Hechtplatz-Eröffnung von Thomas Meyer

Die Hechtplatz-Eröffnung war kein schöner Anlass, so ohne David Hugentobler (Armani-Shooting in Miami). Und auch kein besonders lustiger, so ohne Midi Gottet (Verbleib unbekannt, unterschiedliche Spekulationen).

Und auch kein besonders glücklich gewählter, denn es waren damit bloss drei von fünf Kult-Autoren verfügbar, wobei Alex Flach schon recht bald nicht mehr diesermassen bezeichnet werden konnte, hatte er doch sein irrwitziges Ziel, innert einer Stunde 10 Longdrinks zu vernichten, sogar noch um deren drei übertroffen. Er verwickelte daraufhin den Hechtplatz-Brunnen in ein heftiges und in der Sache völlig legitimes Streitgespräch darüber, wer mehr Flüssigkeit fassen könne.

Somit blieben nur noch Rainer Kuhn und ich. Rainer, Vater von drei Kindern, und ich, der angesichts eines entzückenden, etwa eineinhalbjährigen Mädchens beschloss, nun doch auch noch ins Vervielfältigungsgeschäft einzusteigen. Rainer gebot mir jedoch Einhalt und erklärte, ich sei erst 35, das habe noch Zeit. Diese könne ich beispielsweise damit nutzen, ihm eine Portion Pasta herbeizuschaffen.

Im Hintergrund redete Alex laut und unverständlich auf den Brunnen ein und versuchte, ihn in seine Einzelteile zu zerlegen, was aber schlecht gelang, woraufhin er hineinstieg und begann, fluchend Wasser hinauszuschöpfen.

Während Rainer seine Pasta verspies, beobachtete ich die verschiedenen Szene-Grössen, die schon 1997 das Parkett beherrscht hatten und jetzt alle graue Haare haben. Das Mindestalter lag bei 30 und das durchschnittliche bei 40, was den Verdacht erweckte, dass längst irgendwo eine frische Szene herangewachsen sein muss, mit jungen Frauen und jungen Männern, und dass der Hechtplatz in Wahrheit längst völlig out ist und alle seine Gäste mit dazu.

Plötzlich kam mir auch die Handlung, Rainer Kuhn Essen zu bringen, nicht mehr wie ein Gefallen unter Freunden vor, sondern wie eine Spitex-Dienstleistung. Rainer kleckerte denn auch reichlich mit seiner Pasta und stach sich sogar einmal mit der Gabel in die Nase.

Im Hintergrund trieb Alex regunglos im Brunnenwasser. Rainer lachte und tunkte ihn noch ein paarmal unter und rief dann die Ambulanz. Die Ärzte meinen, wenn alles gut laufe, könne Alex in vier bis fünf Jahren wieder “Wodka Red Bull” sagen.

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Autor: meyer

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