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Kuba: Land veralteter Ideologien Teil 4 – Zurück in Zürich

Zurück aus Havanna, fahre ich an einem gräulich charmanten Zürcher Montagmorgen mit dem Zug zur Arbeit. Er hat Verspätung, was mich natürlich nicht tangiert, denn ich komme gerade aus dem Chaos in eine geordnete, organisierte, saubere Welt. Ich bin froh, dass mir kein Smog von umweltverschmutzenden Oldtimern ins Gesicht weht, sodass mir schlecht wird und ich Kopfschmerzen kriege. Erst jetzt vernehme ich durch die Lautsprecher, dass der Grund für die Verspätung ein „Personenunfall“ sei.

Als ich dann so da sitze, auf der glänzenden, modernen Bank und umhersehe, wünsche ich mir die Kubaner zurück. Ihre von positiver Mimik gezeichneten Gesichter, die Sehnsüchtigen Augen, die gierigen, touristenverschlingenden Blicke, ihre Leidenschaft – egal wofür.

Wir haben buchstäblich alles, einen Wohlstand, dass er vorbildlicher nicht sein könnte. Zugang zur Welt, Diversität in allen Lebenslagen, Meinungsfreiheit, Denkerlaubnis, Entfaltungsmöglichkeiten, Marktwirtschaft, Sicherheit. Trotzdem bringen wir uns massenhaft um, statt in den Strassen vor Freude zu tanzen. Unser Fokus lenkt sich statt auf das Überleben, auf Unbedeutendes. Sorgen gefangen in Kleinlichkeit. Wir haben alles und doch nichts. Ob es uns oder den Kubanern besser geht? Ich weiss es nicht. Im Grunde sind wir ähnlich. Der Kubaner handelt den Zugang zum Westen wie Gold, wir handeln Glück wie das höchste aller Güter.

The grass is always greener on the other side. Wichtig ist nur, wie wir unsere Einstellung programmieren. Ist sie erst einmal positiv ausgerichtet – Kommt das freudige Leben ganz von selbst.

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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