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Demokratie wird überbewertet.

Selten wurde ein Begriff so strapaziert, verdreht und plattgeschlagen wie «Die Demokratie». Als sei sie das höchste Gut einer Gesellschaft. Gleichwohl beschworen und missbraucht muss sie sich von jeder lauwarmen Zunge lutschen lassen und am Ende auch noch klar und allgemeingültig dastehen. Das «wählen gehen» wird zur höchsten moralischen Pflicht in einem Land, wo man das darf und kann. Jeder soll verpflichtet werden zu wählen, am besten schon dann, wenn einer in die Pubertät kommt. Dann, wenn ihm sowieso schon der Kopf explodiert wegen all dem, was sich in seinem Körper grad alles so tut.

Nach gut 2 Monaten politischer Abstinenz und mehr oder weniger konstanter Verweigerung des Konsums von Massenmedien finde ich: Alles Blödsinn. Demokratie wird überschätzt. Politik wird überschätzt. Das einzige, was zählt, ist die Freiheit. Die Qualität einer politischen Gemeinschaft misst sich direkt an der Anzahl ihrer Gesetze. Je mehr Gesetze, desto mehr Gesetzesübertreter, desto mehr Gesetze undsoweiterundsofort. Und jedes Gesetz schränkt die Mitglieder dieser Gemeinschaft im Ausleben seiner Individualität ein. Das mag für ein paar Sachen sinnvoll sein. Im wesentlichen sind diese paar Sachen jedoch mit 5 der 7 Todsünden abgehandelt. Vielleicht gibts noch ein paar mehr. Auch wenns 100 wären: Wieviele Gesetze haben wir zurzeit so? Eben. Und jedes Jahr kommen weitere hunderte dazu, über ein paar darf man abstimmen, über die allermeisten nicht. Sie werden beschlossen. Von irgendwem. Auf Druck von irgendwem. Oder irgendwas. Wir werden gebüsst, wenn wir beim Autofahren am Tag während dem Fahren das Licht nicht angeschaltet haben.

Ein lieber Freund sagte mir einmal, dass ein System nur dann funktionieren würde, wenn es dabei der Gemeinschaft und gleichzeitig jedem einzelnen gut gehe. Ein Maximum an Freiheit bei gleichzeitigem Minimum an Regeln. Mag sein, dass die Demokratie dieses Ziel verfolgt. Aber sie läuft zurzeit in die entgegengesetzte Richtung. Immer mehr Regeln, immer weniger Freiheit. Es ist die Freiheit, die zählt, nicht die Demokratie. Die Jungen müssen nicht zur Demokratie ermuntert werden. Sie müssen ermuntert werden, sich für ihre Freiheit einzusetzen.

Klar, es gibt Leute, die sagen, dass die Freiheit nur in einer Demokratie gelebt werden kann, und dass die Teilnahme an dieser Demokratie drum wichtig sei. Ich meine: Die Demokratie ist eine politische Sache. Aber eine zweitrangige. Klar will keiner eine Militärdiktatur. Oder eine Finanzdiktatur. Oder sonst eine Diktatur, wo ein paar wenige sagen können, was alle zu tun haben. Aber darum gehts ja grad. Die Demokratie in ihrer Regulierungsgier entwickelt sich langsam zu einem Gebilde, welches sich für das Individuum zunehmends beklemmend anfühlt. Dabei geht es der Demokratie gut, je mehr sie streitet und regelt. Dem einzelnen geht es dabei immer weniger gut. Und er hat es hinzunehmen. Im Dienste der Demokratie und der Gemeinschaft.

Wir sollten uns vermehrt um unsere Freiheiten kümmern. Und um die Freiheiten unseres Gegenübers. Und nicht um Regelungen und Einschränkungen. Wir müssen unsere Jungen lehren, wie sich Freiheit anfühlt. Und nicht in ein politisches Konzept drängen, welches nur vorgibt, für die Freiheit zu sorgen, sich aber am Ende nur um sich selbst sorgt. Wir sollten sie lehren, zu leben, sich um ihre eigenen Dinge zu kümmern, um ihre Träume und Wünsche. Und gegebenenfalls dem anderen zu helfen, der es vielleicht nicht grad schafft, damit der wieder auf die Beine kommt.  Aber sicher nicht andauernd zu jedem Scheiss eine Meinung haben zu müssen und diese auch kund zu tun.

Die Freiheit ist das höchste Gut. Dann kommt die Demokratie. Und nicht umgekehrt. Ein Frage der Gewichtung.

 

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Autor: Rainer Kuhn

Rainer Kuhn (*1961) hat das ganze Ding hier gegründet, aufgepäppelt, fünf Mal neu erfunden, vorher Werber, noch vorher Betriebsökonomie studiert, noch vorher Tennislehrer gewesen. Dazwischen immer mal wieder ein Kind gemacht. Wollte eigentlich mal Pferdekutscher im Fex-Tal werden, später dann Pfarrer. Im Herzen ein Landbub, im Kopf dauernd unterwegs. Schreibt drum. Hat ein paar Gitarren und ein paar Amps in der Garage stehen. Macht Musik, wenn er Zeit hat. Hat er aber selten. Blues und Folk wärs. Steht nicht gern früh auf. Füllt trotzdem die Kult-Verteilboxen jeden Monat mehrmals eigenhändig auf. Fährt Harley im Sommer. Leider mit Helm. Mag Mainstream-Medien nicht. Mangels Alternativen halt Pirat geworden. Aber das ist manchmal auch streng.

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