Es gibt Leute, die muss man schön trinken, Angelegenheiten die muss man schön reden – und Ausdrücke, die muss man schön übersetzen. Die Assoziationen, die man mit dem Begriff Strassen-Essen hat, lassen einem jetzt nicht gerade das Wasser im Mund zusammenlaufen. Was von der Strasse kommt, ist im Volksmund schmutzig und verursacht Diarrhö oder Tripper. Übersetzt man aber ins Englische, siehts plötzlich ganz anders aus: Street Food. Street Food versetzt die Massen in Entzücken und lässt sie blind werden vor Lust. Zu recht? Ein Augenschein.
In Zürich findet derzeit das 5. Street Food Festival statt. Seit bekannt war, wann diese weitere Ausgabe stattfinden wird, wurden jegliche Fussball-EM-Emotionen im Keime erstickt – sofern es denn überhaupt jemals solche gab. 2016 steht im Zeichen der kulinarischen Genüsse. Kunststück: Für Langstreckenläufe und Seeüberquerungen muss schweisstreibend trainiert werden, während das Talent für die Disziplin Fressen jedem Durchschnittsbürger praktisch in die Wiege gelegt wird. Das erste Geschrei dreht sich um die Panik, erbärmlich verhungern zu müssen. Dieses latente Angstgefühl werden wir im Laufe des ganzen Lebens nicht mehr los – dies ist auch der Grund, weshalb wir uns so gut fühlen, wenn es nach Essbarem riecht, oder wenn die Tafel gar schon gedeckt ist.
Street Food gibt es schon ewig. In New York etwa den Hot Dog, an der Ostsee die Fischbrötchen und im Vorderen Sternen die Bratwurst. Weshalb stürzen wir uns also plötzlich auf jedes Happening, wenn dort Street Food angekündigt wird? Weil die Menschheit ENDLICH erkannt hat, dass sich unter freiem Himmel nicht bloss Cervelats, Frühlingsrollen und Zuckerwatte servieren lässt, sondern auch Gaumenfreuden mit wesentlich mehr Tiefgang. Voraussetzung für ein Menu, in der Street-Food-Liga mitspielen zu dürfen ist lediglich der Aspekt, dass es im Stehen, Gehen oder gar Rennen verzehrt werden kann. Servietten: Cool – Besteck: Uncool. Darüber hinaus sind den kulinarischen Fantasien keine Grenzen gesetzt. Und genau hier positioniert sich das Zürcher Festival: Die Auswahl soll möglichst breit, möglichst international und möglichst abwechslungsreich sein. Wer es vorzieht, neue Genüsse zu entdecken, anstatt schon wieder eine Pizza Margerita nachhause zu bestellen, ist die kommenden Wochen im Güter Garten (dem ehemaligen Standort des Güterbahnhofes zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Hardbrücke) an der richtigen Adresse.
Die Köpfe dahinter, die Miteinander GmbH, wissen, was sie tun. In dieser kreativen Schmiede entstanden bereits die letzten Street Food Festivals, u.a. auf der Dolder Eisbahn und am Mythenquai, das Wiehnachtsdorf am Bellevue und die erfolgreichen Märkte im Rimini, Plaza, Gerolds Garten und in der Härterei. Man hat das Gefühl, dass alles zu Gold wird, was die Miteinanders anfassen. Das hat allerdings auch seinen Preis: Man sollte schon ein paar zusätzliche Scheine in die Geldbörse stecken, wenn man es sich am Schlemmer-Festival gut gehen lassen will. Andererseits kennen wir die Saftigkeit der lokalen Speisenpreise und den Salzgehalt der Zürcher Restaurantrechnungen und wundern uns deshalb auch unter freiem Himmel nicht über den akuten Monetenschwund. Aber hey: Glück gibts nicht umsonst! Und schliesslich ist ja nicht jedes Wochenende Street Food Festival. Erst nächstes wieder. Und übernächstes. Und im September wieder. Dann findet übrigens auch FOOD ZURICH statt. Danach wird gefastet.
das Street Food Festival Zürich im Internet – das Street Food Festival auf Facebook
Bon Appetit!
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Programm:
Street Food Festival No. 5: 13.7. – 31.7. (immer Mittwoch bis Sonntag)
Street Food Festival No. 6: 8.9. – 18.9. (täglich geöffnet)