Letzten Woche war ein Kumpel bei mir: Männerabend. Mit allem drum und dran, Sie wissen schon. Was Leckeres gekocht, Hochland-Rinderhackbraten mit Ofengemüse, man gönnt sich ja sonst nichts. Dazu Wein, genügend Wein, nicht vom Billigsten, ein, zwei Gläschen Feinschmecker-Tequilla und… Eben, Sie wissen schon.
Nach dem gemeinsamen Einkauf, dem gemeinsamen Kochen, dem Apéro-Käseplättchen mit Knäckebrot, man schaut ja ein bisschen, dem gemeinsamen Dinner zu Tisch, begleitet von tiefsinnigen, stets tiefsinniger werdenden Gesprächen, schien der richtige Moment gekommen. Der richtige Moment, die vor einer Weile erstandene PlayStation 4, man geht ja mit der Zeit, aus der Kartonverpackung zu schälen und an den Flachbildschirm TV anzuschliessen und so richtig deftig eine Runde abzugamen. Wie damals mit der PlayStation 3, Jahre nach damals mit der PlayStation 2, und wie sie alle hiessen. Ein magischer Moment, den man nicht mit jedem erleben will. Auch tendenziell weniger mit einer Frau, weil diese einfach das Auge nicht haben für die technischen Raffinessen einer Spielkonsole. SPIELkonsole ist denn auch ein viel zu rudimentärer Begriff für ein technisches Wunderding: Lebensstilkonsole wäre viel angebrachter. Denn schliesslich definiert sich ein Mann über die Marken seiner Gadgets, das weiss jedes Kind. Ich besass im Rahmen meiner Selbstfindung jeweils die Spielkonsolen aller Hersteller, heute bin ich bei dem aktuellen Modell von Sony gelandet. Irgendwann ist ein Mann einfach ausdefiniert und reif genug, sich für etwas zu entscheiden.
So wollte diese nigelnagelneue PlayStation von uns zwei Jungs heute Abend bespielt werden, dies machte sie uns mit ihrer alleinigen Präsenz unmissverständlich klar. Benutzt mich! An uns sollte es nicht liegen. Das Gerät war im Nu angeschlossen, doch dann tauchte ebenso schnell das erste Problem auf: Wo, ums Gamershimmelswillen befindet sich der Powerknopf dieser Powermaschine? Es dauerte Minuten, bis es unser Stolz zuliess, in einem Junge-Leute-Internetforum die Lösung für unser akutes Problem zu finden. Naja, man ist halt langsam im Alter, in dem man Junge um Rat fragen muss, und nicht mehr umgekehrt. Dass ich bisher keine neuen Games besitze für die neue Konsole, schien mir bis zum jetzigen Zeitpunkt irrelevant – was sich schlagartig ändern sollte. Dass ich nämlich Besitzer einer immensen Sammlung von PS3 Games bin, interessiert die PS4 erdenklich wenig. Einer neuen Ehefrau ähnlich schien sie mir schnippisch zu eröffnen: Es interessiert mich einen feuchten Dreck, was du mit deiner alten alles angestellt hast. Oder auf Neudeutsch: Die PlayStation 4 ist nicht abwärtskompatibel, die bisherigen Spiele können nicht mehr gespielt werden. Jedenfalls nicht, solange man nicht bereit ist, einige auserwählte alte Titel über einen Online-Dienst gegen Entgeld upzugraden und gestreamt zu spielen. Damit fand dieser Test ein abrubtes Ende, das Fazit kurz und knapp: Danke, PlayStation 3, dass du weiterhin für mich da bist. Den Spass liessen mein Kumpel und ich uns indessen nicht nehmen, und wir zockten bis ins Morgengrauen Klassiker, bis wir Schwielen an den Fingerkuppen hatten. Wie damals.
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Zwei Wochen später: