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Die zweieinhalb grössten Bastards der Welt!

Ich wollte nichts/niemals/ gar nie über diesen Schafskopf, dieses vulgäre Arschloch, diesen Parvenü, diesen wandelnden Bad Hair Day schreiben. Dieser strunzdumme Bastard, dieser komplett unbelesene Dummschwätzer, dieser menschliche Fettnapf. Ich war ja dermassen beschäftigt, auf die Fernbedienung zu hechten, um noch jedes Fitzelchen dieses Arschlochs, das ich nur T. nenne, weil ich alle weiteren Buchstaben nicht aussprechen mag, aus meinem Fernseher zu tilgen.

Kaum leuchtete es hellfalschblond auf, knipste ich um oder aus. Ich las auch nie, was über ihn geschrieben wurde. Die Mutmassungen, wieso er was tut? Hallo?, man kann nicht deuten, was eine Mikrobe denkt. Mir war schon lange klar, dass diese Strohbone schlicht dumm, bösartig und leider nicht unheilbar krank war/ist, so dass man auf ein schnelles Ableben hoffen darf. (man darf hier auch Blocher einsetzen, da hoffe ich ja auch ständig…) Jedenfalls war ich mit dem Ignorieren sehr erfolgreich. Denn es gab ja ein Surrogat für die wüste Realität, die uns dieses Arschloch beschert hat, nämlich „House of Cards“.

Da liegt man auf dem Sofa, schaut sich die Umtriebe von Präsident Frank Underwood und First Lady Claire an und denkt, ui, gottlob ist es ja alles im echten Leben gar nicht wahr. Also freute ich mich auf die kommende Staffel. Da ereilte mich die Meldung, dass Kevin Spacey ein Unhold auch ausserhalb der ja schon angelaufenen Dreharbeiten sei, es lange Jahre gewesen sei. GATS NO, KEVIN!!!! Jetzt nimmst du mir meine Alternative Fiction weg, mitsamt deiner First Lady Robin Wright, die ich sehr mag. Weil sie so böse agieren durfte, an deiner Seite. Hast du nie daran gedacht, dass du eine Verantwortung hast, mich über die noch vorigen Jahre des blonden Assholes zu tragen? Konntest du deinen Schwanz nicht in der Hose behalten, die Grabschefinger im Zaum?

Jetzt muss ich „Designated Survivor“ ansehen, in der Netflix-Serie, in der Kiefer Sutherland den einzig überlebenden Politiker spielt, nachdem das Capitol gesprengt wurde. Und so wird er Präsident, aber er ist ein weinerliches Würstchen, DAS IST KEIN ERSATZ FÜR JENES ALT-RIGHT ARSCHLOCH, DAS ICH NICHT ANSEHEN WILL! Und auch kein Ersatz für dich du blöder Kevin! Es gibt also keine passende, fiktive und tröstliche Ersatz-Lösung für diesen in die Welt hinausbullshittwitternde Trottel. Dass man dem nicht einfach seinen Twitteraccount abstellen will, zeugt von der Allmacht der grassierenden Dummheit der neuen Medien. Dazu zähle ich auch Facebook. Ist Ihnen auch aufgefallen, dass diese Plattform grauenvoll altmodisch daherkommt? Haben die in ihrem Silicon Valley keine Designerin, die das Ganze mal modern redesignen könnte?

Sowas ist sogar mir schon, der 60plus-Oma aufgefallen. Ja, es ist dieses omnipräsente nicht Auffallen von Fakten, die mich aktuell nonstop quälen. Und damit wären wir beim halben Trottel: Prinz Harry. Stellen Sie sich vor, Fräulein Merkle, also die Actress aus „Suits“, bekäme Bescheid, dass ein rothaariger Bursche mit mieser Reputation (macht nur Gelegenheitjobs, wo er nix verdient, paradiert gerne in Nazi-Klamotten auf anrüchigen Parties, ist sehr halbschlau, hat eine merkwürdige Mischpoche, die alle von Sozialhilfe leben) sie kennenlerne wolle. Er schaue die Sendung schon zwei Jahre und sei ein glühender Fan. Frau Merkle würde doch sofort STALKING und prophlaktisch #metoo rufen, ihn bei der Polizei anzeigen.

Falsch, wenn das Frauenhirn das Wort Prinz vernimmt, ist sie schon dermassen vernebelt durch all die Einhörner, Barbies, Miss Kittys, mit denen sie gespielt hat, dass sie ihn kennenlernen will und SOFORT liebt. Tja, wenn man soviel Dämlichkeit in unser aller Weiblichkeit bedenkt, dann kann man/frau nur sehr, sehr, sehr pessimistisch sein. Man hechtet also weiterhin auf die Fernbedienung, um das blonde Disaster nicht sehen zu müssen, hasst Kevin Spacey, weil man wegen ihm, das eigene Niveau senken muss, um „Designated Survivor“ zu ertragen und hat nur noch eine winzige Genugtuung in petto: Harry ist ja gar kein Prinz, Fräulein Merkle, der ist der Bastard von Diana und ihrem Stallmeister. Nonöd gmerkt?

www.marianneweissberg.ch  

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Autor: Marianne Weissberg

Marianne Weissberg, studierte Historikerin/Anglistin, geboren in Zürich, aufgewachsen in Winterthur, ist ganz schön vollreif. Also eigentlich schon ewig da, was sie in ihren Knochen und im Hirn spürt. Lange Jahre verschlang das Lesepublikum ihre wegweisenden Artikel und Kolumnen in guten (und weniger guten) deutschsprachigen Zeitungen und Magazinen. Persönlichkeiten aus Film, Literatur und Musik wie etwa Robert Redford, Isabel Allende und Leonard Cohen redeten mit der Journalistin, die ganz Persönliches wissen wollte, und es auch erfuhr. Irgendwann kam sie selbst mit einer Geschlechter-Satire in die Headlines und begann in deren Nachwehen ihre zweite Karriere als Buchautorin. Auch hier blieb sie ihrer Spezialität treu: Krankhaft nachzugrübeln und unverblümt Stellung zu beziehen, bzw. aufzuschreiben, was sonst niemand laut sagt. Lieblingsthemen: Das heutige Leben und die Liebe, Männer und Frauen – und was sie (miteinander) anstellen in unseren Zeiten der Hektik und Unverbindlichkeit. Und wenn man es exakt ansieht, gilt immer noch, jedenfalls für sie: Das Private ist immer auch politisch – und umgekehrt.

Sonst noch? Marianne Weissberg lebt mitten in Züri. Wenn sie nicht Kolumnen oder Tagebuch schreibt, kocht sie alte Familienrezepte neu, betrachtet Reruns von „Sex and the City“, liest Bücher ihrer literarischen Idole (Erica Jong, Nora Ephron, Cynthia Heimel) oder träumt davon, wie es gewesen wäre, wenn sie nicht immer alles im richtigen Moment falsch gemacht hätte. Aber das wäre dann wieder so ein Thema für einen neuen Kult-Text.

Ein weiterer Eintrag ins Logbuch des Nichts

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