Komm, wir reisen zusammen in die Stadt des Vergessens, wo alle Kirchenglocken Sturmwarnung geben, wo die Sirenen auf der Leuchtturminsel heulen, ohrenbetäubend.
Eins ist ganz klar, ich bin ein Narr, weil ich Dich kennen wollte, so wie Shiva Shakti kennt, in ewiger, grenzenloser Ekstase, feuchter, heisser Ekstase.
An jenem Siedepunkt, wo sich Schmerz und Fleischeslust ein Stelldichein geben.
«Zieh Dich aus.»
Am Küchentisch haben wir gesessen, grosse Likörgläser in der Hand. Wir haben über Turnhallen-Umkleidekabinen philosophiert, die Schatten der Vergangenheit beklagt. Und plötzlich musste ich es tun, trotz der Winterkälte, die der kleine Gasofen im Raum nicht verdrängen konnte, ich musste es einfach sagen: «Leg’ Deine Kleider ab. Steig auf den Küchentisch. Auf den Knien will ich Dich sehen, aber erhöht, so wie eine Priesterin über der Gemeinde amtet, hoch oben auf der Kanzel».
So ist es geschehen. Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum Du gehorcht hast.
Und dann bin ich vom Küchenstuhl aufgestanden, habe Dich eingerieben, mit feinstem Erdnussöl, von oben bis unten, sogar Deine Haare habe ich eingerieben.
Erdnüsse, geerntet von fröhlichen Farmerinnen. In knappsten Bikinis aus Brasilien und mit schweren texanische Stiefeln an den Füssen. Im Tal der Sonne. Gepresst von singenden Burschen, Landburschen, immer froh, immer bereit, immer steif, dort unten, wo die Blumenwurzeln das Erdreich verwunden.
Abgefüllt von vier Mönchen, in deren Kloster 16 junge Damen wohnen, die den frommen Männern in jeder nur vorstellbaren Art und Weise zur Verfügung stehen. Dies gerne und auf Abruf. Was für ein Leben.
Dinge, die Du verlangt hast
Deine trockene Winterhaut. Gierig hat sie das Öl aufgesogen. Und als ich dann zwischen Deinen Beinen, Deinen Himmelssäulen angelangt war, eine Hand vorne, die andere hinten, hat Dich auch noch der letzte Hauch von Anstand verlassen.
Die Worte, die Du gesagt hast, die Sachen, die Du gemacht hast, die Dinge, die Du verlangt hast…
Ich habe stattgegeben.
Doch habe ich Dich warten, habe ich Dich betteln lassen, ich wollte zuerst noch mehr jener Worte hören, die in feiner Gesellschaft als hässlich gelten, aber in dieser Art von feiner Zweisamkeit wie Musik klingen, süsse Musik, von Dave Bartholomew vielleicht oder von Albert Ayler.
Worte, die besonders schön klingen, wenn Du sie flötest, unbekleidet, bis auf Deine quer-gestreiften Kniestrümpfe, Höllenfeuer in den Augen, auf dem Küchentisch kniend, ölig glänzend, die Erdnüsse lassen schön grüssen, in der Winterkälte jener verlorenen Metropole, deren Namen ich nimmermehr aussprechen werde.
Nada war Dein Name. Nada heisst meine Liebe. Nada wird mein Requiem sein.
Unselige Hafenstadt
Und jetzt. Schäbiges Hotelzimmer in der Stadt des Vergessens. Jener zutiefst unheimlichen, unseligen Hafenstadt. Natürlich habe ich die Rechnung bezahlt. Schliesslich habe ich Dich überredet, zu einem Wiedersehen, mich hier zu treffen, mit Engelszungen, wochenlang.
Und nun bist Du endlich hier. Nun ist Deine Zunge am Arbeiten. Noch säst Du, wenn man so will – und ich werde schon schauen, dass Du nicht allzu bald zum Ernten kommst.
Ich werde schön schauen.
Bevor ich die Tür aufstosse, zum Allerheiligsten, zu dem lediglich jene kleine Hintertür des Tempels führt, welche Du lange, ach so lange beschützt hast. Nur um sie heute aufzugeben. Während draussen alle Kirchenglocken Sturmwarnung geben, während die Sirenen auf der Leuchtturm-Insel heulen, ohrenbetäubend.
Verwandelt werden
Nun sind wir an der Reihe. Und wir werden verwandelt, wir werden verwandelt werden. Nada. Hüterin der Tore, Schlange, die sich häutet, um dann in neuem Glanz vor mir zu stehen. Schweissglänzend, im kalten blauen Neonlicht chirurgischer Lustträume. Nada. Diese Liebe ist ein Krieg. Der einzige Krieg, den es sich zu kämpfen lohnt, jener Krieg von Sex gegen 60 Millionen.
Doch es hat halt keinen Zweck, den falschen Leuten das Richtige erklären zu wollen. Ich wünsch’ Dir süsse Träume. Nada.