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Was es im Handy nicht zu finden gibt

Ständig suchen wir im Smartphone nach etwas, das es dort nicht zu finden gibt

Wir suchen nach Glück – aber sehen nur die Freuden der Mitmenschen, wollen mithalten – statt herauszufinden was UNS eigentlich befriedigt und erfüllt.

Wir suchen via GPS den Weg zum Zielort – vergessen aber unsere Intuition zu gebrauchen. Oder wie es ist, auf Menschen zuzugehen, nach der Richtung zu fragen, sich mal hilflos fühlen zu dürfen.

Wir fotografieren unsere Kinder, warten auf Kommentare und Likes – vergessen aber dabei, ihnen beizubringen, dass wahres Selbstbewusstsein nur von Innen kommt.

Wir sehen unsere Kinder nur noch durch die Linse, mögen andere auch mitbekommen, wie stolz wir sind – dabei entgeht, dass unsere Liebe, unser volles Elternherz, von unseren Sprösslingen nur durch direkten Zuspruch und Aufmerksamkeit gespürt werden können.

Wir sitzen beim Essen und googlen beim aufkommen einer Frage jeglichen Gesprächsstoff zugrunde – statt zu diskutieren, behaupten, gemeinsam nach Antworten zu suchen – diese Antworten manchmal sogar nicht zu finden und uns trotzdem damit abfinden zu können.

Wir suchen nach Erfüllung beim Beobachten anderer – lenken uns aber vom eigenen Leben ab, wobei wir unsere Ziele aus den Augen verlieren.Wir scrollen und scrollen, ständig auf der Suche nach Gefühlsregung. Trauer, Wut, Glück, Witz, Schicksalsschläge. – Vergessen aber, dass unser Leben genauso viel zu bieten hätte, sähen wir nur einmal wieder genauer hin.

Wir schreiben und texten, rufen und verletzten, warten ungeduldig ganze Tage lang auf Antworten – verlernen dabei, wie es ist alleine, stark und unabhängig zu sein. Verlernen auch zu warten. Den Dingen ihren Lauf zu lassen. Auf Aktion keine Reaktion zu provozieren.

Wir suchen nach Liebe – vergessen dabei, dass der erste Eindruck, das erste Flackern, nur durch Augenkontakt und Chemie in live-Momenten entstehen können.

Wir posten unsere gefakte Schönheit und streben nach Komplimenten – eigentlich aber danach, dass uns jemand so liebt, wie wir in Wahrheit aussehen, nach einem langen Arbeitstag, krank im Bett oder morgens vor dem Zähneputzen.

Wir fotografieren unsere perfekt inszenierten Körperteile – vergessen aber, dass es nur einen Menschen geben kann, der in Realität unser hervorstehendes Bäuchlein mag.

Wir hoffen auf digitale Komplimente, warten auf Aufmerksamkeit – statt endlich einzusehen, dass uns nur eigenes Schaffen und Kreieren, Erreichen und Verspüren, auf Dauer glücklich machen kann.

Wir lesen viel und streben nach Allgemeinwissen – doch muss alles schnell gehen, es bleibt keine Zeit für Tiefe, für Fachwissen.

Wir wollen Tatsachen und Neuigkeiten so rasch wie möglich erfahren – trotzdem vertrauen wir dubiosen Online-Quellen, die so hurtig einer Wahrheit nicht nachkommen können.

Wir suchen Aufmerksamkeit, Zuspruch und Liebe, Glück und Gefühle, Wahrheit, Wissen und Aufregung – doch verstehen wir erst irgendwann, dass man sich das alles – nur selbst geben kann.

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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