Viele Tücken hat so eine Leserreise – vor allem wenn man Charles Bukowski heisst. Schon zu Beginn gehen die vom Verlag gestellten Tickets zum alten Kontinent fast verloren und der Weg Richtung Flughafen wird zum Spiessrutenlauf voller Stress. Verboten ist Kiffen in Flugzeug, die Deutschen haben keine Ahnung von gutem Wein, und Panik-Attacken auf der Bühne zwingen Bukowski fast zur Flucht vor Fans. Auch wenn seine bessere Hälfte Linda mit von Partie ist, vermisst Bukowski schon bald seine Katze und wird von schrecklichem Heimweh geplagt. Neben Lesungen kommt auch das Kulturelle nicht zu kurz: der Schriftsteller staunt bei einem Besuch in einem Dom über den christlichen Gott. Fast hätte er sich da gewünscht, statt an seine eigenen 17 Schutzgötter nur an einen Gott zu glauben zu können, dem ihm aus dem ganzen Dreck geholfen hätte. Doch wäre ein Glaubenswechsel auch nicht ganz faire gewesen, denn dann hätte Bukowski den Teufel in der Hölle unten ganz alleine zurücklassen müssen – das ist kein schöner Zug, schliesst er seinen Denkensmonolog in der Kirche.
Bukowski auf Lesertour durch Europa, wo er unter anderem in Hamburg halt macht: eindrückliche Fotographien gefunden im Buch „Charles Bukowski/Die Ochsentour“ von Maro Verlag (vergriffen). Die Fotographien stammen von Michael Montfort.