in

HOLY SHIT, METALLICA!

Der 22. Oktober war ein guter Tag. Flug nach Berlin, eingeladen von Universal Music, direkt ins Soho House, eine Stätte, die der kleinpimmlige Wahnsinnige mit dem steifen Arm noch gebaut hatte. Entsprechend kann man sich die Hütte vorstellen: Prunkvoll, riesig – Style ohne Ende. Mit weichen riesigen Samtsofasesseln im untergeschossigen Sherlock-Holmes-Bibliothek-Kino, die auch irgendwo im Schloss Versailles rum stehen könnten. Dazu Champagner, Wein, Fingerfood – und Premiere der neuen Metallica-Platte „Hardwired… To Self-Destruct“.

Die europäische Journalisten-Elite und ich waren gleichermassen geschockt: Metallica sind gut. Sehr gut sogar. Nein, sie sind mindestens phänomenal. Was für eine Platte! Kill Em All sticht die Masters Of Puppets ab und Ride The Lightning schlägt mit voller Wucht in der schwarzen Platte ein. Als wäre es das Normalste der Welt. Eine Kreativbombe ohne Limit – mit Schuss!

Das hat nichts mehr mit den Village People der Bay Area zu tun (so nannte ich sie zwischendurch mal). Metallica sind fokussiert und hungrig wie nie. Das Tal der Depression scheint durchlaufen, der Pomaden-Groove von „Some Kind Of Monster“ mit diesem unsäglichen „psychologischen Berater“ ist weg, hier loten vier alte Kids nochmal ihre Grenzen aus – und freuen sich so, wie wir immer, wenn wir im Schulskilager auf der Riederalp (hinter einem Hotel-Container versteckt) Art Furrer mit Schneebällen am Hut getroffen hatten.

Die Metallica-Maschine ist geölt und gigantisch. Sie rotzt und rollt – und sie ist heavy. Verdammt heavy. Es scheint auch, als hätte Lars Ulrich James Hetfield zur Inspiration nochmal seine Lieblingsplatten von damals vorgespielt, als er wie ein toter Iltis stinkend beim Entenjäger klingelte, um seine Vision von Metallica vorzustellen. „Halo On Fire“ beginnt wie ein 70ies-Judas-Priest-Track, phasenweise erinnern Solis und Riffs an Iron Maiden, hier grätscht mal Tommy Vetterli von Coroner rein – und sowieso klingt das Ganze wieder so wie die Szene mitte der 80er-Jahre. Die kreativste und intensivste Zeit aller grossen Metalbands. Nur mit dem produktionstechnischen Bombast der Neuzeit.

Blechtrommel-„Saint Anger“ ist definitiv vergessen, mit „Death Magnetic“ hat man 2008 im letzten Moment noch die Kurve gekriegt und jetzt mit „Hardwired… To Self-Destruct“ (ab heute im Handel erhältlich) einen drauf gesetzt. Diese Platte hat mit ihrer Vielseitigkeit, Genialität und einem James Hetfield in Championsleagueform das Potenzial, die Kathedrale aller Metalplatten zu werden.

Bewertung: Mindestens 237 Entenjäger-Kanonen für James Hetfield. Und 14’000 Platzpatronen. 

Gefällt dir dieser Beitrag?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Sascha Plecic

Wem sein Leben lieb ist, darf auf keinen Fall:

- Nicht wissen, wer Coco ist, und im Bodycount-Backstage vor Ice-T’s versammelter grimmiger South-Central-L.A.-Truppe mit ihr flirten
- Robb Flynn (Machine Head) sagen, dass Metallica die Village People der Bay Area sind - und bei ungläubigem Nachfragen seinerseits etwas beleidigt und viel lauter werdend darauf bestehen
- Iggy Pop sagen, dass er nur David Bowies Spielball war bzw. dieser ihn schamlos beklaut hat
- Im Grosi-Rägemänteli, mit einer orangen Schlumpfmütze und Spülhandschuhen bei der Bloodhound Gang zum Interview erscheinen -> Resultat: Er wurde u.a. von Evil Jared angepisst. Literally.

IRON PLECIC did it all - und hat’s überlebt.

Fünf Funderbare Feste Für Basel

Muotataler Klimaschmöcker retten in Marrakech die Welt vor dem Wetter. (Der Wochenrückblick 46/2016)