Zurück aus Havanna, fahre ich an einem gräulich charmanten Zürcher Montagmorgen mit dem Zug zur Arbeit. Er hat Verspätung, was mich natürlich nicht tangiert, denn ich komme gerade aus dem Chaos in eine geordnete, organisierte, saubere Welt. Ich bin froh, dass mir kein Smog von umweltverschmutzenden Oldtimern ins Gesicht weht, sodass mir schlecht wird und ich Kopfschmerzen kriege. Erst jetzt vernehme ich durch die Lautsprecher, dass der Grund für die Verspätung ein „Personenunfall“ sei.
Als ich dann so da sitze, auf der glänzenden, modernen Bank und umhersehe, wünsche ich mir die Kubaner zurück. Ihre von positiver Mimik gezeichneten Gesichter, die Sehnsüchtigen Augen, die gierigen, touristenverschlingenden Blicke, ihre Leidenschaft – egal wofür.
Wir haben buchstäblich alles, einen Wohlstand, dass er vorbildlicher nicht sein könnte. Zugang zur Welt, Diversität in allen Lebenslagen, Meinungsfreiheit, Denkerlaubnis, Entfaltungsmöglichkeiten, Marktwirtschaft, Sicherheit. Trotzdem bringen wir uns massenhaft um, statt in den Strassen vor Freude zu tanzen. Unser Fokus lenkt sich statt auf das Überleben, auf Unbedeutendes. Sorgen gefangen in Kleinlichkeit. Wir haben alles und doch nichts. Ob es uns oder den Kubanern besser geht? Ich weiss es nicht. Im Grunde sind wir ähnlich. Der Kubaner handelt den Zugang zum Westen wie Gold, wir handeln Glück wie das höchste aller Güter.
The grass is always greener on the other side. Wichtig ist nur, wie wir unsere Einstellung programmieren. Ist sie erst einmal positiv ausgerichtet – Kommt das freudige Leben ganz von selbst.