2019 ist das Jahr, in welchem Musiklegenden ihre eigenen filmischen Denkmäler bekommen. Bohemian Rhapsody, Rocketman oder Yesterday haben Queen, Elton John oder den Beatles Tribut gezollt. Und mit Blinded by the Light von Gurinder Chadha (Bend it like Beckham) erhielt auch Bruce Springsteen seine filmische Anerkennung,
Inhalt:
Luton im Jahr 1987. Der junge Pakistani Javed ist ein Aussenseiter an seiner neuen Schule. Auch das Zusammenleben mit seiner Familie fällt ihm schwer. Sein Vater drängt den Jungen zu höchstem Erfolg. Doch Javed strebt nach mehr. Eines Tages steckt ihm sein Mitschüler Roops zwei Musikkassetten von Bruce Springsteen zu. Und Javeds Leben verläuft fortan in eine andere Richtung.
Als grosser Fan von Bruce Springsteen erwartete ich diesen Film wie kaum ein anderer in den letzten Jahren. Ich bereitete mich darauf vor, einen schrecklichen Fanboy-liken Artikel über das Gesehene zu verfassen, dieses Werk so dermassen gut anzupreisen, um noch einige weitere Leute ins Kino zu beordern. Und dann fingen Javid und Roops an zu singen.
Nichts gegen Gesang. Ich mag Filme mit musikalischem Hintergrund und wäre Blinded by the Light nur ein wenig mehr wie Sing Street geworden, ich hätte dem Film nicht widerstehen können. Doch dann fingen Javid und Roops an zu singen…
Nicht nur, dass die beiden Figuren ihre Stimmen gemeinsam zum brüderlichen Gesang erhoben haben, das Gesinge wurde so dermassen plump in Szene gesetzt, dass ich mich fremdschämend abwenden musste. Denn die Szenerie im Restaurant mit den Teenage-Nazis hätte nicht mit einem Springsteen-Coverband-Getue enden dürfen. Das hat Springsteen nicht verdient, und das hat die Geschichte nicht verdient.
Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Blinded by the Light auf dem Leben von Sarfraz Manzoor beruht. Heisst, diese Geschichte hat sich so ähnlich abgespielt. Aber ich bin mir fast sicher, Manzoor hat seinen Peinigern nicht den Songtext von Badlands um die Ohren geschmettert. Ähnlich peinlich die Singsang-Einlage auf dem Flohmarkt., welche Javid seinem Love Interest entgegenschmachtet. Mit solchen Szenen kann man vielleicht Bollywood-Fans abholen, aber ich wurde von peinlichem Schütteln erfasst und wollte nur noch schnell vorwärts spulen, was im Kino leider nur schwer möglich war.
Fazit: Was bleibt am Schluss? Ein grossartiger Soundtrack, eine bewegende Geschichte, ein schwaches Drehbuch, ordentliche Darsteller und leider sehr viel Gesinge. Wäre diese Geschichte ein wenig tiefgründiger umgesetzt worden, mit mehr Ernsthaftigkeit, weniger plumpen Dialogen und Auflösungen, welche zu naiv daherkommen, hätten wir hier einen guten Film geniessen können. Sehr schade.
Hat Springsteen gewusst, dass Blinded by the Light nicht sein grosses filmisches Denkmal sein wird? Denn noch dieses Jahr erscheint sein eigener Film zu seinem neuen Album Western Stars. Ich wage mal, mich zumindest darauf wieder zu freuen.