in

Ist Van Dammes neuer Streifen «Pound of Flesh» mehr Schweinsghackts oder feines Entrecote?

«Es Pfund Fleisch bitte.»

Nein, Jean-Claude Van Dammes neuer Film Pound of Flesh wurde nicht in einer Metzgerei gedreht. Er spielt auch keinen Fleischwarenfachverkäufer dem ein Pfund Wagyu-Fleisch gemopst wurde.

Inhalt:
Deacon (Van Damme) wacht eines Morgens in einem Hotelzimmer in China auf und fühlt sich ziemlich beschissen. Kein Wunder. Sein warmes Bett scheint er mit einer Badewanne voller Eis getauscht zu haben. Zudem ist der ganze Raum voller Blut. Und das heisse Babe, welches seine letzte Nacht angenehmer gestaltet hatte ist ebenso nicht mehr aufzufinden. Deacon realisiert, er wurde Opfer eines Organhandelringes und ihm wurde seine Niere geklaut. Doch genau diese Niere wollte er eigentlich seiner schwerkranken Nichte schenken. Zusammen mit seinem Bruder George (John Ralston) macht sich Deacon auf die Jagd nach seinem vermissten Pfund Fleisch…

Man darf Jean-Claude Van Damme immerhin zugestehen, in den vergangenen Jahren ein besserer Schauspieler geworden zu sein. Er wirkt natürlicher, kann auch stillere Szenen ohne Peinlichkeiten überstehen und man kauft ihm mehr Ernsthaftigkeit ab als einigen seiner Actionkollegen.

Als erstes fällt auf, dass der Film an nicht komplett uninteressanten Plätzen gedreht wurde. China und Kanada werden als Shooting Locations gelistet. Dies gibt dem Film einen wesentlich cooleren Touch als die in der B-Szene üblichen Drehorte wie Bulgarien oder Rumänien. Jedoch, noch in den ersten Szenen wird ein mühsamer Farbfilter über das Bild gelegt. Farbfilter plus Van Damme, da war doch schon mal was. Richtig. Van Dammes Assassination Games, ich nenne ihn auch gerne den Sepia-Movie, wurde komplett mit einem hässlichen Farbfilter versehen. Regisseur bei beiden Filmen: Ernie Barbarash. Erwarten mich nun ebenfalls über 100 Minuten voller verfärbter Szenen? Glücklicherweise nicht. Barbarash fiel nur zu Beginn von Pound of Flesh kurz in alte Gewohnheiten zurück.

Das erste Drittel des Filmes kann ich gerne als vielversprechend bezeichnen. Setup Time gibts praktisch keine. Der Film startet direkt, etwas Vorgeschichte wird in kurzen Rückblenden gezeigt. Und das erste Drittel hatte alles. Sex, Fights, die genreübliche Clubszene und einen ziemlich nackten Van Damme. Really? Really! Der 54jährige zieht blank und präsentiert dem Zuschauer seine trainierten Hinterbacken gleich mehrmals. Da fühlt man sich doch gleich in die frühen 90er versetzt. Hätte nicht sein müssen, aber lieber der Arsch von Van Damme als der von Seagal auf dem Schirm. Okay, jetzt ist mir übel.

Mich stört es, wenn Actionstars wie Van Damme ihre eigentlichen Martial Arts-Fähigkeiten nicht wirklich zeigen dürfen. In Pound of Flesh gibt es grundsätzlich genug Action zu sehen, jedoch richtig knackig umgesetzt wurde diese nicht. Der Clubfight würde cool daherkommen, wäre das Bild nicht von  misslichen Schnittgewusel zerstört worden. Man erkennt kaum was auf dem Screen passiert.

Und leider ist die rassant umsetzbare Geschichte ein absolut zähes Stück Fleisch. Nach dem ordentlichen Startdrittel folgt ein gefühlt unendlich langer Mittelteil mit viel Gerede, noch mehr Gerede und noch viel mehr Gerede. Nichts gegen Dialoge. Aber dies scheint offensichtlich ein oberflächlicher Actionstreifen zu sein, also will ich nicht Van Damme und seinem Filmbruder beim Austragen von Familienstreitigkeiten bewundern, sondern will Blut, Schweiss und Tränen sehen.

Neben dem ordentlich agierenden Van Damme spielt John Ralston die zweite Hauptrolle. Grundsolide Arbeit liefert Ralston hier ab. Wie etwa Gökhan Inler bei den meisten seiner Länderspiele. Durchschnittliches Handwerk, aber mehr geht halt nicht. Der Rest des Casts kann man fast aussen vor lassen. Bis auf den Bad Guy. Dieser wurde gespielt von Darren Shahlavi, einem Stuntman und Martial Arts-Künstler, bekannt aus Filmen wie 300, Ip Man 2, The Package und vielen weiterne Werken. Pound of Flesh ist jedoch einer seiner letzten Filme, denn der Actionmann verstarb anfang des Jahres an Arteriosklerose.

Fazit: Das erste Drittel ist brauchbar, der finale Twist passt eigentlich auch, aber dazwischen liegt etwa eine mühsame Stunde in der nicht viel passiert. Pound of Flesh ist so leider näher beim Gammelfleisch als beim Kobesteak.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Dominik Hug

Mitdreissiger. Basler. Auch im Erfolg stets unzufriedener FCB-Fan. Filmkritiker. Leidenschaftlicher Blogger. Strassensportler. Apple User. Hat eine Schwäche für gute Düfte. Liest eBooks. Hört gerne Rockmusik. Fährt einen Kleinstwagen. Geht gerne im Ausland shoppen. Herzkalifornier. Hund vor Katze. Hat immer eine Sonnebrille dabei. Gelegentlicher XBox-Zocker. Hat 2016 überlebt.

Facebook Profil

Eben gerade eingetreten: Die mit dem Kickstart angeworfene Top5 der schönsten blonden Kamerafrauen im Netz, die bis jetzt noch keine vorbeirennenden Flüchtlinge ins Schienbein getreten haben

Häschtäg?