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Interview mit Video Vixen Pamela Alexandra

Pamela Alexandra wuchs in Embrach auf, machte eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau, arbeitete tagsüber im Büro und machte abends den Bachelor in Betriebswirtschaft. Die 26-jährige halb Schweizerin, halb Brasilianerin führte ein stinknormales, bünzliges Leben, wie sie selbst sagt. Bis sie eines Morgens aufwachte und sah, dass sie in den USA durch einen Zufall über Nacht berühmt geworden war. Plötzlich hatte das Kleinstadtmädchen 25.000 Follower (heute sind es 68.000) auf Ihrem Instagram Account. Von da an veränderte sich ihr Leben. Sie wurde Fotomodell, spielte etwa in Videos von Lil Wayne, T.I., Rick Ross, French Montana und Iggy Azalea mit. Pamela ist gebildet und sexy, ohne den gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen.  Sie widerlegt alle Klischees, die es über Hip Hop Models gibt. 

Pamela, erzähl mir doch mal, wie du zum Modeln kamst.  

Ich bin von Natur aus eigentlich sehr scheu. Deshalb hatte ich lange kein Facebook, kein Instagram, gar nichts. Als ich dann 2012 meinen Instagram Account eröffnete, lud ich ein paar sexy Bilder hoch. Irgendwann wachte ich eines morgens auf und checkte meinen Account, der fast explodierte. Leute aus ganz Amerika fingen an meine Bilder zu kommentieren. Man dachte ich sei die Tochter von Brett Favre, einem ehemaligen American-Footballspieler. Irgendwann schalteten sich die grossen Blogs wie Bossip, In Flex we trust und MediaTakeOut ein. Ich war völlig überrumpelt. Ich habe alles richtig gestellt und der Hype hat sich gelegt. Auf einmal hatte ich eine Anfrage von Worldstar Hip Hop im Postfach. Sie wollten mich für ein erotisches Video buchen.

Was hast du gedacht, als man dir das Angebot machte in einem erotischen Video mitzuwirken?

Zuerst war ich sehr verunsichert. Ich war nie eine, die sich ausziehen wollte. Nach Gesprächen mit Freunden, die meinten, ich solle meine Chance nutzen, etwas mit meinem Aussehen zu erreichen, fand ich die Idee schon annehmbarer. Es gibt Millionen von Mädchen, die so Geld verdienen möchten und trotz aller Bemühungen, wie Schönheits-OP’s etc. nicht an solche Angebote kommen. Ich sah diese Möglichkeit als eine Türe zu etwas Grösserem. Wieso sollte ich mein Aussehen nicht nutzen, wenn es mich im Leben weiterbringen könnte? Ich sah das ganze als Marketing-Aktion.

Was wolltest du mit diesem Schritt genau erreichen?

Weisst du, ich sitze seit ich 15 Jahre alt war in Büros. Ich bin sehr zwar strukturiert und organisiert, aber irgendwann, nach 10 Jahren Bürojobs, denkst du, es könnte noch etwas anderes geben dort Draussen. Dass mir viele Follower und Aufmerksamkeit wahrscheinlich weiterhelfen bei meinem Traum, irgendwann meine eigene Kleiderkollektion zu haben. Und es war so. Ich lernte Leute kennen, die Leute kannten, die mir jetzt weiterhelfen bei der Realisation dieser Idee. Oftmals liess ich mich aber auch von meiner Neugier leiten. Das Schlimmste wäre für mich alt zu werden und auf ein monotones Leben zurückblicken zu müssen.

Wie hast du dich beim ersten Shooting gefühlt?

Extrem unwohl. Ich hatte es mit Fotografen zu tun, die es gewohnt sind Stripperinnen und Pornodarstellerinnen abzulichten. Ich hatte dieses abgebrühte, stark übersexualisierte Auftreten nicht. Ich konnte ihnen nicht geben was sie wollten. Damit mussten sie sich abfinden. Ich will und wollte mich nie verstellen, nur um einem bestimmten Image zu entsprechen.

Ich glaube aber, das ist genau das, was deinen Erfolg ausmacht. Deine Natürlichkeit, dein süsses Lächeln, deine unschuldige und doch aufreizende Art. Du hast Kurven, bist aber erfrischend anders. Kein Pornoblick, keine aufgesetzte Erotik. 

