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Krokus’ Grabstein Memorial ist konsequent

Die Hardrock-Band aus Solothurn, die mit Kult-Alben wie “Hardware” oder “One Vice At A Time” (die AC/DC-Platte, die AC/DC nie geschrieben hat) zeitweise AC/DC den Rang ablief, war in ihrer Blütezeit musikalisch über alle Zweifel erhaben. Die goldene Regel war aber schon immer: Krokus muss man hören – keinesfalls sehen.

Chris Von Rohr, Fernando Von Arb und Marc Storace waren in ihrem Bemühen, den bisweilen richtig dreckigen Strassen-Rock’n’Roll, authentisch zu interpretieren ungefähr so talentiert wie Nicolas Cage, wenn er im Film weinen muss. Völlig unmöglich, ernst zu nehmen. Das war und ist bis heute der Grund, wieso Klaus Meine eigentlich ganz okay und gar nicht so unheavymetallig ist.

Als Krokus auch den amerikanischen Markt “breakten”, mit einer musikalisch eher mässigen vierten Platte “Headhunter”, mit grandiosem Cover, US-Platin holten, stiegen die Jungs zur Plattenfirmen-Priorität auf. Ab sofort auf Augenhöhe mit: Def Leppard, Iron Maiden, eben Scorpions und Judas Priest – Konkurrenz war inexistent, und Krokus wirklich gut. Musikalisch.

Im Sinne von “Video Killed The Radio Star” tötete ihre zwingende Optik (sie konnten sich ja nicht in Luft auflösen) jede Illusion, die man im Kinderzimmer zu “Down The Drain”, dem Riff, das niemals duschte, im Kopf hatte.

Der gnadenlose Direktvergleich folgte bald: In der Rockpalast-Konzert-Show in Dortmund. Während Def Leppard, Iron Maiden sowieso, sogar die Scorpions mit ihrer Scheiss-Pyramide (aber sie machte Sinn) und Judas Priest ihre Musik verkörperten, etwas ausstrahlten, eine gewisse Heavy-Metalität, sahen Krokus während ihrem Set aus, wie im Eat The Rich Video, wofür ihnen Butch Stone der Legende nach 250 K USD abknöpfte: Lächerlich.

Noch heute ist ihr Show-Element, die Axt, eine absolute WTF-Trouvaille. Genau, eine Axt. That’s it. Ne Axt. Weil auf der Platte (“One Vice At A Time”)  ein Tor war. Darum die Axt.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit liessen Krokus sich durch Alice Cooper inspirieren, der ne Guillautine auf der Bühne hat. Weil er sich damit köpfen lässt – was absolut Sinn macht.

Das heisst nicht, dass, wenn man Krokus ist, eine Out Of The Blue Axt einen ähnlichen Effekt hat. Schon gar nicht, wenn man sie am Ende wild herum schwenkt, droht – und keiner Angst hat.

Sich alle im Publikum nur fragen, what the fuck? Wenn er die jetzt Chris Von Rohr über den Schädel zieht – we’re talking. Aber nein, nach langem Gepose haut er damit auf seine Gitarre ein. Zuerst ganz dolle, dann aber nicht mehr so, weil man sieht, dass ihm der Aufschlag weh tut.

Zum Glück hat der erste Schlag den Griff von der Gitarre gelöst, so dass ihn Von Arb völlig wild und unberechenbar mit aufgerissenen Augen (und Sehnenscheidenentzündung) dem Publikum als Trophäe präsentieren kann – das sich immer noch fragt: Schon, aber hä?

Und so bleiben sich Krokus über die ganze Karriere treu, lassen sich nicht verbiegen, geben solche Interviews

drehen solche Videos

und lassen sich für eben solche USD 250 K von solchen Managern

© Copyright by Martin Winfree
© Copyright by Martin Winfree

 verrechnen.

Um es dann in der Dorfbeiz als das grosse fiese Ami Showbusiness zu verkaufen, in das sie als Platin-Stars reingerutscht – und vom “Butsch” ausgenutzt worden sind. “De Butsch” wäre so der typische Ami Manager gewesen, der die naiven Jungs nur zu seinem Vorteil ausnutzen wollte. Die Geschichte, welche Üse und Mäse hören wollen, damit sie sie Pesche und Aschi erzählen können – weil sie den kennen, der vom “Butsch” ausgenutzt worden ist.

Und man sich, mit Pfeife im Mund und Laterne in der Lampe, auf die Schultern klopfen und gewiss sein kann, es immer gewusst zu haben.

Aber mit Verlaub. Abseits vom Waldeck-Stammtisch bedarf es eigentlich nur einen genaueren Blick auf das vertrauenswürdige Foto von “Butsch Stone” zu werfen, damit selbst eine Dire-Straits-Cover-Band aus Kandersteg sagt “Hit sicher nit”.

Aber Krokus wollten sich verarschen lassen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Marc Storace bei “Eat The Rich” in eine gummifizierte Klobürste singt und Fernando Von Arb sich mit Chris Von Rohr mit  Karton-Gitarren duelliert.

Spätestens da hätte ich damals, als Manager meiner Bands, Butsch Stone das Koks und die Nutten abgenommen, die Band in Rehab geschickt, dem Ensemble, das nichts dafür kann, Stones Koks gegeben und Mel Gibson um Verzeihung gebeten.

Aber ich war ja nicht deren Manager. Also blieben sie visuell und aktionell so etwas zwischen “La die, die si scho rächt” und “Läck du mir…”.

Bald ist Schluss. Mit Trips nach Kentöcky und Tennessee, wo sie mit dem Bürgermeister auf die legendäre Nacht anstossen werden. Diejenige nämlich, als der Mayor sternhagelvoll eine Ehrenbürgerurkunden-Template ausdruckte, mit seinem Blut unterschrieb und die Situationskomik bis zum bitteren Ende durchzog: “Chris Von Rohr, du bist jetzt Ehrenbürger von Tennessee!”

Bevor es aber noch auf grosse Reise gehe, war es der Heimatstadt Solothurn ein Anliegen, ihre Helden zu ehren. Ihnen ein Denkmal zu setzen. Wiederum ich, als deren Manager, hätte mich gefreut und die Gelegenheit genutzt, ein Zeichen zu setzen. Den legendären Totenkopf von “Headhunter” in Platin giessen und ausstellen lassen.

Was tun aber Krokus? Sie entscheiden sich für einen Grabstein, auf dem steht “In Rock We Trust – Von Solothurn in die weite Welt”.

Titelfoto: Ueli Frey

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Autor: Sascha Plecic

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