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Meine eigene HIVE Geschichte

Vielleicht trügt mich da und dort meine Erinnerung, aber in dieser hat es sich so abgespielt.

 

2006, vor bald zehn Jahren, traf ich mich erstmals mit Anatol um über das Hive zu sprechen. Es war der luftleere Raum nach dem Closing der Dachkantine: Ein guter Teil der Betreiberschaft der legendären Location im äusseren Zürcher Westen hatte sich zusammengetan, um aus einem (etwas verqueren) Metal-Club namens D33 an der Dienerstrasse einen elektronischen Hafen namens Zukunft zu machen und kurze Zeit später verkündeten die ehemaligen Dachkantine-Veranstalter Nicola Schneider und Anatol Gschwind, sie würden in die Räumlichkeiten des zuvor von Dani Gasser geführten UG ziehen.

 

Zu dieser Zeit habe ich fürs 20minuten Ausgehsachen getextet, da und dort etwas geschrieben und auch für einzelne Nightlife-Institutionen wie die TonhalleLATE (damals hat noch der Plastique-Veranstalter Gasi den elektronischen Teil des Anlasses organisiert) die Medienarbeit betreut. Schon längere Zeit zuvor habe ich mich an einem Missstand gestossen: Zwar stellten bereits damals einige Clubs ein immens gutes Programm auf die Beine, doch kaum einer war fähig, dieses effektiv zu kommunizieren. Die Clubmacher wussten zwar welche DJs und Live-Acts sie buchen müssen, doch fehlte ihnen meist das Netzwerk und das Know How um ihre Line Ups an den Zeitung lesenden, Radio hörenden und Plattform besuchenden Clubber zu bringen. Irgendwann keimte in mir der Gedanke, dass ich das doch freiberuflich übernehmen könnte, bloss fehlte mir der Club um das Ganze mit möglichst viel Tamtam zu lancieren: Neu sollte er sein, ausserordentlich gute Line Ups sollte er führen und er sollte an einem Ort stehen, der im Zentrum des öffentlichen Interesses steht.

 

Dann fiel mir das erste Hive-Programm in die Hände und ich wusste: Das ist es.

 

Anatol kannte ich schon länger, habe mit seiner Eventagentur Sinnvoll schon gearbeitet und auch für seine Jürgs Fest-Partys in der Tonimolkerei (damals noch vom späteren Cabaret Voltaire-Kurator Philippe Meier geführt… oder war’s doch schon die Tonimolkerei von good old Linus Geiges? Don’t know…) aufgelegt. Das waren so Szenegrösse-Auflegis, weil spielen konnte ich nie wirklich; mein Technikverständnis reicht gerade um morgens den Laptop hochzufahren.

 

Also habe ich ihn angerufen und ihm von meiner Idee erzählt. Anatol wusste erst gar nicht recht was damit anfangen… ein Externer der das Club-Programm texten und kommunizieren soll? Trotzdem hat er mir eine Audienz gewährt und nach reiflicher Überlegung hat er mich dann angerufen: „Komm… lass uns das mal versuchen, aber bezahlen können wir dir nur einen Appel und ein Ei“ – ein guter Geschäftsmann ist er ja auch heute noch, der Anatol. Das war mir damals aber egal: Ich brauchte nur den idealen Club um beweisen zu können, dass meine Idee funktioniert.

 

Kurz nach dieser Sitzung bin ich dann das erste Mal selbst ins Hive um mir ein Bild zu machen. Es war Winter, Schnee lag auf der Strasse und das Hive war noch weit von dem entfernt was es heute ist: Nur der untere Floor ohne Lounge, die Tanzstube und das Atelier noch nicht mal am Horizont. Als ich dann von der Geroldstrasse richtung Bienenstock eingebogen bin, kamen mir zwei Hive-Gäste entgegen und der eine sagte zum anderen folgenden Satz: „Diesem Laden gebe ich höchstens ein halbes Jahr“.

 

Das war 2006 und ab diesem Zeitpunkt machte sich das Hive daran Schweizer Nachtlebengeschichte zu schreiben, bis hin zur Wahl in die besten 50 Clubs weltweit auf Resident Advisor. Und auch wenn sich Anatol zu Beginn etwas knauserig gezeigt hat bei meinem Honorar: Jedem der ihn angerufen hat um ihn zu fragen, warum das Hive in der öffentlichen Wahrnehmung so abgeht… „das ist der Lexi, der macht das für uns“ – der Grundstein für alles was ich heute mache.

 

Danke Hive. Für alles, wirklich alles. Und nur das Beste für die nächsten zehn Jahre.

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Autor: Alex Flach

Alex Flach (*1971) erblickte das Licht in der Klinik Bethanien in Zürich. Nach langen Jahren des Herumeierns bei Versicherungen und nach Erreichen der Bachelor-Würde in Ökonomie, kam er zum Schluss, dass ihm seine Freizeitgestaltung besser gefällt als der Arbeitsalltag und er beschloss, dass es eine feine Idee sei, seine Hobbys Schreiben und Clubbing zu kombinieren. Nachdem er einige Jahre für Medien wie das Forecast Magazin, das 20minuten, den Blick am Abend und natürlich KULT übers Ausgehen geschrieben hatte, erkannte er, dass Clubs bezüglich Medien zumeist ähnlich grosses Talent an den Tag legen, wie Erdferkel bezüglich Quantenmechanik - und dies obschon viele von ihnen ein Programm bieten, das eine regelmässige und umfangreiche Berichterstattung verdient.

Heute betreut Alex die Medienarbeit diverser führender Clubs in der deutschen Schweiz, darunter führende Locations wie das Hive (Zürich), der Nordstern (Basel), das Rok (Luzern), die Zukunft (Zürich) oder der Hinterhof (Basel). Zudem schreibt er im Tages Anzeiger eine wöchentliche Nightlife-Kolumne, ist wöchentlich Studiogast in der Sendung Friday Night von Jonas Wirz auf Radio 24, ist Chefredaktor der Drinks Schweiz, des offiziellen Organs der Schweizer Barkeeper Union, betreut seit Anbeginn die Kommunikation des tonhalleLATE-Projekts der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und bildet neuerdings, und zusammen mit Marc Blickenstorfer, Zürich Tourismus-Exponenten in Sachen Nachtleben aus.

Kurzum: Seine Couch und sein Schreibtisch stehen exakt auf der Schnittstelle zwischen dem Schweizer Nachtleben und der Öffentlichkeit. Dass er bisweilen zum über die Stränge schlagenden Berserker werden kann, wenn die von ihm so geliebte Nachtkultur (selbstverständlich völlig zu Unrecht) angepöbelt wird, versteht sich da von selbst.

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