Zutiefst misstraue ich allen Parolen, allen einfachen Lösungen, allen undifferenzierten Polarisierungen. Weil sie der unendlichen Komplexität und Widersprüchlichkeit des Realen keine Rechnung tragen, geschweige denn jener unermüdlichen Maschinerie des Imaginären, die unsere Geschicke halt ebenfalls steuert – und dies in einem gar beträchtlichen Umfang.
Ich misstraue all’ jenen künstlichen modernen Worten wie «zielführend», «lösungsorient», «strukturbedingt», «optimieren», die zum Wergzeugkasten der Führungsbranche unserer Zeit gehören. Weil sie längst zu Instrumenten einer unmenschlichen Abstraktion geworden sind, die Elend, Ungerechtigkeit, Unglück ohne viel Federlesens beiseite wischen sollen (obwohl «viel Federlesens» doch eigentlich das einzige Vorgehen ist, das uns Menschen gemäss wäre, vielleicht ist «viel Federlesens machen» sogar eine der höchsten Qualitäten unserer Spezies).
In jedem Fall bemühe ich mich – nicht immer erfolgreich, schliesslich navigieren wir uns ja alle durch das Nebelmeer der Illusionen –, die Menschlichkeit der «Fachlichkeit» vorzuziehen. Ich mag nämlich die langsamen Kräfte.
Ich vertraue der Fatalität, der Ungewissheit, der Unzulänglichkeit, der Unfähigkeit, dem Versagen, der Vergänglichkeit – und dem Eingeständnis, dass wir alle letztlich im Gestrüpp unserer persönlichen Illusionen, in unseren selbstgezimmerten symbolischen Zonen leben. – Wie es halt auf dem Boden der Realitäten wächst, die wir auf dieser unserer Welt vorfinden.
Aus diesem Gestrüpp kann uns nur der Tod befreien. Ich vertraue dem Tod.