Ich weiss es nicht, wieso mich die Leute genau gut finden. Aber ich bin dankbar für die Möglichkeiten und die Abwechslung zu meinem Alltag.

Würdest du sagen, dass du gerne als Sexobjekt angesehen wirst, wenn du dadurch deine Ziele verfolgen kannst?

Ja. Aber Ich habe aber ganz klar meine Grenzen. Schöne, ästhetische Fotos sind in Ordnung, billige Erotik nicht. My way or no way. Ich muss nicht wie alle anderen sein, um etwas zu erreichen und trotzdem kann ich diesen Weg nutzen, um meine eigenen Träume zu verwirklichen. Die Leute denken sowieso in Vorurteilen. Wer sich die Zeit nimmt, hinter meine Kulisse zu sehen und mich kennen zu lernen, sieht, dass ich eben nicht nur das Eine oder das Andere bin.

Warum hast du es nötig dich auszuziehen, wenn du doch auf eine gute Ausbildung zurückgreifen kannst?

Wieder ein Vorurteil. Eben genau weil das Leben viele Facetten hat und ich diese erleben und auskosten möchte. Wer sagt denn, dass dies Gegensätze sein müssen. Wieso kann eine seriöse, gebildete, berufstätige Frau nicht einfach auch sexy sein?  Jeder träumt doch davon einfach Geld zu verdienen und sich damit etwas aufzubauen, was ihm wirklich Spass macht. Emanzipation ist nicht gleich bieder aussehen und sich dem Druck der Gesellschaft fügen. Emanzipation ist zu wissen was man will und selbstbewusst durchs Leben zu schreiten. Die Weiblichkeit zu nutzen und einzusetzen wie man möchte. Man muss die Schnellebigkeit der heutigen Welt ausnutzen.

Es geht wohl auch darum, seine Sexualität und verschiedene Facetten an sich zu entdecken, auszuprobieren, zu provozieren.

Genau. Ich möchte nicht nur etwas sein in diesem Leben. Ich kann lustig, sexy, seriös, zielstrebig, sein. Ich will nicht provozieren. Es geht eher darum, dass ich nicht aussehen und handeln mag, wie alle anderen hier. Ich wollte zeigen, dass ich zwar anders aussehe, auch was mein Gewicht betrifft, und trotzdem Spass habe mich sexy anzuziehen. Dass ich stolz durchs Leben laufe.

Wie gehst du mit dem ganzen Online-Hass um?

Zum Glück kriege ich nicht sehr oft böse Kommentare. Falls doch, schere ich mich wirklich kein bisschen darum. Wenn es mir zu primitiv wird, sperre ich die Person. Ich hab aber keine schlaflosen Nächte wegen solcher Menschen. Egal was ich tue, es wird immer Befürworter und Gegner geben.

Du machst auch keinen Hehl daraus, dass du Cellulite hast und postest auch mal deine Speckröllchen.

Ja. Ich retuschiere meine selbst gemachten Bilder nicht. Ich möchte als Beispiel für andere Frauen voran gehen und sagen: Hey, seid wie ihr von Natur aus seid, denn so seid ihr am Besten. Ich wünsche mir, dass sich Frauen nicht mehr verbiegen müssen für ein bestimmtes, unrealistisches Schönheitsideal.

Wieso denkst du, sind deine Rundungen in den Staaten so gefragt und in Europa nicht?

Ich realisiere, dass es auch hier der Trend beginnt in Richtung kurvig zu schwappen. Mit Jennifer Lopez begann das Ganze so ein bisschen, wurde dann mit Nicky Minaj extremer. Auch Europäer wurden irgendwann von den US-Medien beeinflusst. In Brasilien gibt es den Popo-Trend schon lange. Generell kann ich nicht sagen, dass die Hautfarbe über Präferenzen von Körpertypen bestimmt.

Ich habe gelesen, dass sich die weiblichen Hormone, also Östrogene Beinfett der Frau befinden. Soll wissenschaftlich erwiesen heissen: Frauen mit einladenden Hüften sind gebärfähiger und stämmigere Beine ergeben gesündere Kinder. Der Trend hat wahrscheinlich auch mit der ganzen Evolutionsgeschichte zu tun. 

