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Wie gaga ist mega?

Wie war das Bruce Springsteen-Konzert? Nun, es hat niemanden so richtig mitgerissen.

Die Erde im Stadion hat nicht gebebt. Keinen Schwanz hat es aus den Biker-Boots gehauen. Niemand hat geweint, als er mutterseelenalleine auf der Bühne stand und diese herzzerreissende Ballade gesungen hat.

Es war einfach nur mega.

Denn heute ist alles nur noch mega.

Das Sushi gestern Abend beim Japaner? Mega. Dein erstes Date mit dem Neuen? Mega. Das Weekend in Bilbao? Mega. Die Party am Samstag? Mega. Dein neuer Job? Mega. Die Abdankungsfeier für Oma? Mega.

Alles ist mega, mega ist alles, nur «geil» ist langsam nicht mehr mega; das Mega-Virus hat sich epidemisch ausgebreitet.

Ein Gegenmittel wäre zwar längst entwickelt, ist rezeptfrei und heisst: «Wie meinst du das genau?». Es wird wegen der unangenehmen Nebenwirkung («Ja, mega halt!») bloss nicht gern genommen.

Man könnte ja wenigstens versuchen, «mega» ab und zu mit «giga» zu variieren und es dabei in seiner Aussagekraft sogar noch zu steigern: «Lady Gaga ist giga!»

Oder, da die griechisch-stämmigen Worte langsam ausgehen, es mit Latein probieren. Also z.B. mit «ultra». Dein neues Outfit ist ultra. (Hm, bisschen waschmittelreklamig.) Oder mit magnum. Der neue Streifen mit Johnny Depp ist magnum. (Aber wer will schon dauernd an den Siebzigerjahre-Schnauz von Tom Selleck erinnert werden oder an ein Stangeneis?)

Ein anderer Ansatz wäre, in einem kreativen Brainstorming-Projekt, z.B. in einem Internet-Café in Berlin, einen neuen völlig sinnentleerten Ausdruck auszuhecken und ihn dann zu verbreiten. Ist ja schliesslich 100 Jahre Dada.

«Gaga di bumbalo» aus einem Gedicht von Hugo Ball fällt uns spontan ein. «Die Pizza Napoli war gaga di bumbalo!»

Oder, noch schräger: das lautmalerisch bislang unerreichte «pimpalo ögrögööö» aus dem gleichen Gedicht.

«Wie war ich?» – «Pimpalo ögrögööö!»

«Geil, die neue Kawasaki?»- «Pimpalo ögrögööö!»

«Wie war’s in Thailand?» – «Pimpalo ögrögööö!»

PIMPALO ÖGRÖGÖÖÖ.

Irgendwie mega, oder?

 

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Autor: Reinhold Weber

Reklamiker und Texter aus und in Züri, nachdem er gefühlte 20-mal umgezogen ist, u.a. nach Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Wien.

Reduzierte den Smart to the max, machte Media-Markt weniger blöd und blieb beim Tages-Anzeiger dran. Ist Namensgeber und Mitgründer von Blue Balls Music, die das „Blue Balls Festival“ in Luzern veranstaltet.

Verbringt seine Tage völlig unkorrekt und ausgegrenzt als partei- und konfessionsloser, heterosexueller Raucher/Fleischfresser/Nichtjogger/Oekosparlampenhasser. Spielt auf seiner alten Fender Stratocaster zu allem Übel auch noch am liebsten Negermusik.

Mag Texaner wie Billy Gibbons und Kinky Friedman. Ob die allerdings ihn mögen, ist glücklicherweise unbekannt.

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