Luise Pusch? Senta Trömel-Plötz? Does that ring a bell? Die Avantgarde der Feministischen Linguistik, die Vorreiterinnen der deutschen Gender-Bewegung raufen sich vermutlich die Haare und verfluchen ihren Startschuss zum sprachwissenschaftlichen Stalinismus. Worst Case: Sie beglückwünschen sich für den Siegeszug der –Innen, die nun auch in die heiligen Hallen der Verwaltung Einzug gehalten haben.
Kafkaesk-butlersche Absurditäten
Als Luise und Senta in den Achtzigerjahren die patriarchalischen Strukturen der deutschen Sprache knackten, hätten sie sich wohl nicht träumen lassen, dass eines Tages die deutsche Beamtenschaft ihre kostbare Zeit in Gender-Mainstreaming von Verwaltungsdokumenten steckt. Gender-Mainstreaming wäre als Vokabel niemals goutiert worden, da sie direkt dem Kapitalistensäckel der American Bad Guys entstammt und GermanistInnen alles andere als Mainstream zu sein hatten. Jetzt, da die 68er in mallorquinischen Fincas hausen oder sich auf Koh Samui bedienen lassen, übernimmt die 80ies-Generation als pflichtbewusste Gefolgschaft das Ruder übernommen und verliert sich in kafkaesk-butlerschen Absurditäten.
Asterisk im morphologischen Baukasten
Wenn Berliner Beamte LSBTTIQ* als Allheilmittelmittel für gesellschaftliche Ungerechtigkeit sehen, sitzen sie einem gewaltigen Irrtum auf. Sprache, das wusste schon Saussure, ist kein Abziehbild der Wirklichkeit und auch kein Duplo-Tattoo, das man menschlicher Vielfalt aufkleben kann. Sprache, das wiederum zeigte uns Wittgenstein, ist keine transparente Folie, durch die wir die Wirklichkeit erkennen. Es gibt keine glasklare logische Sprachessenz, die wir lediglich zu erkennen brauchen. Stattdessen spielen wir täglich Spiele, deren Regeln manchmal gesellschaftlich vorgegeben, oft aber auch neu konstituiert werden. Diesen „linguistic turn“ haben weder die Beamtenschaft noch die Sprach-Freaks der LSBTTIQ*-Fraktion vollzogen. Sie spielen immer noch mit ihrem morphologischen Baukasten und freuen sich darüber, wenn sie – kreativ wie sie sind, Mon Dieu! – ein Bausteinchen mit einem Asterisk bepinseln. Dabei sind sie sich nicht einmal bewusst, dass sie in übelste vorstrukturalistische Gewohnheiten zurückfallen und unweigerlich in Nietzsches „Zuchthaus der Sprache“ landen.
Games als Gegengift
Gegen diesen schnöden sprachlichen Materialismus gibt es nur ein Gegengift: Games! Games! Games! Spielchen, die im Kopf stattfinden, vollkommen entmaterialisert sind und zu einer befreiten Haltung gegenüber Vielfalt führen. Sicher nimmt man mir das Namasté-Babe nicht ab und als Eso-Braut gehe ich auch schwer durch. Für intellektuelle Spielereien bin ich jedoch immer zu haben. Up to you, ob ihr im Real Life etwas daraus macht, anstatt linguistische Scheingefechte zu bestreiten! Ein * oder ein x auf dem Papier, wird das Chaos auf Berliner Klos nicht verhindern. Also anpacken und Toleranz walten lassen, anstatt die Silbe im Heuhaufen zu suchen!
Utes Mind Game-Seminar: I wanna be a fern!
First step: Gender-Player ab in Utes Mind Game-Seminar! Heute mal im Dschungel! Frei zu sein bedarf es wenig. Close your eyes, visualize and say: I wanna be a FERN!
Als Farn… bin ich in der Lage, mir ohne Strap-on-Dildo einen Schwanz wachsen zu lassen. Harter Einstieg? Möglich, hat aber auf jeden Fall den Vorteil, dass man sich nicht ständig um dieses leidige Gender-Thema und verknöcherte Strukturalisten Gedanken machen muss. Gender-specific, trans-gender, politisch korrekt oder unkorrekt? Who cares! Es ist, wie es ist, nämlich biologisch! (Tief durchatmen, bitte! ICH BIN EIN FARN!)
Beach Boy oder nordische Göttin? – ein Hoch auf den Klimawandel!
