Die Wochen vor einem Sven-Väth-Event sind von euphorischer Vorfreude, Ticketmania und fast schon religiöser Mobilisation des Väth Tribes geprägt. Etwa so wie bei Katholiken, wenn der Papst in München zur Messe erwartet wird. Dieser anhaltende Szene-Zustand, bevor Sven «Papa» Väth ibizenkischen Boden betritt, ist die «Papamobilisierung» Ibizas.
Sven Väth ist kein DJ, sondern Zeremoniemeister, der zur Technomesse lädt – einem von Spiritualität geprägten Gemeinschaftserlebnis. Es ist auch nach vierzig Jahren, am 1. Juni 2023 im Las Dalias Jardin und Akasha Club, noch eine besondere Erfahrung, zu einem Väth-Event zu gehen, der für alle Beteiligten tagelang selig nachhallt. Wie eine Out Of Body Experience. Für Veranstalter, Anhänger – und ihn selbst.
«Papa», wie Väth eigentlich alle nennen, liebt und lebt das, was er macht. Seine Aura gleicht der eines Heiligen. Sein wissendes und anerkennendes Grinsen, wenn die – nennen wir sie – JüngerInnen ihm extatisch zujubeln, ist ansteckend. Nachdem wieder mal ein donnernder Bass einsetzt und die nächste hypnotische Vinyl-Rarität über die Synapsen der elektrisierten Gäste rollt.
Sven gibt die Props gefühlt doppelt so oft zurück – indem er sich, mit hoch erhobenen Armen, im Kreis drehend – bei jeder einzelnen Person bedankt. Wortwörtlich. Denn, egal wie gross die Crowd ist: Jede/r Einzelne mit Blickkontakt fühlt sich – zurecht – angesprochen.
Sven Väth ist sowas wie ein goa-inspirierter Hippie, im besten Sinne. Einer, der kollektives Gemeinschaftswohl, Spiritualität, Liebe und Harmonie über alles stellt. Aber er ist auch eine Mensch-Maschine, die der mechanischen Perfektion von Kraftwerk folgt – und gerne mal zwölf Stunden am Stück auflegt.
«Papa» steht für die Weiterentwicklung des Elektro & Disco Funk – und damit dafür, dass aus dem guten Alten auch das gute Neue werden wird. Wenn man seiner Vision folgt – und sie weiterentwickelt.
Wie jedes Jahr, läutete Väth mit einem weiteren Out Of This World Set die neue Ibiza-Saison ein – womit er ihr den Segen und die Zuversicht gab, dass am Ende alles gut wird.
Photos by Phrank