Meine liebste Phantasie

Bei einem ersten Rendezvous, später beim Kennenlernen der Eltern und natürlich an Sitzungen mit Kunden benimmt man sich ja immer besonders fein. Eine Spur besser jedenfalls als wenn man mit Freunden besoffen in der Küche sitzt.

Und immer in solchen Momenten, wenn es darum geht, einen Auftrag an Land zu ziehen oder einer neuen Bekanntschaft demnächst das Top über den Kopf, befällt mich folgende Phantasie: Ich stelle mir vor, wie ich meinem Gegenüber das Getränk über den Kopf kippe, das ich gerade in der Hand halte.

Damit wäre natürlich alles futsch. Mit so einem geht man nicht nach Hause, und die Offerte kann er auch gleich wieder einpacken.

Aber gerade deshalb kitzelt mich dieses Bild umso mehr: Ich male mir aus, wie ich mich erhebe und der Person, die mich fragend anblickt, das Wasserglas über dem Kopf ausgiesse; nicht aufgeregt, aber doch zügig. So wie man Halbrahm in die Pfanne gibt.

Vielleicht dazu noch schreien: “Steck’ dir doch dein (hier Produkt einsetzen) in deinen fetten Arsch!”

Dann würde ich mich wieder hinsetzen, freundlich lächeln und fragen: “Und bis wann möchten Sie Ihre neue Broschüre denn fertighaben? Sie tropfen übrigens auf den Tisch.”

Natürlich mache ich das nicht. Zuviel steht auf dem Spiel, und besonders respektvoll ist es auch nicht. Aber seit ich diesen Gedanken vor einigen Jahren zum ersten Mal hatte, lässt er mich nicht mehr los; ja, er entfaltet sich vom blossen Geistesblitz zusehends zum detaillierten Drehbuch mitsamt Dialog, Mimik und Darstellung sämtlicher Konsequenzen und Steigerungsformen.

Sollten Sie mir also irgendwann gegenübersitzen und sich fragen, warum ich Sie so anschaue: nun wissen Sie’s.

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Autor: meyer

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