Ja, tönt logisch. Die Proportionen spielen aber auch eine Rolle.

Apropos Brasilien. Wie fand deine brasilianische Mutter deine Exkursion in die erotische Welt des Hip Hop?

Sie war anfangs absolut dagegen. Sie hat mich extrem konservativ erzogen und entspricht mit ihrer Einstellung überhaupt nicht den gängigen Klischees von Brasilianerinnen. Ich beschloss dann, sie an einen Videodreh von Lil Wayne, Rick Ross, French Montana und Dj Khaled mitzunehmen, um ihr zu zeigen, dass diese Dreharbeiten seriös und überhaupt nicht pornografisch sind. Seither ist sie begeistert.

Wie läuft so ein Videodreh ab?

Das Schönste ist, dass man den ganzen Tag umsorgt wird. Man wird geschminkt, frisiert, kriegt ständig zu essen und zu trinken. Man glaubt es nicht, aber es ist alles bis aufs kleinste Detail durchorganisiert. Die Rapper sind professionell und wissen genau, wann sie wo zu sein haben. Sonst verlieren sie Zeit und Geld. Als Model stehst du da einfach rum, tanzt ein bisschen und kriegst danach gutes Geld. Eigentlich ziemlich unspektakulär. Kein Alkohol, keine Drogen, keine Orgien, gar nichts.

Keine unmoralischen Angebote?

Nein. Wirklich nicht. Ich wurde nicht im geringsten abschätzig behandelt. Es kommt halt immer darauf an, wie du dich präsentierst. Ausserdem ist es in den USA so was von leicht an Sex mit schönen Frauen zu kommen. Die müssen nicht zwingend mich rumkriegen.

Das stimmt. Ich muss sagen, ich hatte in den Staaten auch nie Probleme mit aufdringlichen Männern. Im Gegenteil. Sie waren immer äusserst höflich und zuvorkommend. Auch im Ghetto von Oakland.

Ja. Hab ich auch so erlebt. Wenn du einen Drink willst, schön, wenn du danach nichts mehr von mir willst, auch schön. Er wünscht dir eine schönen Abend und zieht weiter.

Viele Mädchen beneiden dich jetzt, weil du in die Nähe dieser Hip Hop Stars gekommen bist. 

Mag sein. Doch für mich ging es in erster Linie darum, Einblick in eine andere Welt zu kriegen. Meiner Neugier zu folgen. Ich spreche die Stars nicht an, ich bin kein Groupie. Wenn du eine Zeit lang in Miami hängst, wie ich es letztes Jahr zehn Monate lang gemacht habe, wird auch diese Umgebung normal. In den Staaten ist ständig jemand Berühmtes irgendwo, hat einen Auftritt oder vergnügt sich. Alles halb so wild.

Meinst du nicht auch, dass diese Welt der Stars und Sternchen, das glamouröse Leben, so interessant gar nicht ist, wenn man erst mal dort ist? 

Ja, das ist so. Man hat eine Vorstellung von etwas Grossem und muss dann feststellen, dass die Realität ganz anders aussieht. Drum möchte ich mich jetzt lieber wieder anderen Bereichen des Lebens widmen. Das Modeln steht nicht mehr so sehr im Fokus. Ich bringe bald eine Kleiderkollektion heraus. Qualitative Mode, nicht made in China (lacht)! Mode, die sexy ist aber trotzdem niveauvoll und elegant.

Hattest du nie Angst, dass du keinen Job mehr kriegst in der Bankenwelt, weil du privat freizügig warst?

Das war bis anhin nie ein Thema. Ich bin bei der Arbeit eine andere Person, als die in den sozialen Medien. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Man sollte mich nicht abstempeln, ohne meine Qualitäten zu kennen wie zum Beispiel Fremdsprachenkenntnisse, gute Erziehung, Bildung.

Wie sieht die Zukunft aus?

Arbeiten, Ferien, Leben. Vielleicht Master. Bald Kleiderkollektion. Lasst euch überraschen! (lacht)

 

Pamela Alexandra auf Instagram: instagram.com/pamelaalexandra

 

 

Fotos: Ice Box Studio (instagram.com/mr_iceboxstudio) for dynastyseries.com

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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Muss man haben: Verdickungsmittel mit Johannisbrotkernmehl.

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