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Der Einzelne

Kürzlich las ich von einem Musiker, der seine Spotify-Abrechnung öffentlich machte, und diese Abrechnung zeigte seine Entschädigungen für das Streamen seiner Musik. Bei rund 22’000 Streams wurden ihm knapp 4.20 Dollar ausbezahlt. Am selben Tag veröffentlichte ein Bauer seine Situation, gemäss der er seine Produkte immer günstiger verkaufen muss, gleichzeitig aber dafür zu sorgen hat, dass sie allesamt GMO-frei, ungespritzt, fleckenlos und aus 200% biologischen Anbau daherkommen. Er resümiert, dass, wer im Supermarkt ein Poulet für Fr. 2.50 kauft, an der Kasse das Recht abgibt, sich über Massentierhaltung aufzuregen. Der Konsument ist also ein schizophrenes Wesen mit einem kranken Hirn. Vielleicht ist er auch nur ein bisschen kurzsichtig, denkt, auf ihn als Einzelner komme es nicht darauf an, findet auch, dass Künstler für Ihre Arbeit korrekt bezahlt werden sollten und Bauern auch, so grundsätzlich, aber er müsse halt auch schauen, wie er durchkommt, bei den hohen Mieten und den steigenden Krankenkassenprämien und all den anderen Gebühren und Steuern, die so erhoben werden. Abgesehen davon könne er ja auch nichts dafür, dass das System so ist wie es ist. Diesen Konsumenten  sei folgendes gesagt: Doch, Du Arschloch, genau auf Dich kommt es an! Denn Du bist kein Einzelner, Du bist Teil einer Masse, in der alle denken, es komme auf ihn nicht darauf an, und deshalb eben Masse sind und nicht Einzelner. Wärst Du ein Einzelner, würdest Du Deinen beschissenen Spotify-Account löschen und die Fr. 2.50 Poulets in der Kühltruhe liegen lassen. Und Du würdest die anderen Arschlöcher dazu ermuntern, es Dir gleichzutun. Die Masse ist immer dumm. Der Einzelne ist es nicht. Und Du kannst jeden Tag selber entscheiden, was Du sein willst.

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Autor: Rainer Kuhn

Rainer Kuhn (*1961) hat das ganze Ding hier gegründet, aufgepäppelt, fünf Mal neu erfunden, vorher Werber, noch vorher Betriebsökonomie studiert, noch vorher Tennislehrer gewesen. Dazwischen immer mal wieder ein Kind gemacht. Wollte eigentlich mal Pferdekutscher im Fex-Tal werden, später dann Pfarrer. Im Herzen ein Landbub, im Kopf dauernd unterwegs. Schreibt drum. Hat ein paar Gitarren und ein paar Amps in der Garage stehen. Macht Musik, wenn er Zeit hat. Hat er aber selten. Blues und Folk wärs. Steht nicht gern früh auf. Füllt trotzdem die Kult-Verteilboxen jeden Monat mehrmals eigenhändig auf. Fährt Harley im Sommer. Leider mit Helm. Mag Mainstream-Medien nicht. Mangels Alternativen halt Pirat geworden. Aber das ist manchmal auch streng.

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