in

Zum Rettungsversuch eines untergehenden Schiffes – einmal Pirat, immer Pirat

Ich gehöre zur Zielgruppe. Jung, morgens top unmotiviert, musikorientiert. Ich wache auf. Schalt den Wecker aus, schalt das Radio an. “Gooood Morning!” Guten Morgen auch dir, Jan, und dir, Serap, und danke für die Prise Motivation auf den Pechschwarzen Montag. 105 rettet mir jeden Morgen aufs Neue. Bis auf den heutigen. Sendeschluss. Fertig. Aus.

Funny, dass ich gerade meine Maturarbeit zur Schweizer Gesellschaftsreform durch die moderne Publikationsfreiheit auf dem Medienmarkt beendet habe, in welcher Radio 24 eine zentrale Rolle spielt. Für diese Arbeit führte ich mit Roger Schawinski ein Interview über Radio 24, das der damaligen Schweizer Jugend so ans Herz gewachsen war, wie man es heute von Radio 105 behaupten kann. Als Radio 24 der Sendeschluss drohte, wurde auf dem Bürkliplatz demonstriert. “Mir sind da, will ois das Radio öppis bedütet!”, riefen Rezipienten des Senders in die laufenden Kameras.

Es hat mich unglaublich fröhlich gestimmt, als ich heute morgen las, dass Schawinski 105 unter die Arme greifen möchte. Es gibt sicherlich viele verschiedene Sichtpunkte auf die Hintergründe dieser Aktion. Doch wenn ich bedenke, dass der allgemein als Pirat bezeichnete Gründer des ersten Privatradios der Schweiz genau weiss, was es heisst, wenn einem der Hahn zugedreht wird und einem droht, alles, was man auf die Beine gestellt hat, zu verlieren, dann finde ich die Diskussionen über die Hintergründe seines Handelns wirklich überflüssig.

Giuseppe Scaglione sitzt nun im selben Boot. Er macht grad das durch, was Schawinski damals durchgemacht hat, gründete ein Radio, das von der Schweizer Jugend geliebt und geschätzt wird, und das trotz finanziellen Schwierigkeiten und steigender Konkurrentenrate 17 Jahre seinen Platz in der Radiolandschaft verteidigen konnte. Nur schon dafür habe ich grossen Respekt vor Scaglione.

Ich, jung, morgens top unmotiviert und musikorientiert, hoffe jedenfalls noch immer auf die Rettung des Senders. Und potenzielle Retter in der Not sollte man nicht zu sehr anzweifeln. Auch wenn es ein Pirat ist. Seemänner halten zusammen.

Das Wort zum Schluss: Radio 105 wird geliebt. Ich spreche für einen grossen Teil der Zürcher Jugend wenn ich sage, dass ihr uns fehlen werdet. Danke für all die geretteten Morgen.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Angela Kuhn

Angela Kuhn (*1994). Im Herzen Stadtzürcherin. Auf dem Papier aus Winterthur. Ein wenig noch aus Sizilien. Und ein wenig aus der Rioja. 19 Jahre alt und erfahren, in den Augen der Geschwister. 19 Jahre jung und ahnungslos, in den Augen der Welt. Schreibt immer mehr, aber noch zu wenig. Spricht immer weniger, aber noch zu viel. Weiss nicht mehr woher, weiss noch nicht wohin. Fragt sich, wie die Welt hinter Schulbüchern aussieht - vielleicht glitzert sie. Mag alles Glitzernde. Und Kaffee. Ist ein Sommermensch. Und Ästhetin. An Weihnachten Christkind. Singt ein wenig. Spielt Gitarre. Und Schlagzeug. Und Uno. Nichts davon wirklich schlecht, nichts davon wirklich gut. Nicht religiös, weil noch keine für sie glaubhafte Religion erfunden worden ist. Bleibt Weltoffen. Setzt auf die Zukunft.

Facebook Profil

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: mercedes-benz

talk dirty to me