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Ich packe meinen Rucksack

Kinderspiele sind etwas Schönes. Sie sind einfach, brauchen nicht viel Vorbereitung und machen Spass. Im Erwachsenenalter sind diese Spiele oft nicht mehr von Bedeutung. Bis auf eines: Sind wir einmal flügge, beginnt eine lebenslange Partie von “Ich packe meinen Rucksack und nehme mit”. Denn: jeder von uns ist ein Produkt seiner Umwelt, seiner Geschichte und Erfahrungen.

Es fängt an, wenn alles noch lustig und einfach ist. Oder zumindest sein sollte. Einige von uns haben das Glück, behütet aufgewachsen zu sein. Intakte Familie, starkes soziales Umfeld, genügend Aufmerksamkeit und Liebe. Andere nicht. Ob man zur einen oder zur anderen Gruppe gehört, kann man nicht beeinflussen. Es ist einfach so. Die Familie ist der erste Halt, den wir im Leben erhalten. Sie formt unsere sozialen Verhaltensmuster wie nichts anderes. Die Auswirkungen einer zerrütteten Familie auf ein späteres Leben sind immens.

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit: eine schwierige Kindheit.

Werden wir eingeschult, wächst unser Umfeld um ein Vielfaches. Andere Voraussetzungen, andere Einflüsse, andere Kinder. Und Kinder können grausam sein. Gehört man nicht zur Gruppe jener, die ab Stange mit einer dicken Haut ausgestattet sind, kann die Schulzeit die reinste Hölle sein. Du hast nicht die richtigen Schuhe? Fick dich. Deine Eltern haben nicht viel Geld? Fick dich. Du siehst anders aus? Fick dich.

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit: eine schwierige Kindheit und Ausgrenzung.

Dann: der erste Kuss, die erste Liebe, der erste Sex. Alles ist neu und aufregend. Alles ist wunderschön. Das Gefühl des Verliebtseins ist ein starkes, doch Schmetterlinge ersticken kläglich im Bauch. Bevor wir wissen wie uns geschieht, werden wir verlassen, oder merken, dass das irgendwie doch noch nicht alles gewesen sein kann. Die rosarote Brille landet im Eimer und wir erleben zum ersten Mal Herzschmerz.

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit: eine schwierige Kindheit, Ausgrenzung und verlorene Liebe.

So zieht sich das weiter. Leistungsdruck im Studium, Stress im Job, Herausforderungen des Alltags. Wir ziehen aus, starten ein eigenes Leben, finden Freunde, zahlen Steuern und werden Teil der Gesellschaft. Doch den Rucksack, den wir auf dem Weg mit allerlei Scheisse gefüllt haben, den tragen wir mit uns wohin wir auch gehen. Den nimmt uns keiner ab, so sehr wir uns das auch wünschen.

Ich packe meinen Rucksack und nehme mit: eine schwierige Kindheit, Ausgrenzung, verlorene Liebe, Leistungsdruck, Stress, Geldprobleme, Betrug, Verlust und bla bla bla.

Niemand frisst gerne Dreck. Aber wir alle tun es, müssen es. Das ist das Leben. Was zählt ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung ob wir den Dreck mit uns tragen, an ihm festhalten und ihn zum Mittelpunkt unseres Daseins machen, oder ob wir loslassen. Einige Dinge werden wir ein Leben lang mit uns herumschleppen. Andere Dinge haben irgendwann ausgedient. Nicht, weil wir sie vergessen sollten, sondern weil sie uns unseren inneren Frieden verwehren. Sie sind ein Hindernis auf unserem Weg zum Glück. Es gilt zu lernen, mit den Unannehmlichkeiten des Lebens umzugehen. Um es mit den Worten des grossen Captain Jack Sparrow zu sagen: “The problem is not the problem. The problem is your attitude towards the problem.” Am Ende tragen wir nämlich alle unseren Rucksack. Wie schwer der ist, das entscheidet jeder für sich selbst.

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Autor: Yannick Lippuner

Was kann man über diesen Typen erzählen? In etwa das: Ist im Zürcher Oberland aufgewachsen, aber war dort nie zuhause. Wohnt in der schönsten Stadt der Welt, aber liebäugelt mit Barcelona. Hat Wirtschaft studiert, aber nur vier Semester. Wollte einmal Anwalt werden, aber lieber doch nicht. Ist 25, aber was heisst das schon. Macht viel, aber kann nur die Hälfte. Lebt im Moment, aber verpasst ihn gelegentlich. Ist etwas wild geraten, aber bereut das bisweilen am Sonntag. Tanzt durch die Nacht, aber geniesst jeden Tag. Riecht gerne Kaffee, aber hasst den Geschmack. Kann nicht ohne Musik, aber mag manchmal die Stille. Hat zwar Verstand, aber hört meist aufs Herz. Ist sehr weltoffen, aber hasst Ignoranz. Liest gerne, aber leider nur selten. Sieht gerne Neues, aber reist zu wenig. Hätte gerne Ordnung, aber weiss nicht, wie das geht. Ist sehr umgänglich, aber hasst Small Talk. Vergisst jeden Namen, aber meint das nicht böse. Vergisst allgemein alles, aber versuchts trotzdem immer wieder. Steht auf Blues & Soul, aber spielt Electronica. Arbeitet als Texter, aber weiss nicht wie das passiert ist. Sollte nicht so viel trinken, aber eis nimmi no. Schreibt neu für kult, aber immer nur montags. Enchanté.

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