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Promis für und gegen alles

Ich kann ja mittlerweile nicht mal WC-Papier kaufen, ohne dass irgendsoein Promi mir sagt, dass das ein Super-WC-Papier ist und ich das kaufen soll, weil er es auch kauft. Tut er aber in der Regel nicht. Sondern hat Geld oder WC-Papier bekommen, weil er sich von einem Fotografen fotografieren liess und das Bild dann denen gegeben hat, damit sie einen „Ich …“-Satz und ein Logo draufmachen können. Denn, so glauben sie, wenn ein Promi den Leuten sagt, was sie machen müssen, dann machen sie es auch. Die Leute, die diese Werbung erfinden (auch das machen sie in Wirklichkeit nicht, sie nudeln nur zum zehntausendsiebenhundertdreiundfünfzigsten Mal eine Testimonial-Kampagne runter) freuen sich dann meistens auf das Shooting mit dem Promi, denn dann lernen sie ihn kennen und können danach sagen, dass diese ja auch nur Menschen seien und eigentlich ganz sympathisch sind. Dabei ist es ihnen egal, ob Melanie Winiger, Beat Schlatter, Renzo Blumenthal oder Mr. Da-Nos. Hauptsache ein bisschen Glanz&Gloria-Glamour. Es ist ihnen auch egal, ob der Promi zu der Sache passt, die sie bewerben. Und was fast noch schlimmer ist: Den Promis ist es auch egal. Hauptsache Geld und Publizität. Muss man annehmen. Ich hab der Melanie Winiger noch nie erzählt, dass ich fast täglich an sie denke. Nämlich jedes Mal, wenn ich eine Toilette aufsuche. Eine Assoziation, die im täglichen Leben nicht unbedingt positiv auf das Testimonial abstrahlt. Was mir dann im Fall von Melanie doch irgendwie leid tut. Ich tröste mich dann mit der Hoffnung, dass sie für diesen Job viel Geld bekommen hat und ihr das Echo der Sozialisierung ihres Engagements am wassergespühlten Arsch vorbeigeht. Ich hab auch dem Mr. Da-Nos nicht erzählt, dass „sein Kampf gegen die Folter“ in erster Linie als Kampf gegen die Intelligenz der Betrachter rüberkommt. Von all den unsäglichen Gesichtern, die mir erzählen, dass sie dies und das vom Abfall trennen und ich das deshalb auch tun soll, fange ich gar nicht erst an. Genau genommen scheiss ich drauf. Und benutze danach irgendein WC-Papier. Meistens das, welches grad Aktion war.

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Autor: Rainer Kuhn

Rainer Kuhn (*1961) hat das ganze Ding hier gegründet, aufgepäppelt, fünf Mal neu erfunden, vorher Werber, noch vorher Betriebsökonomie studiert, noch vorher Tennislehrer gewesen. Dazwischen immer mal wieder ein Kind gemacht. Wollte eigentlich mal Pferdekutscher im Fex-Tal werden, später dann Pfarrer. Im Herzen ein Landbub, im Kopf dauernd unterwegs. Schreibt drum. Hat ein paar Gitarren und ein paar Amps in der Garage stehen. Macht Musik, wenn er Zeit hat. Hat er aber selten. Blues und Folk wärs. Steht nicht gern früh auf. Füllt trotzdem die Kult-Verteilboxen jeden Monat mehrmals eigenhändig auf. Fährt Harley im Sommer. Leider mit Helm. Mag Mainstream-Medien nicht. Mangels Alternativen halt Pirat geworden. Aber das ist manchmal auch streng.

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