Die Natur nimmt uns glücklicherweise so einiges ab. Wir stehen nicht ständig im Entscheidungs-und Urteilszwang. Soll ich mich darauf einlassen oder lieber doch ganz brav und sittsam bleiben? Scheint die Sonne mit einer ganz besonderen Intensität vom Himmel, verwandeln wir uns einfach in einen knackigen Athleten und begeben uns herrlich schwanzgesteuert auf die Suche nach Beach-Beautys. Ist uns dieses Dasein dann doch etwas zu beschränkt, suchen wir Schatten oder reisen in einen isländischen Eispalast, hüllen uns in Rentierfelle und entpuppen uns am nächsten Morgen als nordische Göttin. Glückselig singen wir dann das hohe Lob auf den Klimawandel, der die Diversität unseres Sexuallebens doch ausgesprochen positiv beeinflusst!
Tapir-Penisse und Bonobo-Pos
Auch als Farn macht man sich gelegentlich Gedanken über Fortpflanzung. Da wir ja kein Geschlecht haben, sofern wir es nicht wollen und uns die Sonne nicht auf den Pelz brennt, streuen wir einfach mal etwas aus, das wir Gedanken-Sporen nennen. Irgendein geschlechtliches Pflänzchen wird sich daraus dann schon entwickeln. It’s not our job anymore! Von der gesamten Erziehungs- und Geschlechterbetreuungspflicht sind wir befreit, was uns erfreulicherweise viel Raum für die Erprobung eigener Geschlechter-und Paarkonstellationen lässt. Sie wollten immer schon einmal in den Genuss eines Tapir-Penisses kommen oder den mohnroten Arsch eines Bonobos küssen? Welcome im Reich der Farne! Hier ist alles möglich! Auf diese Weise tragen wir auch Positives zur Evolution bei. Mit unserer Fähigkeit zur Hybridisierung (damit meine ich jetzt nicht Benzin-Elektro-Karossen), überbrücken wir millionenalte Trennungen. Spezies und Gattungen spielen bei uns nämlich keine Rolle.
Teufelsritte im Jardin Secret
Und was sind wir schließlich ohne Geheimnisse? Jeder braucht seinen „jardin secret“, den geheimen Garten, der auch vom vertrautesten Liebhaber nicht penetriert werden darf. Um Zauberinnen rankten sich im frühen Mittelalter Legenden. Nur die Jungfräulichkeit beschützte die Zauberkräfte. Einmal gevögelt und schon war sie dahin die Zaubermacht! Dass wir als Farne keinerlei Blüten haben und nicht auf das Bienchen warten müssen, hat uns schon immer unheimlich gemacht. Die gute, alte Hildegard von Bingen gestand uns sogar die Macht zu, den Teufel in die Flucht zu jagen, obwohl wir seinen Schwanz und die wilden Ritte durchaus zu schätzen wissen. Und da ein paar Scheinchen das Vergnügen gelegentlich vergrößern, zumindest aber erleichtern, denken unsere russischen Freunde, dass wir in der Mittsommernacht einmal zauberhaft erblühen. Wer uns dann pflückt, dem ist Reichtum und Glück beschieden! Wer’s glaubt, wird selig!
Kryptogames
Uns soll es recht sein, denn Geheimnistuerei liegt uns im Blut. Wir lieben es feucht und dunkel. Erst wenn wir so richtig nass sind, kommen wir in den Genuss klassischer Paarungen. Wir können nämlich nicht nur Gedanken-Sporen streuen, sondern uns auch nach einem Generationensprung sexuell reproduzieren. Und das, wo immer und mit wem auch immer! In Hinterhöfen oder in mallorquinischen Buchten, auf Latexliegen oder im Federbett, wir machen es, wo es uns beliebt! Dabei lieben wir es durchaus en privé, denn wir sind Kryptogame, die sich vorzugsweise im geheimen, nicht öffentlichen Raum verschmelzen.
Das klingt nach sehr viel Fun und Abwechslung, aber auch wir sagen uns manchmal: Calm down, baby! Wenn wir uns dann einmal für eine sexuelle Trockenzeit entscheiden, ist das überhaupt kein Problem. Wir sind nämlich „Auferstehungspflanzen“, die Dürreperioden und komplette Austrocknung überstehen können. Was wir freilich nicht hoffen wollen!
Mind Game – Exit!
Mind Game! Exit! Wer jetzt noch nicht seine persönliche Toleranzschwelle hochgeschraubt hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen! Tut, was ihr nicht lassen könnt, ihr politisch korrekten strukturalistischen Gender-Defender! But always keep in mind: Sprache ist das Opium des Volkes! I am afraid of nothing! Peace, *x!
Foto: Tan Kadam