produzierte auch (u.a. 150 Folgen von "Der Scharmör"). Er war die ersten Jahre von Radio Street Parade Musikchef und war dann später einige Jahre Autojournalist.

Arbeitet heute hauptberuflich als Frauenversteher, aber da er von seinen Freundinnen, BFFs, Kolleginnen und wem er sonst noch sein epiliertes Ohr leiht, kein Geld dafür verlangen kann, dass sie ihm ihre Männerprobleme in allen Details schildern, arbeitet er zusätzlich noch gegen Entgelt als Chefredaktor in einem Fachverlag. Damit sein Hirn unter dieser Belastung (und wegen Handy-Antennen) nicht explodiert oder eine Selbstlobotomie durchführt (was ihm zwar die Aufmerksamkeit von Gunter von Hagen garantieren und somit zur Unsterblichkeit verhelfen würde), schreibt er Kolumnen für kult. Am liebsten über menschliche Begegnungen. Oder überhaupt über Menschen. Oder darüber, was Menschen so tun. Oder getan haben. Oder tun könnten. Oder sagen. Oder gesagt haben. Oder sagen könnten.

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