Mein Leben ist nur ein winzig kleines Rädchen. In einem unendlichen, unermesslichen, unfassbaren All. Gemessen an den ungeheuerlichen Vorgängen da draussen, Millionen von Lichtjahren entfernt, mit schwarzen Löchern, die ganze Galaxien verschlingen, sowie ähnlichen Ultramega-Ereignissen, sind meine Wünsche, meine Ansprüche Lappalien.
Trotzdem bestehe ich auf Single Malt, ich will keinen miesen «blended shit» saufen, bestehe ich mit Nachdruck darauf, nur meine favorisierte Zigarettenmarke zu rauchen – und stehe ich ziemlich auf les Playsuits von Agent Provocateur.
Auch wenn ich selber nie so ein Ding tragen würde.
Da schaue ich am Morgen aus dem Fenster – und die Welt ist weg. Sie hat sich einfach davongemacht, verflüchtigt, vielleicht auch verflüssigt: Da draussen ist nichts mehr…
Nada.
Und da fällt mir ein, was mir einst ein weiser alter Hypnotiseur berichtet hat, eine von den Jahrzehnten gebeugte Veteranengestalt aus den goldenen Tagen des Varieté, die ja längst in den Nebeln der Zeit versunken sind.
Der Trick hinter der ganzen Bühnenhypnosen-Chose liege lediglich im Umstand, dass etwa dreissig Prozent der Menschen einen eindringlich und direkt vorgetragenen Befehl – egal, wie absurd – einfach ausführen müssten, aus einem inneren, unwiderstehlichen Zwänge heraus. Er wisse auch nicht warum. Als Bühnenhypnotiseur müsse man nämlich vor allem jene ganz bestimmte Unverfrorenheit mitbringen: Befehle glaubhaft vorzutragen.
Man rufe also zunächst zehn Personen auf die Bühne – und teste ihren Gehorsam mit kleinen Zumutungen aus. Damit filtere man die heraus, die am besten auf die Hypnose ansprechen, lasse diese ein bisschen wildere Übungen vollführen. Und jene eine Person, die am besten gehorche, behalte man immer am längsten auf der Bühne, die mache dann den Esel und das Huhn und den Striptease. Letzteren allerdings nur im Rahmen dessen, was der gebotene Anstand zulasse.
Wenn diese letzte Person eine schöne Dame gewesen sei, habe er sie nachher schon mal ins Hotel mitgenommen, ihr eine Nacht lang jene Befehle erteilt, die er auf der Bühne nicht bringen konnte (obwohl er solche Dinge zwei- bis dreimal vor Publikum, im Rahmen von Privatvorstellungen, gemacht habe, organisiert von solventen Gentlemen).
Diese Hotelnächte jedenfalls, hätten ihm meistens grossen Spass bereitet – zudem dem Ego so schön sanft geschmeichelt. Er haben die Limiten des Befehlens und Gehorchens mit den Damen in den Hotelzimmern bis an die äussersten Grenzen ausgelotet.
„Und glauben Sie mir,“ sagt er mit rostiger Greisenstimme, „wenn man über ein bisschen Fantasie verfügt, sind die Möglichkeiten dabei beinahe so endlos – hehe – wie das Weltall.“
Aus der Erzählung des Hypnotiseurs habe ich viel gelernt. Fürs Leben. Für den Umgang mit Leuten eben. Und die Anwendung des Gelernten hat auch mir viel Freude bereitet – solange es noch Leute gegeben hat. Also bis heute Morgen. Denn da habe ich aus dem Fenster geschaut.
Da draussen war nichts mehr. Alles weg. Nun sind bereits einige Stunden vergangen
Und Es ist nicht zurückgekommen!