Wegen Stadionentscheid: Polizei droht mit Abzug ins Ausland

«Ja, es stimmt, wir denken laut über eine Verlegung unseres Hauptsitzes ins Ausland nach», bestätigt Marco Cortisoni, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage von kult.ch die seit der Abstimmung vom Wochenende schwelenden entsprechenden Gerüchte. «Der Standort Zürich hat für uns deutlich an Attraktivität verloren», so Cortisoni weiter. «Es ist ganz einfach: ein Stadion bedeutet Fussballspiele. Fussballspiele bedeuten Hooligans. Hooligans bedeuten Ausschreitungen. Ausschreitungen bedeuten Arbeit für uns. Arbeit, die uns Spass macht. Nur noch Schaffhauser büssen, die versehentlich das Limmatquai runterfahren, ist einfach keine Herausforderung. Ich meine, hey, wir sind die Stapo Zürich! Wir haben weltweit einen Spitzenruf! Wenn man uns hier nicht mehr will – es gibt viele Städte, deren Vereine uns mit Handkuss nähmen.»

Ob und wie weit tatsächlich schon Verhandlungen mit ausländischen Clubs im Gange seien, darüber will sich Cortisoni zwar nicht äussern. Auch über allfällige Transfersummen hüllt er sich in Schweigen. «Wir machen uns erst einmal Gedanken und möchten die Diskussion anstossen – intern wie öffentlich. Aber wenn man sieht, was jeweils bei den Castor-Transporten in Deutschland abgeht, dann läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen. Und es wird schwierig, den Leuten bei solchen Bildern zu erklären, warum sie vielleicht doch besser hier bleiben sollen.»

Diese Aussagen teilt vorbehaltlos auch Werni «the bull» Stierli, Generalsekretär der Polizeigewerkschaft Turicum: «Alle reden von Fachkräftemangel. Ich sage Ihnen: wir haben den schon lange! Bislang konnten wir junge Aspiranten noch mit dem Versprechen locken, dass sie einmal im Jahr im schmucken neuen blauen Wasserwerfer mitfahren und an der Kanone so richtig die Sau rauslassen dürften. Aber wie wollen wir das künftig organisieren, wenn wir nur noch den 1. Mai haben? Mit Lösli ziehen? Nein, damit lockt man heutzutage einfach keinen Hund mehr hinterm Ofen vor. Kein Wunder wollen Jugendliche inzwischen lieber bei einem privaten Sicherheitsdienst in einer Disco arbeiten. Dort gibts wenigstens die Chance auf Schlägereien und Messerstechereien. Ich jedenfalls habe vollstes Verständnis. Und dann kommt noch was anderes hinzu: In fast jedem anderen Land fallen Zusatzverdienste durch Schmiergeldzahlungen und Korruption an. Nur wir in der Schweiz verzichten auf diesen steuerfreien Nebenerwerb – freiwillig! Wie kaputt ist denn das System hier eigentlich?»»

Dem Vorwurf, dass die Stadtpolizei mit ihrem Abzug die Stadt am 1. Mai schutzlos den gewaltbereiten Chaoten überlassen würde, tritt Cortisoni entschieden entgegen: «Selbstverständlich würden wir jeweils zum 1. Mai in Komplettbelegschaft antreten. Wir sind bereits im Gespräch mit dem schwarzen Block in Deutschland und Frankreich, um – falls wir dorthin unseren Sitz verlegen – Fahrgemeinschaften zu bilden – schliesslich haben wir ein und dasselbe Ziel. Warum also nicht schon auf dem Arbeitsweg gemeinsam Spass haben, sich besser kennenlernen und erst noch etwas für einen besseren Verkehrsfluss und die Umwelt tun?»

Gefällt dir dieser Beitrag?

One Comment

Leave a Reply

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Henrik Petro

In den 90ern prägte Henrik als Moderator von Sputnik TV trotz seines Ostschweizer Dialektes die Erinnerungen der Partyjugend bis heute. Während mehrere Jahre war er Chefredaktor des gleichnamigen Magazins. Später schrieb er fürs Fernsehen (u.a. Chefautor von Dieter Moor und Rob Spence, eine Folge der SitCom "Fertig Luschtig") und produzierte auch (u.a. 150 Folgen von "Der Scharmör"). Er war die ersten Jahre von Radio Street Parade Musikchef und war dann später einige Jahre Autojournalist.

Arbeitet heute hauptberuflich als Frauenversteher, aber da er von seinen Freundinnen, BFFs, Kolleginnen und wem er sonst noch sein epiliertes Ohr leiht, kein Geld dafür verlangen kann, dass sie ihm ihre Männerprobleme in allen Details schildern, arbeitet er zusätzlich noch gegen Entgelt als Chefredaktor in einem Fachverlag. Damit sein Hirn unter dieser Belastung (und wegen Handy-Antennen) nicht explodiert oder eine Selbstlobotomie durchführt (was ihm zwar die Aufmerksamkeit von Gunter von Hagen garantieren und somit zur Unsterblichkeit verhelfen würde), schreibt er Kolumnen für kult. Am liebsten über menschliche Begegnungen. Oder überhaupt über Menschen. Oder darüber, was Menschen so tun. Oder getan haben. Oder tun könnten. Oder sagen. Oder gesagt haben. Oder sagen könnten.

Facebook Profil

partylöwen der woche

die besten 5 am wochenende