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Bringt den Plastikmüll in die Läden zurück!

Sodeli, ich bin zurück vom Einkauf. Zwei Säcke voller Abfall hatte ich zuvor entsorgt. Das Glas und die Aludeckeli in die offizielle Recyclestation der Stadt Zürich. Den Plastikmüll in den Container vor dem Supermarkt. Der ist für Pet gedacht, aber ich schmeisse meinen ganzen Plastikmüll da rein. Wenn ich gezwungen werde, sogar Bioprodukte in Plastikverpackungen zu kaufen, dann gehen diese total übertriebenen, schädlichen Verpackungen in den Laden retour. „Wenn die sehen, dass viele das machen, dann bewirkt das etwas. Denen entstehen Kosten durch die Entsorgung, also werden Sie den Produzenten zwingen, Produkte nicht oder umweltfreundlich, z.b. in Karton, zu verpacken.“ Dies erklärte mir eine Freundin, die ebenfalls ihr Hirn angestellt hat und nicht mehr auf Kosten unseres Planeten zugeplastikt werden will.

Kürzlich sah ich eine Sendung, in der gezeigt wurde, dass die Schweiz den Plastikmüll nicht recyclet, sondern verbrennt. Beim Recyclen von Plastik sind wir also ganz lausig. „Dabei ist das wertvoller Rohstoff“, sagte ein Experte. Und wenn ich mich so umsehe, um die Mittagszeit, sehe ich allenthalben Leute, die ihren Fastfood aus Plastikchübeli mit Plastikbesteck löffelt. Das ganze dann mit einem schönen Schwüngli hinter dem Bänkli entsorgt. Gestern spazierte ich an einer ganzen Batterie von Plastiktrinkbechern vorbei, die jemand „verloren“ hatte. So eine Sauerei, dachte ich, ging vorbei. Dann kehrte ich zurück, hob alles auf und entsorgte es in einem Mülleimer. Das alte Ehepaar, das sicher noch gelernt hat, dass man nichts wegwirft, trampelte ungerührt vorbei. Irgendwie stört mich das am meisten, wenn also Gleichaltrige oder Ältere so gleichgültig sind. Wenn sie sich ins Auto hocken, um ins Ferienwöhnigli zu fräsen, in den Billig-Flieger, um ein bisschen bei den künftigen Flüchtlingen zu schwimmen und zu sünnelen. Aber die dürfen dann nicht zu uns kommen, wenn es ihnen dort unten zu dürr und zu langweilig ist, gäll Vreni!

In meiner Siedlung montierte eine Bewohnerin in einer Blitzaktion eine Klimaanlage mit riesigem Aussengerät. Dies, obwohl wir Minergiestandard haben mit kontrollierter Lüftung. Und die funktioniert richtig gut. Bloss noch: Am Morgen kurz durchlüften, dann Läden runter, Sonnenschirm auf, alle Fenster zu. Halt so, wie es längst empfohlen wird. „In Amerika haben alle Klimaanlagen“, nörgelte die Bewohnerin zuvor wiederholt. Blöd, dass die Montage so einen Höllenlärm machte und das illegale Ding aufflog. Solche Anlagen sind in der Stadt Zürich a)bewilligungspflichtig, b) null Chance, dass so eine Anlage überhaupt bewilligt wird und c) wir rundherum wollen keine Zustände wie in ignoranten Citys, die sowas noch erlauben und wo die Leute kollabieren, nicht wegen der „normalen“ Hitze, sondern weil die Emissionen solcher Privatanlagen, die wie Geschwüre an den Fassaden hängen, nonstop lärmen und heisse Abluft verbreiten. Mal sehen, wer sich durchsetzt. Diejenigen, die glauben, dass sie ihr Ego-Ding durchziehen können, oder diejenigen, die finden, Egoismus ist von gestern. Wir müssen alles was tun, auch im Kleinen. Und den Mund aufmachen und sagen: Das gaat nöd!

So wie zu dieser dümmlichen Werbung für die Schweizer Sonntagszeitung, in der ein Sommerrätsel mit idiotischen Gewinnen propagiert wird, siehe Foto: Mal schnell ins Flugi hocken? Sicher nöd, wieso nicht ja, Wanderferien vergeben als Preis oder ein Jahresabo für Bio-Gemüse oder ein Gutschein für einen Callboy, der allerdings zu Fuss angwaggeln muss. Nachdem ich mit Schreiben dieser Motz-Zeilen fertig bin, werde ich den Tamedia-Verlag darauf hinweisen, dass der Marketingabteilung offensichtlich das Hirn weggeflogen ist.

Im Kleinen was tun, also, was/das aber gross werden kann, so wie meine Plastiverpackungsberge, die ich zurückbringe. Jetzt warte ich mal ab, was das auslöst. Ja, ich kaufe auch auf dem Märt, so gestern, da legte ein Bauer die Äpfel in einen guten, alten Papiersack. Super, sagte ich. Man kann ja auch etwas sagen, wenn man es toll findet. Nicht nur, wenn man etwas grauenvoll daneben findet. Beides ist wichtig. Den Papiersack nehme ich beim nächsten Posten wieder mit. Ist ja eigentlich konsequent, mit den Verpackungen etwas Sinnvolles zu tun. Machen Sie es mir nach! Mischen Sie sich ein! Tun Sie es für sich selbst und/oder für unsere Kinder und Enkelchen. Es lohnt sich – noch!

www.marianneweissberg, gucken schadet nie…

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Autor: Marianne Weissberg

Marianne Weissberg, studierte Historikerin/Anglistin, geboren in Zürich, aufgewachsen in Winterthur, ist ganz schön vollreif. Also eigentlich schon ewig da, was sie in ihren Knochen und im Hirn spürt. Lange Jahre verschlang das Lesepublikum ihre wegweisenden Artikel und Kolumnen in guten (und weniger guten) deutschsprachigen Zeitungen und Magazinen. Persönlichkeiten aus Film, Literatur und Musik wie etwa Robert Redford, Isabel Allende und Leonard Cohen redeten mit der Journalistin, die ganz Persönliches wissen wollte, und es auch erfuhr. Irgendwann kam sie selbst mit einer Geschlechter-Satire in die Headlines und begann in deren Nachwehen ihre zweite Karriere als Buchautorin. Auch hier blieb sie ihrer Spezialität treu: Krankhaft nachzugrübeln und unverblümt Stellung zu beziehen, bzw. aufzuschreiben, was sonst niemand laut sagt. Lieblingsthemen: Das heutige Leben und die Liebe, Männer und Frauen – und was sie (miteinander) anstellen in unseren Zeiten der Hektik und Unverbindlichkeit. Und wenn man es exakt ansieht, gilt immer noch, jedenfalls für sie: Das Private ist immer auch politisch – und umgekehrt.

Sonst noch? Marianne Weissberg lebt mitten in Züri. Wenn sie nicht Kolumnen oder Tagebuch schreibt, kocht sie alte Familienrezepte neu, betrachtet Reruns von „Sex and the City“, liest Bücher ihrer literarischen Idole (Erica Jong, Nora Ephron, Cynthia Heimel) oder träumt davon, wie es gewesen wäre, wenn sie nicht immer alles im richtigen Moment falsch gemacht hätte. Aber das wäre dann wieder so ein Thema für einen neuen Kult-Text.

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