Das war sie also, die Strassenparade 2018. Einmal mehr eine Million halb- bis splitternackter Menschen, die sich zu einer Musik bewegen (falls sie das noch können), die sie im Normalfall grösstenteils höchstens hören würden, um die Nachbarn zu nerven. Was für mich bleibt, ist die bittere Erkenntnis: Irgendwie war das mal lustiger.
Versteht mich nicht falsch, die Street Parade ist eines der wichtigsten kulturellen Aushängeschilder der Schweiz. Als Grossveranstaltung könnte sie wohl nicht besser geplant und umgesetzt werden, auch hier: merci und chapeau.
Nein, die Ernüchterung rührt wohl eher von meiner persönlichen Erfahrung mit der Parade her. Was für mich früher aufregendes Menschengewusel war, ging mir dieses Jahr maximal auf den Sack, was mir früher als lustige Partymeute begegnete, war dieses Jahr ein Haufen besoffener Spackos. Zu viele Menschen, zu viel Lärm, zu viel Alkohol. Ich habe das anders in Erinnerung. Oder vielleicht auch genau so, nur fand ich das einfach mal geiler.
So oder so: ich glaube, ich bin der Parade entwachsen. Was nicht heisst, dass ich sie nicht immer noch geil finde. Es heisst nur, dass ich wohl in Zukunft keine drei Tage mehr opfern werde (es ist jetzt Mittwoch, das hier ist eine Montagskolumne), um mich am Paradenwochenende ins Judihui zu feiern. Ich bin zu alt für diesen Scheiss.
In diesem Sinne: bis zum nächsten Jahr, liebe Parade, ich freu’ mich trotzdem auf dich.