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Kuba: Land veralteter Ideologien Teil 1 – Die Geschichte der Revolution

In meiner durch kontrollierte Propaganda in den Medien entstandenen Vorstellung, gab es ein zauberhaftes Kuba. Ein Inselstaat, der nur so vor Glück strotzt, voller Nationalstolz auf seine glorreiche Revolution, die Errungenschaften des Sozialismus und seine Unabhängigkeit, weit weg von der Globalisierung und unserem Wettkampf um das Geld. Wer nach Kuba reist, erwartet lachende Gesichter, Salsa tanzende, fröhliche Gemüter. Doch wird diese utopischer Wunschtraum von einer besseren Welt, ziemlich schnell und brutal vernichtet.

Aber beginnen wir von vorne. Um Kuba zu verstehen, muss man zuerst  die Geschichte seiner Revolution in groben Zügen kennenlernen.

Kuba, ein Land, das vor der Revolution um 1959 nichts besass, ausser einer von den Amerikanern aufgebauten Wirtschaft, die vor allem von der Kaffee-, Zigarren- und Zuckerproduktion lebte. An der Macht, der Diktator Fulgencio Batista, der es schaffte, seine autoritären Prinzipien durchzusetzen, als er 1953 die Verfassung abschaffte. Das von der totalitären Herrschaft und den Amerikanern unterdrückte Volk fand mit Fidel Castro, einem Anwalt, und Che Guevara (Ernesto Guevara) als militärischem und unerschrockenem Kommandanten, zwei der wohl populärsten und aufsehenerregendsten Symbolfiguren des kubanischen Freiheitskampfes. Man hört immer mal wieder, dass der Kult um diese beiden Herren, sowie andere wichtige Drahtzieher der Revolution, Teils erzwungen wurde. Lobeshymnen, Medienpräsenz, ihre Portraits in der ganzen Stadt. Die gekonnt platzierte Stimmungsmache trägt auch Jahrzehnte danach Früchte und bestimmt offensichtlich, unumgänglich das Stadtbild Havannas und die Köpfe der älteren Generation.

Nach dem, Ende der 50er Jahre, erfolgten Putsch der Guerillakämpfer, wurden die Ziele der Revolution grob wie folgt definiert: Wiedereinführung der Demokratie, soziale Reformen, ganz im Sinne eines kommunistischen Staates nach stalinistischem Vorbild. Rückblickend lässt sich eine angestrebte Teil-Weltherrschaft herauslesen, die vom Grössenwahn nicht weit entfernt ist. Die Bevölkerung Kubas war zu dieser Zeit extrem verarmt und lechzte nach Veränderung, unabhängig von der schön definierten Ideologie: „Per Weltrevolution, einen sogenannten Neuen Menschen zu schaffen, der nicht mehr individuellen, egoistischen Zielen nachhängt, sondern seine ganze Kraft in den Dienst der Gesellschaft stellt“. Der Slogan: „In der Revolution alles, gegen die Revolution nichts“, entstand. Wie wundervoll der Gedanke, wie Gierig doch die Umsetzung war.

Che residierte und führte Geschäfte in einem der schönsten Häuser auf einer Anhöhe über Havanna, Fidel Castro wurde bi zu seinen Rücktritt 2008 stets kritisiert für seinen ausschweifenden Lebensstil und Besitztümer, wie einer eigenen Insel, Jachten und Privatjets. Während die Kubaner noch in heruntergekommenen, zerfallenen, modrig stinkenden Behausungen leben und fast keine Möglichkeit haben, mit ehrlicher Arbeit ausreichend Geld zu verdienen um sich ein besseres Leben aufzubauen, trinkt der Fidel seine gekühlten Drinks.

