Türsteher stehen gerade ziemlich im Fokus von Öffentlichkeit und Presse. Nicht nur wegen des vom Blick „Türsteher-Mord“ getauften Kapitalverbrechens in Zürich-Affoltern (wobei da das Opfer ein Türsteher war und die Angelegenheit ansonsten nicht allzu viel mit Club-Security zu schaffen hatte). Auch wegen der Kommission für Justiz und öffentliche Sicherheit und ihrer parlamentarischen Initiative für härtere Auflagen und Kontrollen für private Sicherheitsfirmen, die im Zürcher Kantonsrat auf grosse Zustimmung gestossen ist. Diese Initiative sieht unter anderem vor, dass keine vorbestraften Gewalttäter mehr an Clubtüren stehen dürfen. Ein löbliches Ansinnen, haben doch vorbestrafte Gewalttäter bereits bewiesen, dass sie nicht über die wichtigste Fähigkeit verfügen die jedem Bouncer zueigen sein sollte und zwar jene zur Deeskalation.
Jedoch ist es bezeichnend, dass die Politik einmal mehr ins Nachtleben eingreift, um dieses zu regulieren, zu reglementieren und nicht um es zu unterstützen, zu fördern. Die Schweizer Nachtleben-Schaffenden dürften sich daran gewöhnt haben; ausser dem Zürcher Stadtrat, namentlich Corine Mauch und Richard Wolff, haben sich noch keine namhaften Politiker ausdrücklich und unmissverständlich zum Nightlife in ihrem Wirkungsgebiet bekannt, geschweige denn Anstalten unternommen dieses zu unterstützen. Klar… die JUSO mal ausgenommen, die jedes Mal angehüpft kommen, wenn ein Mitplappern bei Belangen die Club-Szene betreffend etwas mediale Aufmerksamkeit verspricht, so wie letztmals anlässlich der angekündigten Closings der Basler Institutionen Nordstern und Hinterhof (beide Locations haben während des ganzen Medienrummels Besuch und Anfragen von Exponenten der JUSO erhalten).
…aber sonst? Das Nachtleben ist zu einem wichtigen Tourismusfaktor geworden und zu einer Branche, in der längst tausende Arbeitnehmer Vollzeit angestellt sind. Dennoch hört dieser Wirtschaftszweig von Politik und Staat nur dann etwas, wenn es wieder was zu regulieren, zu verbieten oder zu kontrollieren gibt.
Auch Ralph Roos, Gründer und Inhaber der Firma Novaprotect (Clubs Zukunft, Hive, Exil, etc.) kämpft nun im Rahmen der eingangs erwähnten Initiative mit einem aggressiven Amtsschimmel. Einer der geplanten Artikel stösst ihm dabei besonders sauer auf: Artikel 59 a. “…der Polizei Auskunft über getroffene und geplante Massnahmen zu erteilen und alle besonderen Vorkommnisse zu melden”. Ralph Roos: „Das bedeutet nichts anderes, als dass wir als Sicherheitsunternehmen von der Polizei instrumentalisiert werden! Abgesehen davon würde dies einen sehr hohen und zudem unnötigen administrativen Aufwand für die Polizei bedeuten. Als Beispiel: Wir erhalten von unseren Einsatzleitern wöchentlich rund 40 Rapporte à 3 A4-Seiten. Darin sind alle besonderen Vorkommnisse aufgelistet. Nur ein sehr kleiner Anteil davon ist für die Polizei von Interesse resp. überhaupt relevant. Die Vorkommnisse die strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, werden selbstverständlich schon jetzt der Polizei gemeldet. Zudem bin ich der Meinung, dass dieser Punkt auch nicht mit unserem Datenschutz konform ist. Dies würde nämlich bedeuten, dass wir der Polizei die persönlichen Angaben über einen Delinquenten, der gegen die Hausordnung verstossen aber noch kein Gesetz gebrochen hat, weiterreichen müssten! Dasselbe gilt für die Daten von Gästen die von einem Club ein Hausverbot erhalten haben“.
Dieses Beispiel ist mehr als nur ein beliebiges Exempel, sondern ein stellvertretendes Statement, wie die Politik das Nachtleben gemeinhin (immer noch und mit vereinzelten, löblichen Ausnahmen) sieht: Als etwas, das es zu bevormunden gilt und zwar ohne Rücksicht auf die Belange der Direktbetroffenen. Schon gar nicht auf die der Clubber. Oder wie sie die Politik wohl nennt: Die potentiellen Gesetzesbrecher.