Mads Langer

Mads Langer verfügt über einen Youtube-Hit, der in der Schweiz von Radio Energy gespielt wird und bei dem es sich um ein Cover handelt. Um ein Cover von „You’re Not Alone“ von Olive.

Am Montag Abend kam dieser Mads Langer ins Revier, also in das schmucke, ehemalige Zürcher Stripteaselokal Revier, welches etwa so klein ist, dass man darin ziemlich genau eine Minigolf-Bahn bauen könnte. Eine mit Kurve, bei der man den Ball vielleicht durch ein Loch in der Mitte eines Betonklotzes schiessen müsste, so nach links.

Leider war es trotzdem nicht voll, das Revier. Hauptsächlich waren Journalisten da und Leute von der Plattenfirma und Journalisten, die befreundet sind mit Leuten von der Plattenfirma und umgekehrt. Oder die zumindest alle so tun, als seien sie befreundet.

Dann war da noch eine Handvoll Hipsters, die immer an solche Konzerte gehen in Lokalen wie dem schmucken Revier, weil sie da ihre Credibility nicht verlieren und trotzdem die Journalisten und die Leute von der Plattenfirma sehen und schliesslich alle zusammen so tun können, als seien sie miteinander befreundet.

Vielleicht hatte es noch ein paar Leute, die im Revier an diesem verregneten und kalten Montag Abend im August einfach so ein Bier trinken wollten. Und auch sechs, sieben Menschen, die die Musik von Mads Langer tatsächlich gekannt haben. Schliesslich verfügt er über einen Youtube-Hit, der in der Schweiz von Radio Energy gespielt wird.

Jedenfalls begann dieser Mads Langer dann seine Gitarre zu stimmen und sah dabei irgendwie süss aus und so normal, trotz seinem silbrigen Glitzer-Cap, das ironisch sein sollte und lustig. Und welches er, obwohl ihm seine Managerin schon mehrmals gesagt hatte, dass es Unsinn sei, stets aufbehalten wollte. Warscheinlich deshalb, weil er das ironische, silbrige Glitzer-Cap halt nach wie vor äusserst amüsant fand.

Schliesslich spielte Mads Langer, mit silbrigem Glitzer-Cap, auf seiner Gitarre und zitterte dabei ein bisschen. Vielleicht auch, weil es so wenig Menschen in diesem Revier in dieser fremden Stadt hatte, dass er jeder einzelnen Person beim Spielen ins Gesicht schauen konnte. Und er drum denn auch sagte, dass er wohl deswegen ein wenig nervös sei.

Und dann begann Mads Langer zu singen. Und seine Stimme klang rein. Nicht perfekt, aber rein. Und hell. Und Mads Langer spielte mit seiner Stimme, sang Töne mal hoch, mal tief und mal noch höher und noch tiefer. Und es war rein und hell. Und schön und ehrlich.

Schliesslich fing Mads Langer an, auch noch Geschichten zu seinen Liedern zu erzählen. Unter anderem erzählte er, dass er selber wohl ein bisschen merkwürdig sei, nicht wegen dem Glitzer-Cap, sondern weil er sich ständig in Worte verlieben würde. In Worte wie „Microscope“ zum Beispiel. Weil dies ein so schönes, fröhliches Wort sei. Und er wackelte dabei mit dem Kopf und grinste und spielte während dem Erzählen eine fröhliche Melodie auf seiner Gitarre.

Und dann meinte er weiter, so mit dem Kopf wackelnd, dass „Microscope“ irgendwie auch ein trauriges Wort sein würde. Und er hörte auf zu lächeln und meinte weiter, dass das Lied, welches er gleich spielen würde und dessen Melodie er gerade fröhlich vorgeschunkelt hatte, drum eigentlich auch ein wenig ein Trauriges sein würde.

So spielte er also dieses Lied, welches fröhlich war und traurig zugleich. Und das Publikum war still und traute sich nicht näher an die Bühne zu treten oder zu klatschen (ausser vielleicht jene, die gekommen waren, um im Revier an diesem verregneten, kalten Montag im August bloss ein Bier zu trinken) und hörte diesem Mads Langer zu, diesem Jungen mit Glitzer-Cap und reiner Stimme.

Und er erzählte Geschichten vom Chelsea Hotel, von Leonard Cohen und Bob Dylan, von einer Sandkastenfreundin und seiner Mutter und von einem Song, der „Bowie and Champagne“ heisst, weil der Refrain „Aerosmith and Wine, she will be mine“ zu „cheesy“ gewesen wäre. Er las einen selbst geschriebenen Brief auf deutsch vor und lachte und redete mit dem Publikum und legte irgendwann gar das Mikrofon ab und zog den Stecker des Gitarrenverstärkers und spielte und sang ohne Mikrofon und ohne Verstärker Lieder mit Namen wie „Last Flower“ oder „Riding Elevators“.

In letzterem Lied ging es um das stetige Auf- und Abfahren des Liftes. Und um das Drücken des Stop-Knopfer. Als er dies gesungen hatte, verstummte dieser Mads Langer, einfach so, mitten auf der Bühne. Und es war mindestens sechzig Sekunden lang ruhig im Revier, vielleicht auch länger. Und es war schön. Und ehrlich.

„Riding Elevators“, leider allerdings ohne Glitzer-Cap:

(Teaser-Bild: Langer im Revier beim Showcase von 20 Minuten und Samsung. Mit Glitzer-Cap.)

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Autor: david

Lowbrain-Freunde, die’s mit der Koordination nicht so haben

für alle, die sich an diesem wochenende in zürich nicht zum affen machen wollen, hier ein alternativprogramm von dort, wo einem am nächsten tag niemand kennt, wenn man ein bisschen zu blöd getan hat.