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Wann man aufhören sollte jemandem zu helfen

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Es gibt Menschen, die können nicht anders, als anderen ständig zu helfen. Sie haben ein Helfersyndrom, das immer auf der Suche ist nach Opfern. Ein Komplex, der daher rührt, dass sie geliebt werden wollen. Wahrscheinlich hatten sie es selbst nicht einfach, hätten sich Hilfe gewünscht, doch es war niemand da. Und dieser Niemand, der hat ihnen auch nicht genug Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit gegeben. Deshalb sehen sie im Hilfsbedürftigen eigentlich sich selbst. Sie leiden mit und wollen diesem beidseitigen Leiden ein Ende zu setzen. Sie wollen nicht nur, dass die Misere des anderen aufhört, sondern auch ihre eigene. Manche helfen aus narzisstischen Gründen, weil sie es lieben sich dabei wie ein besserer Mensch zu fühlen. Manche wohlgemerkt auch aus Nächstenliebe, die sie von ihren Eltern eingetrichtert bekamen.

Helfer sollten netter zu sich sein, Selbstliebe praktizieren, sich als erstes fragen, was ihnen und nicht anderen hilft. Sich dann endlich davon zu überzeugen, dass man sie auch liebt, sogar mehr liebt, wenn sie gut zu sich selber sind. Sie sollten ihre innere Befriedigung nicht von Hilfsbedürftigen oder generell anderen Menschen abhängig machen. Sich und andere nicht zu Co-Abhängigen machen, loslassen, die Kontrolle abgeben und dem Umfeld Vertrauen schenken, es so selbstständiger werden lassen. Ein altes Sprichwort, dessen Ursprung ich nicht mehr kenne, besagt etwa: Gib dem Armen eine Rute und zeige ihm wie man fischt, füttere ihn nicht bloss mit dem fertigen Fisch. Natürlich wird es den Hilfesuchenden Anfangs nicht passen, dass sich der Helfer distanziert, weniger Hilfe bietet, was absolut natürlich ist. Niemand mag es, wenn sich auf einmal nichts mehr wie von alleine erledigt. Doch macht ihm der Helfer ein grosses Geschenk: Er lässt ihn selbstständig werden, Selbstvertrauen gewinnen und dadurch wachsen, Wissen erlangen, sodass er sich eines Tages stets selbst zu helfen weiss und weniger auf andere angewiesen ist.

Jemanden seinem Schicksal zu überlassen bedeutet nicht, dass man ihn fallen lässt. Es bedeutet, dass man ihm zutraut, seinen eigenen Weg zu gehen, eigene Entscheidungen zu treffen, seines eigenen Glückes Schmied zu sein. Im Notfall wird man da sein, doch kann man den Berg nicht für die andere Person erklimmen. Unterstützung sollte stets nur in Form eines kleinen Schubses geschehen. Hilfe zur Selbsthilfe nennt sich das.

Falsche Hilfe / Zeit aufzuhören

– Deine Hilfe macht es dem anderen einfacher in der Misere zu verharren (ungesunder Lebensstil, Problemen aus dem Weg gehen, keine psychologische Betreuung anstreben, etc.)

– Die andere Person hält sich nicht an Abmachungen und verlangt immer mehr Hilfe

– Von dir wird Unehrlichkeit verlangt, du musst deine Integrität aufs Spiel setzen

– Du hast das Gefühl manipuliert zu werden damit du hilfst und gibst

– Der andere stagniert, entwickelt sich nicht weiter (seinem Alter entsprechend), schafft es auch nach einer längeren Zeit nicht, sich selbst zu helfen

Deine eigenen Ressourcen reichen nicht aus. Du bist körperlich, energetisch oder materiell am Limit

– Statt in einer vorübergehenden Situation, bist in einer niemals endenden Langzeit-Unterstützung gefangen

– Statt gegenseitiger Hilfe und Unterstützung, bis du die einzige helfende Person, es besteht kein ausgeglichenes Geben und Nehmen

– Du ignorierst die krankhaften Züge deiner Taten, weil du dich wie ein besserer Mensch fühlst

 

Manchmal müssen wir uns eingestehen, dass unsere Hilfe nicht die richtige ist. Dass wir es zwar gut meinen, dass aber weder der Hilfsbedürftige, noch wir, von unserem Handeln profitieren.

Je mehr wir ihnen helfen, desto weniger helfen sie sich selbst.

 

 

 

(Quelle: http://www.psychologytoday.com/blog/presence-mind/201411/12-signs-youre-giving-too-much)

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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