in

Happy Purzeltag, Papiersaal

An diesem Wochenende feiert nicht nur der Supermarket Geburtstag. Zwar wird er nicht satte neunzehn Jahre wie das Backsteingemäuer an der Geroldstrasse, aber mit zehn doch auch schon zweistellig. Das ist eine reife Leistung, denn mit seinem Standort auf dem Areal des Sihlcity-Einkaufszentrums steht der Papiersaal nicht eben an einem neuralgischen Punkt Zürcher Nachtschwärmer. Und dennoch hat es die Location mit ihrem altindustriellen Charme in die Zweistelligkeit geschafft, derweil viele Clubs mit besseren Vorzeichen und mehr Vorschusslorbeeren in einem Bruchteil dieser Dauer gescheitert sind.

Der Hauptgrund für den langanhaltenden Erfolg ist der Eventmix der einem da geboten wird. Nebst kommerziell orientierten und dennoch frei von jeglichem Bling Bling gehaltenen Partys wie der Sellout the 90’s ist der Papiersaal vor allem auf ein erlesenes Konzetprogramm gebaut: Acts die später Stadiongrösse erreicht haben wie Passenger, Ben Howard, AltJ und James Vincent McMorrow um nur paar wenige zu nennen. Aber auch Schweizer Musiker wie die Young Gods und Sophie Hunger sind hier auf der Bühne gestanden.

Der Papiersaal stellt die Musiker und die Gäste in den Mittelpunkt, ist angenehm unaufgeregt in einem Umfeld, das bisweilen etwas gar viel Brimborium um sich selbst macht. Hier ist jeder willkommen, man ist nicht stolz auf lange Warteschlangen an der Tür sondern versucht die möglichst kurz zu halten und irgendwie ist hier alles ein Mü relaxter als sonst in Zürichs Nachtleben. Mag sein, dass das auch am Standort liegt, ist das Sihlcity nächtens doch menschenleer. Aber wahrscheinlich liegt es mehr daran, dass man hier nicht versucht mit Marktschreierei und verkrampften Imagebuilding Gäste anzulocken, sondern einfach nur indem man ihnen was bietet.

…und diese zurückhaltende Entspanntheit funktioniert. Seit nunmehr einer Dekade. Nur das Beste für die nächsten zehn Jahre!

Papiersaal home

Gefällt dir dieser Beitrag?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Alex Flach

Alex Flach (*1971) erblickte das Licht in der Klinik Bethanien in Zürich. Nach langen Jahren des Herumeierns bei Versicherungen und nach Erreichen der Bachelor-Würde in Ökonomie, kam er zum Schluss, dass ihm seine Freizeitgestaltung besser gefällt als der Arbeitsalltag und er beschloss, dass es eine feine Idee sei, seine Hobbys Schreiben und Clubbing zu kombinieren. Nachdem er einige Jahre für Medien wie das Forecast Magazin, das 20minuten, den Blick am Abend und natürlich KULT übers Ausgehen geschrieben hatte, erkannte er, dass Clubs bezüglich Medien zumeist ähnlich grosses Talent an den Tag legen, wie Erdferkel bezüglich Quantenmechanik - und dies obschon viele von ihnen ein Programm bieten, das eine regelmässige und umfangreiche Berichterstattung verdient.

Heute betreut Alex die Medienarbeit diverser führender Clubs in der deutschen Schweiz, darunter führende Locations wie das Hive (Zürich), der Nordstern (Basel), das Rok (Luzern), die Zukunft (Zürich) oder der Hinterhof (Basel). Zudem schreibt er im Tages Anzeiger eine wöchentliche Nightlife-Kolumne, ist wöchentlich Studiogast in der Sendung Friday Night von Jonas Wirz auf Radio 24, ist Chefredaktor der Drinks Schweiz, des offiziellen Organs der Schweizer Barkeeper Union, betreut seit Anbeginn die Kommunikation des tonhalleLATE-Projekts der Tonhalle-Gesellschaft Zürich und bildet neuerdings, und zusammen mit Marc Blickenstorfer, Zürich Tourismus-Exponenten in Sachen Nachtleben aus.

Kurzum: Seine Couch und sein Schreibtisch stehen exakt auf der Schnittstelle zwischen dem Schweizer Nachtleben und der Öffentlichkeit. Dass er bisweilen zum über die Stränge schlagenden Berserker werden kann, wenn die von ihm so geliebte Nachtkultur (selbstverständlich völlig zu Unrecht) angepöbelt wird, versteht sich da von selbst.

Facebook Profil

Wie wir heute leben

München: Zehntausende an Demo für deutsche Leitkultur. (Die Woche 38/2017)