Nein. Sie, lieber Leser, haben sich in den letzten Spielminuten nicht die Fingernägel abgekaut und in die Bierdose gebissen, weil die so nervenaufreibend waren, und der Klopp hat dem Ref auch nicht beinahe eins in die Fresse gespuckt.
Der Fussballmatch war voller Emotionen.
Der blonden Braut sind keine dicken Tränen über die überschminkten Wangen gekullert, als ihr zwei Köpfe kleinerer Vater mit den zu kurzen Hosenbeinen sie in die Kirche führte. Die Hochzeit war voller Emotionen.
Gejohle? Hasstiraden? Trauer? Abscheu? Zärtlichkeit? Aggression? Euphorie? Missgunst? Gibt es nicht. Alles ist voller Emotionen.
Der Autosalon? Total emotional.
Das Schwingfest. Das Nagelstudio. Der Nationalratssaal. Das City-Schwimmbad. Dieser neue Club in Züri-West. Die Sushi-Bar. Die Tom-Ford-Boutique. Die sixtinische Kapelle. Die Bowlingsbahn. Der Sex-Verrichtungsplatz. Die Blogs von der Frau Weissberg und ganz besonders die Werbespots bei Wanner-TV und dem Schweyzer Farbfernseh Beromünster. Das Dreizehner-Tram, ja sogar die neue Bahnhofsunterführung in Winterthur und jetzt sogar eine Herztransplantation – alles Emotion pur.
Besonders voll davon sind Journalisten, TV-Ansagerinnen und -Kommentatoren. Die sind dermassen vollgestopft mit Emotion, dass andere Adjektive, Substantive oder gar Verben keinen Platz mehr darin haben.
Die sind mit Emotionen quasi vollgeschissen wie ein Damenstrumpf, würde meine Mutter jetzt sagen. Übrigens ganz gaaaanz toll, die Frau. Echt cool.
Und total emotional, im Fall.
One Comment
Leave a Reply