in

Dick ist doof (Teil 3)

Fortsetzung von «Dick ist doof» (Teil 2)

Das Startdatum
Der Entschluss war also gefasst. Allerdings sollten es vorsichtshalber mal 30 Fastentage werden, an Stelle von 60. Euphorie etwas zügeln, und lieber nach 30 erfolgreichen Tagen entschliessen, das Experiment weiterzuführen, als bei beschlossenen 60 in der Hälfte zu resignieren. Und, unter uns gesagt, ein Monat ist ja auch eine ziemlich anständig lange Zeit. Ausser man ist in den Ferien oder tut sonst was Schönes. Nichts zu essen klingt aber nicht gerade eben wie Urlaub. Das Startdatum war dann auch relativ schnell gefunden: Nach den letzten Verpflichtungen, die mit Essen verbunden waren, der Mittwoch, 21. Januar schien prädestiniert. Der Vorteil vom Winter ist, dass man Gemüse und Früchte (welches man bei einer solchen Kur in rauhen Mengen benötigt) auf dem Balkon aufbewahren kann, weil im Kühlschrank die Säfte stehen. Das ganze im Sommer durchzustehen wäre schlicht unvernünftig, weils dann aus jedem Garten nach BBQs duftet – auch aus meinem. Da lass ich mir durch nichts den Spass verderben.

Der Vorrat
Auf den Tag X stand der Entsafter mit Zentrifugenfunktion bereit, es galt nur noch, die Zutaten einzukaufen. Weil ich schon im Vornherein beschlossen hatte, dass ich mich nicht strikte an grüne Säfte halten werde, standen mir da sämtliche Regale in der Früchte- und Gemüseabteilung offen. Nicht in einem Grossverteiler, sondern in einem Riesigverteiler, weil es jetzt galt, mal einen anständigen Grundstock anzulegen: Gurken, Karotten, Tomaten, Salat, Äpfel, Birnen, Zitronen, Limetten, Spinat, Trauben, Ananas, Kiwi, Stangensellerie, Randen, Zwiebeln, Orangen, Peperoni, Grapefruits, Granatäpfel, Broccoli (was sich hinterher als grossen Fehler herausstellen sollte), Knollensellerie (ebenfalls ein Fehlkauf) und Ingwer. Ich hätte mit dieser Menge problemlos einen Marktstand mit Frischwaren betreiben können. Aber nein: Diesen Berg galt es die nächsten Tage und Wochen zu entsaften und zu vernichten. Wieviel man pro Tag tatsächlich benötigt, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, schliesslich wars mir auch noch nicht bekannt, wie es sich mit meinem Hungergefühl verhalten wird. Und ein solches lässt sich bei diesem Reboot ja bekanntlich vermeiden, weil man so viel Saft zu sich nehmen darf, wie man will oder eben muss. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb man nicht einfach Gemüse und Obst essen kann: Man schaffts gar nicht, so viel zu essen, wie man während der Zeit an gesunden Inhalten zu sich nehmen muss, sagt Joe Cross, und sagt der Arzt seines Vertrauens.

Früh übt sich, was ein grosser Safter werden will
Was folgte, waren Mixexperimente, die mehr oder minder schmeckten. So richtig ekelhaft fand ich eigentlich gar nichts, was bestimmt der Anfangseuphorie zuzuschreiben war, und dem Glaube, dass Gesundes halt nunmal nicht annähernd so toll schmeckt wie Ungesundes. Ganz erstaunlich auch, wieviel Material es braucht, um einen Liter Saft herzustellen. Und ein Liter ist gerade mal knapp 1/3 des Tagesbedarfs. Eine Kuh könnte nicht so viel fressen, wie ich in den Entsafter stopfte. Einige Drinks gabs da, die schmeckten wahrhaftig vorzüglich. Allerdings waren es vorwiegend diejenigen, die mit Früchten zubereitet waren und somit auch ordentlich viel Fruchtzucker enthalten. Mir war das allerdings ziemlich egal, denn ein kleines Bisschen Kalorien brauchte mein Körper, schliesslich lag ich während der Kur nicht auf der faulen Haut in einem New Yorker Hotel, sondern tat fleissig weiter so, als sei alles in meinem Leben wie sonst, inklusive Arbeit. Gemäss Cross sollte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten auch eine ausgeprägte Wachheit entwickeln, eine Energie, die einen vorwärts treibt. Bei mir liess dieser Schub auf sich warten. Was mich allerdings nicht warten liess, war der Erfolg auf der Waage. Ich beschloss nämlich, von Beginn weg täglich zu kontrollieren, ob an dieser Kur wirklich mehr dran ist, als die paar Vitamine, die man sich zusätzlich zuführt.

Fortsetzung: Der Erfolg stellt sich ein. Doch für wie lange?

Was bisher geschah: Dick ist doof (Teil 1)Dick ist doof (Teil 2)

Gefällt dir dieser Beitrag?

5 Comments

Leave a Reply

5 Pings & Trackbacks

  1. Pingback:

  2. Pingback:

  3. Pingback:

  4. Pingback:

  5. Pingback:

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Pete Stiefel

Pete konnte pfeifen, bevor er der gesprochenen Sprache mächtig war – und an seinem ersten Schultag bereits schreiben. Trotzdem ist er da noch einige Jahre hingegangen. Danach schrieb und fotografierte er fürs Forecast Magazin, für Zürichs erstes Partyfoto-Portal stiefel.li, fürs 20 Minuten, MUSIQ, Q-Times, Party News, WORD Magazine, war Chefredaktor vom Heftli, lancierte das Usgang.ch Onlinemagazin – und er textete für Kilchspergers und von Rohrs Late Night Show Black’N’Blond und Giaccobo/Müller. Er trägt (vermutlich) keine Schuld daran, dass es die meisten dieser Formate mittlerweile nicht mehr gibt.

Irgendwann dazwischen gründete er in einer freien Minute seine eigene Kommunikationsagentur reihe13, die unterdessen seit weit über 13 Jahren besteht. Er ist mittlerweile in seiner zweiten Lebenshälfte, Mitinhaber vom Interior Design Laden Harrison Interiors, schrieb unterdessen Pointen für Giacobbo / Müller, Black 'n' Blond (mit Roman Kilchsperger und Chris von Rohr und irgendwann auf dem Planeten Kult gelandet. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für Pete.

Facebook Profil

die besten 5 am züriwochenende

DIE BESTEN 4 IN BERN