in

Stöck, Wyys, Stich!

Kaum zu glauben: Junge jassen! Und dafür ist nicht etwa Roman Kilchsberger verantwortlich, indem er wie die alte Fasnacht von Ortschaft zu Ortschaft tingelt und vor laufender SRF Kamera den Schieber zelebriert – nein, es ist eine Handvoll Zürcher und eine Zürcherin, welche zweimal im Jahr zum «Zürcher Jass-Derby» einladen. Letzten Samstagnachmittag bereits zum 16. Mal, ich mitten drin. Doch alles der Reihe nach.

Wir schreiben das Jahr 2011, den 30. April. An besagtem Samstagvormittag erhalte ich von meiner Freundin Diana eine WhatsApp Nachricht: „Heute Jassturnier. Mein Gspänli hat jedoch Migräne. Sponti Zeit am Nami?“ Hatte ich. Migräne wird also nicht bloss als Keine-Lust-Auf-Sex-Ausrede verwendet, sondern auch als Alibi, um nicht an einem miefigen Jassturnier teilnehmen zu müssen. Nun gut. Ich finde es ja eigentlich begrüssenswert, wenn junge Leute, anstatt auf der Strasse rumzuhängen und Drogen zu konsumieren, etwas Rustikales tun: Beispielsweise im Johanniter hocken und Bier trinken. Und jassen.

Im Johanniter im Zürcher Niederdorf angekommen stelle ich fest, dass sich dieses vermeintlich verstaubte Jassturnier als eine überaus spassige Angelegenheit erweist: Lauter ausgelassene, fröhliche Menschen, vereint in einem Gemeinschaftssinn, der ansteckt… So stelle ich mir eine ICF-Veranstaltung vor. Mit dem Unterschied, dass in dieser heiteren Runde keinem Gott gehuldigt wird (wenn, dann Jass-Gott Göpf Egg), sondern man in bierseliger Laune einer gemeinsamen Leidenschaft fröhnt: Dem Jasssport. So muss es sich angefühlt haben, irgendwann im Jahre 2006, als der künftge Vorstand mit Regula Scheidegger, Daniel Strässle, Oli Niederer, Melvin Steiner, Jodok Ludwig und Mark Winiger rund um einen Jassteppich sitzend beschlossen hatte, dieses Derby ins Leben zu rufen. Inspiriert von einer ähnlichen Veranstaltung die im Kaufleuten, bei Handörgelimusik und Kafi Lutz ein, zweimal stattfand.

Den Szene-Event im Kaufleuten gibts längst nicht mehr, das Zürcher Jass-Derby hingegen sehr, heuer im achten Jahr. Meine Jasspartnerin habe ich mittlerweile gegen einen neuen Partner ausgetauscht, Mein Ex-Gspänli hat nun ihrerseits halbjährlich eine Ausrede parat, um nicht mit von der Partie sein zu müssen. Nicht die einzige einschneidende Veränderung im Laufe der Zeit: Aus Platzgründen ist man mittlerweile in den einen Steinwurf entfernten Weissen Wind disloziert – dem Ort, an dem sich üblicherweise Guy Landolt und Peach Weber die Klinke in die Hand geben und ihr Publikum bespassen. Lustig gings indessen auch am vergangenen Samstag wieder zu und her, ganz ohne professionellen Clowns. Trotzdem kaum ein Tisch der mittlerweile über 160 Teilnehmenden, an dem nicht pausenlos schallendes Gelächter ertönt. Die Gründe für die heiteren Momente mögen mannigfaltig sein, als Basis haben sie alle das Eine: Die ungebremste Faszination am traditionsreichen Kartenspiel. Ohne Mief – dafür mit Bier. Viel Bier. Von wegen: „Bei den Jungen ist Hopfen und Malz verloren!“

Das 17. Jass-Derby findet am 28. Februar 2015 statt.
www.jassderby.ch

Gefällt dir dieser Beitrag?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Pete Stiefel

Pete konnte pfeifen, bevor er der gesprochenen Sprache mächtig war – und an seinem ersten Schultag bereits schreiben. Trotzdem ist er da noch einige Jahre hingegangen. Danach schrieb und fotografierte er fürs Forecast Magazin, für Zürichs erstes Partyfoto-Portal stiefel.li, fürs 20 Minuten, MUSIQ, Q-Times, Party News, WORD Magazine, war Chefredaktor vom Heftli, lancierte das Usgang.ch Onlinemagazin – und er textete für Kilchspergers und von Rohrs Late Night Show Black’N’Blond und Giaccobo/Müller. Er trägt (vermutlich) keine Schuld daran, dass es die meisten dieser Formate mittlerweile nicht mehr gibt.

Irgendwann dazwischen gründete er in einer freien Minute seine eigene Kommunikationsagentur reihe13, die unterdessen seit weit über 13 Jahren besteht. Er ist mittlerweile in seiner zweiten Lebenshälfte, Mitinhaber vom Interior Design Laden Harrison Interiors, schrieb unterdessen Pointen für Giacobbo / Müller, Black 'n' Blond (mit Roman Kilchsperger und Chris von Rohr und irgendwann auf dem Planeten Kult gelandet. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für Pete.

Facebook Profil

Es herbstet

Finde den Batman