Nachdem Castro die Amtsgeschäfte um 1960 übernahm, wurden Agrarreformen durchgeführt. Grossgrundbesitzern und Ausländern wurde der Besitz von Land, zum Wohle der Gemeinschaft untersagt, Vermögenswerte (in Höhe von 1 Mrd. US Dollar) wurden verstaatlicht. Hotels, Fabriken, Bars und andere von Amerikanern besessene Wirtschaftszweige wurden von den Kubanern an sich gerissen. Aufgrund der Unruhen wanderten rund 10% der kubanischen Bevölkerung, nahezu die ganze kubanische Oberschicht, in die USA aus. Mittlerweile bilden die Exilkubaner eine Gemeinde von 2 Millionen Menschen in Nordamerika, insbesondere in Florida. Diese Auswanderer schicken ihren Familien heutzutage Geld, Fernseher, Kleidung, Handys und weitere Waren, die im Heimatland nicht erhältlich sind. Die damaligen Unruhen lösten bei auch bei den Wohlhabenden Amerikanern Existenzängste aus, weshalb viele auf die Schnelle das Land verliessen und ihre wundervollen, teuren, im Jahre 2014 aus dem kubanischen Lebensstil nicht wegzudenkenden Oldtimer, dort liessen. Zu diesem Zeitpunkt, stellten die vor den Kopf gestossenen USA ihre jährliche Wirtschaftshilfe von 200 Millionen ein und verhängte ein Handelsembargo gegen Kuba, an dem sich ebenfalls andere westliche Länder beteiligten. Einzig die Sowjetunion hielt zum neu gewonnen politischen Verbündeten. 1961 ereigneten sich zwei wichtige Höhepunkte der Kubakriese. US-Militärs versuchten in der Schweinebucht ins Land vorzudringen, doch mussten sich die Invasoren zurückziehen, da Kubas Soldaten vorbereitet waren. Die amerikanische Version besagt, man habe wegen Nahrungsmittelknappheit aufgeben müssen. Kuba ging Handelsbeziehungen mit der Sowjetunion und China ein, wurde jedoch vom Rest der Welt boykottiert. Nach Ende des Kalten Krieges gab es in Kuba vermehrt Versorgungsschwierigkeiten, die auf die wirtschaftliche Beziehung zum Ostblock zurückzuführen waren.

Gleichzeitig wurden die sozialistischen Ziele vorangetrieben. Eine Alphabetisierungskampagne im ganzen Land wurde gestartet, Grundstücke wurden verteilt, die Agrarwirtschaft  vorangetrieben. Man arbeitet darauf hin, dass Lebensmittelabgabe, Kultur und Sport kostenlos werden, doch kam es zu ersten Massregelungen gegen kritische Stimmen. Regimegegner wurden in Arbeitslager gesteckt und ermordet, was zu grossen Aufständen in der Bevölkerung führte. Auch heutzutage ist das Tadeln der Regierung verboten und wird bestraft. Stets legte man Wert auf Militärpräsenz. So zählt man gegenwärtig noch immer einen Polizisten auf zwei Bewohner.

Gegen Ende der 60er Jahre war die Anfangseuphorie des kubanischen Volkes erloschen. Das Leben wurde bestimmt von der Regierung, was zur Unzufriedenheit in der Bevölkerung führte. Noch vorhandenes Privateigentum in Form von Handwerksbetrieben, Restaurants, etc. wurde abgeschafft. Der Nahverkehr kostete nun nichts mehr, Lebensmittel, Bildung, medizinische Versorgung, Bücher und Telefon wurden ebenfalls vom Staat kostenlos zur Verfügung gestellt. Da Bildung nun für alle zugänglich war, entstand eine Gesellschaft von überdurchschnittlich Geschulten, es begann an einfachen Arbeitern zu mangeln. Unabhängig vom Wert der Arbeit, wurden Einheitslöhne eingeführt. Arbeitsfähige Kubaner waren gezwungen einen Arbeitsplatz vorzuweisen. Jedermann musste zum Wohle der Gemeinschaft arbeiten. Wobei sich die Staatsangestellten, auch Militärs, ein deutlich besseres Leben leisten konnten.

Um 1970 erkannte Kubas Regierung, dass sie alleine nicht überlebensfähig war und sich weiterhin an das sowjetische Modell binden musste. Für den einfachen Bürger begannen sich die Verhältnisse zu verbessern. Lebenserwartung und Säuglingssterblichkeit bewegten sich zunehmend auf dem Niveau von Erstwelt-Ländern. Doch Versorgungsprobleme und Wohnraummangel führten zu Missmut in der Bevölkerung, worauf über 100.000 Kubaner in Richtung USA flüchteten. Trotz günstiger klimatischer Bedingungen, muss das Land seine Lebensmittel noch heute grösstenteils aus dem Ausland importieren. (Es folgt Teil 2)

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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