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Geiz ist ungeil

Wir befinden uns in einer Epoche, in welcher man uns weiszumachen versucht, dass Geiz geil sein soll. Geiz ist aber ganz und gar ungeil, im Gegenteil: Geiz ist ein stechend beissendes, ätzend triefendes Geschwür, das einen nach und nach von innen auffrisst. 

Geiz hat viele Gesichter, und Sie kennen ganz bestimmt Menschen in Ihrem Umfeld, die Sie als geizig bezeichnen würden. Vorsicht: Geiz hat nichts mit Sparsamkeit zu tun. Geizig ist einer nicht, weil er am Hungertuch nagt und deshalb jeden Rappen zweimal umdreht, bevor er ihn wieder in den Sparstrumpf zurück legt, um ihn für noch schlechtere Zeiten aufzuheben. Jemand, der sorgsam mit seinem Ersparten umgeht, weil es zum Überleben zu wenig und zum Verrecken zu viel ist, hat einen diametral entgegengesetzten Bezug zu Besitz im Vergleich zum krankhaften Geizhals.

Den Geizigen plagen keine anderen Sorgen in seinem kümmerlichen Leben, als dass er etwas von seinem wohlbehüteten Besitz abgeben müsste. Dabei spielt es ihm keine Rolle, ob er einem hungernden Bittsteller ein paar Krumen von seiner Stulle abgeben, oder ob er einfach ein kleines Bisschen von seinem gehorteten Schatz unter die Leute bringen sollte – um des Genusses willen, der Gesellschaft, des Lebens. Viel lieber hockt er gierig auf seinem Eigen, als müsste er es bis nach seinem Tode verteidigen. Dabei gibt es überhaupt keine Bedrohung, keinen, der ihm ans Lebendige will. Der Besitz kann zur Sucht werden, die stets nach Sättigung verlangt, ohne dass eine solche jemals zu erreichen wäre. Mehr, immer mehr, dabei hat er kaum mehr Platz für die gehäuften Haufen, und für einen Anbau reut ihn jeder Batzen. Grosszügigkeit ist ihm ein Graus, jedenfalls jemand anderem gegenüber als sich selbst. Sich gönnt er dann und wann ein kleines Bisschen Luxus – aber auch bloss, um damit anzugeben und vor anderen zu prahlen, und um ihn darauf zu seinen Kostbarkeiten zu gesellen. Was ihn zu einem noch viel schlechteren und unbeliebteren Menschen macht. Er wird gemieden, verspottet, geächtet und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Der Anfang vom Ende.

Wer das Gefühl vom Teilen kennt, hat einen grossen Brocken vom Sinn des Lebens verstanden. Teilen zu können bereitet allergrösste Lust! Geteilte Freude ist nicht nur doppelte Freude, sondern eine vielfache. Entdecken Sie das Schenken, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, wenn Sie das nicht schon längst getan haben. Freude bereiten und dabei Freude in jedewelcher Form zu empfangen ist etwas vom Schönsten überhaupt. Ein Lächeln, ein strahlendes Gesicht, ein ehrlich gemeinter Händedruck… Wer gibt, dem wird gegeben ist nicht einfach so ein lauer Spruch. Er vereint alles in sich, was einen grosszügigen Menschen ausmacht. Einer, der gibt, ganz egal, ob er viel besitzt oder wenig, ist angesehen. Geteilt werden können bei weitem nicht nur materielle Dinge, sondern mit Vorzug auch vielerlei unfassbare, unertastbare, un(be)greifbare: Erlebnisse, Erfahrungen, Momente des Glücks, der Überraschungen – aber auch einmal der Stille. Seien Sie kreativ in der Art und Weise, wie Sie etwas davon abgeben, wovon Sie ohnehin genug besitzen, und seien Sie nicht verstaunt, wenn es mit dem Teilen noch weiter wächst. Sie werden ausgezeichnet schlafen und verblüfft sein, wie gerne Sie am Morgen wieder aufwachen.

(Bild: gratisography.com)

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Autor: Pete Stiefel

Pete konnte pfeifen, bevor er der gesprochenen Sprache mächtig war – und an seinem ersten Schultag bereits schreiben. Trotzdem ist er da noch einige Jahre hingegangen. Danach schrieb und fotografierte er fürs Forecast Magazin, für Zürichs erstes Partyfoto-Portal stiefel.li, fürs 20 Minuten, MUSIQ, Q-Times, Party News, WORD Magazine, war Chefredaktor vom Heftli, lancierte das Usgang.ch Onlinemagazin – und er textete für Kilchspergers und von Rohrs Late Night Show Black’N’Blond und Giaccobo/Müller. Er trägt (vermutlich) keine Schuld daran, dass es die meisten dieser Formate mittlerweile nicht mehr gibt.

Irgendwann dazwischen gründete er in einer freien Minute seine eigene Kommunikationsagentur reihe13, die unterdessen seit weit über 13 Jahren besteht. Er ist mittlerweile in seiner zweiten Lebenshälfte, Mitinhaber vom Interior Design Laden Harrison Interiors, schrieb unterdessen Pointen für Giacobbo / Müller, Black 'n' Blond (mit Roman Kilchsperger und Chris von Rohr und irgendwann auf dem Planeten Kult gelandet. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein grosser Schritt für Pete.

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