Heiligabend 2010 – Teil 2

Entgegen seinen Erwartungen feiert Kevin Heiligabend dann doch nicht ganz alleine, sondern mit der blinden Hündin Tilly, dem Füchslein Olaf, das an Haarausfall leidet, dem kleinwüchsigen Ochsen Liliput und Basti dem verwaisten Wildschweinferkel, das glücklicherweise nicht als Filet im Teig auf Kevins Teller, sondern wie all die anderen Tiere auf Gut Aiderbichl gelandet ist. Alle fühlen sich in ihrem neuen Zuhause im bauernhöflichen Tierhospiz in der Steiermark wohl. Einzig den Brüsten des hirnamputierten Schlagerhäschen Francine scheint es auf Gut Aiderbichl nicht zu gefallen, denn sie drohen bei jeder Naheinstellung aus der Bluse zu springen.

Würde Kevin nicht gerade seine Einzelportion Filet im Teig verspeisen, er müsste ab soviel Rührseeligkeit wohl leer Schlucken. So aber kommentiert er das schmierige Weihnachtstheater lediglich mit einem lauten Rülpser. Who cares?! Es ist ja sonst eh niemand anders da. Irgendwann wird Kevin das Ganze dann aber vor lauter kitschiger Besinnlichkeit und tierischer Nächstenliebe doch ein bisschen zuviel und er setzt dem fröhlichen Treiben per Knopfdruck ein Ende. Dann legt er sich aufs Sofa, schliesst die Augen und beschliesst, sie erst wieder zu öffnen, wenn der Festtag vorbei ist und Heiligabend sich ins Land der vergangenen Weihnachten verpisst hat. Nach gefühlten fünf Stunden wagt sich Kevin und öffnet langsam sein linkes Auge. Scheisse, immer noch da. Schnell schliesst er sein Auge wieder, atmet tief ein und wirft sich in Gedanken vor den Schneepflug, der draussen vorbei fährt.

Teil 1:
https://kultmag.ch/article.php?article_id=2251

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Autor: hugentobler

Heiligabend 2010 – Teil 1

die besten 5 des wochenendes