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Brian Fallon – oder wie man sich mit Painkillers ein wunderbares Leben wünscht – Ein Album-Review

“I don’t wanna survive, I want a wonderful life” – Brian Fallon – A Wonderful Life

 

Die Meldung, dass The Gaslight Anthem für vielleicht längere Zeit pausieren würden, traf mich vor einem Jahr nicht wirklich. Denn im gleichen Atemzug wurde erwähnt, dass Frontsänger Brian Fallon an seinem ersten Solo-Album arbeitet. Painkillers heisst sein erstes eigenes Projekt. Painkillers. Leidet Fallon noch immer unter der Trennung von seiner Ex-Frau? War Painkillers seine musikalische Antwort auf diese sicherlich nicht einfache Zeit damals? Schon die letzte The Gaslight Anthem-Platte Get Hurt schien sein Verarbeitungsinstrument gewesen zu sein. Brauchts jetzt wirklich noch mehr Schmerzmittel?

Das Album eröffnet mit der ersten Singleauskopplung A Wonderful Life, einer schnellen und erstaunlich fröhlichen Nummer, welche man von Brian Fallon so nicht zwingend erwartet hätte. Ein richtig guter Mitsingsong, den man einfach nicht schlecht finden kann, irgendwie ein richtiger Crowdpleaser, aber im positiven Sinne.

Painkillers als zweiter Song erinnert stark an Tom Petty. Fallon singt über Leben und Liebe, was er kann wie kein anderer. Gute Nummer.

Mit Among Other Foolish Things betritt Fallon Neuland. Der Song wirkt wie aus vergangenen Tagen und beinhaltet eine herrliche Anspielung an die Beatles.

Smoke ist eigentlich kein wirklich neuer Song. Brian Fallon hatte ihn bereits mit seinem Side-Project Molly and The Zombies gespielt. Die Painkillers-Version ist jedoch noch einen Zacken kerniger, Fallons Stimme krächziger und Smoke hat hier einfach mehr Wucht.

Da kann Brian Fallon sich wehren wie er will. Mit Bruce Springsteen hat er einfach doch sehr vieles gemeinsam. Zum Beispiel die Vorliebe für Filme und deren Erwähnungen oder Anspielungen in Songs. Und mit Steve McQueen liefert Fallon vielleicht sein grosses Meisterwerk ab. Ein Song über Entäuschungen, das Leben und wie sehr unsere Träume doch viel besser waren als die Realität. Und wie wir doch alle gerne “King of Cool” Steve McQueen gewesen wären.

Fallon arbeitet stets mit einer sehr farbigen Symbolpalette. So singt er auch in Nobody Wins von seiner Tommy Gun, von der Queen und dass sie an einem traurigen Song gestorben wäre. Und doch versteht es der aufmerksame Zuhörer, sofern er sich überhaupt für die Lyrics interessiert, dass Fallon hier nicht zwingend vom Sterben singt, sondern, as simple as that, vom Ende einer Beziehung. “I guess we’re never gonna end up the lucky ones. Have a round on me.” Grossartig.

Rosemary ist eine schnelle und laute Nummer, welche wohl am ehesten aus dem Backlog von The Gaslight Anthem stammen könnte und, jedenfalls für mein Gehör, leichte E-Street Band-Anleihen in der Melodie aufweist.

Ebenfalls zum Molly and the Zombies-Repertoire gehört Red Lights, wohl frisch nach Fallons Scheidung geschrieben. „But I’m all sore eyes and beasts at my back door, pulling out their claws“. Wunderbar.

Long Drives ist, wie schon Smoke und Red Lights, ebenfalls ein Molly and the Zombies Track, der hier in wesentlich professionellerem Gewand daher kommt als in seiner Ur-Version.

Und ein weiteres Mal betritt Fallon unbekanntes Territorium. Honey Magnolia ist ein eher leises Stück, das voll von der Stimme seines Sängers lebt. Musikalische Untermalung ist eher im Hintergrund.

Mojo Hand lebt von seinem Blues-Einfluss und von dem coolen Groove, den Fallon dem Song mit seiner Stimme einverleibt.

Der krönende Abschluss bildet Open All Night. Um auch hier wieder den Vergleich zu ziehen, auch auf Bruce Springsteens erstem Solo-Album gibt’s einen Song namens Open All Night zu finden. Fallon bietet dem Hörer hier jedoch kein Cover, sondern sein eigenes Songbaby, ein weiterer Blick zurück an eine verflossene Liebe und der Feststellung „And I will never know the town where you finally settled down“.

Wenn Brian Fallon eines nicht geschafft hat, dann sicherlich sich von der Musik von Springsteen, Petty oder Dylan zu distanzieren. Die Gemeinsamkeiten in Painkillers sind zudem fast schon zu offensichtlich (siehe die erste Szene des Videoclips zu A Wonderful Life). Und dies ist auch gut so. Fallon bringt denselben Blickwinkel in seine Lyrics, die seit den frühen Asbury Park-Zeiten Springsteens existieren. Stories über nachdenkliche Menschen, oft vom Glück verlassen, die jedoch die Hoffnung auf ein wunderbares Leben noch nicht ganz aufgegeben haben.

Fazit: Brian Fallon hat mit Painkillers ein wunderbares und rundum hervorragendes Album abgeliefert, welches musikalische Einflüsse von Rock bis Blues wie ein Schwamm aufgesaugt hat. Bleibt ihm zu wünschen, dass er auch weiterhin genau die Art Musik macht, die man von ihm auch hören will.

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Autor: Dominik Hug

Mitdreissiger. Basler. Auch im Erfolg stets unzufriedener FCB-Fan. Filmkritiker. Leidenschaftlicher Blogger. Strassensportler. Apple User. Hat eine Schwäche für gute Düfte. Liest eBooks. Hört gerne Rockmusik. Fährt einen Kleinstwagen. Geht gerne im Ausland shoppen. Herzkalifornier. Hund vor Katze. Hat immer eine Sonnebrille dabei. Gelegentlicher XBox-Zocker. Hat 2016 überlebt.

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