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Vom Glück und vom Aber

Gestern fragte mich meine Freundin Lily beim Käfelen, ob ich denn glücklich sei. Zagg. Mitten in die Fresse, die Frage. Lily darf das.

Ich musste für die Antwort länger studieren, als es mir lieb war, obwohl diese trotzdem als „Ja“ ausfiel.

Ja. Aber…

Verfluchtes Aber. Dabei habe ich gerade ja alles, was man sich nur wünschen kann. Familie, Freunde, Wohnung, Job. Alles super. Und ich darf sogar auch noch darüber schreiben, wie super es ist. Menschen haben Freude an dem, was ich tue. Ich habe Freude an dem, was ich tue. Friede, Freude, Eierkuchen.

Trotzdem sind da Dinge, kleinere und grössere, die nicht so laufen, wie ich das gerne hätte. Und was mache ich? Ich konzentriere mich selbstverständlich auf das, was eben nicht läuft. Und genau deswegen konnte ich Lilys Frage nicht sofort mit „Ja“ beantworten.

Ich beobachte dieses Phänomen nicht nur bei mir. Es scheint, als liege es in der Natur des Menschen.  Deshalb komme ich nicht umhin, anzunehmen, dass es irgendeinem Zweck dient. Dem Wachsen? Dem Aufräumen im eigenen Leben? Dem Fortkommen?

Vielleicht fällt es uns auch schwer, komplett glücklich zu sein, weil wir wissen, dass das Glück irgendwann wieder vergeht. Vielleicht bereiten wir uns selber konstant auf den Fall in die Tiefe vor. Vielleicht haben wir Angst vor Dingen, die „zu schön sind, um wahr zu sein“. Vielleicht trauen wir uns im Sinne des Swiss Understatement auch nicht, einfach mal zufrieden und glücklich zu sein.

Und deshalb täten wir gut daran, ab und zu mal das Aber Aber sein zu lassen, uns selber auf die Schulter zu klopfen, auf unsere momentane Situation zu schauen und zu sagen „Ich habe das gemacht. Ich habe mir das erarbeitet und es ist fantastisch. High 5 to me.“

„Das Schöne ist so kostbar, weil es vergänglich ist.“

Deshalb kehre ich heute dem Aber für einmal den Rücken und sage: Ja, ich bin glücklich.

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Autor: Yonni Meyer

Yonni Meyer (*1982) wuchs dort auf, wo’s mehr Kühe als Menschen gibt. Und das war gut so. Kantonsschule in der Nordschweizer Provinz (Hopp Schafuuse). Studium im Welschland (Sprachen und Psychologie). Umzug an die Zürcher Langstrasse 2011. Seither konstant kulturgeschockt. Ende Juli 2013 Geburt des Facebook-Blogs „Pony M.“
September 2013 Einstieg bei KULT. Ab 2014 Aufbruch in die freelancerische Text-Landschaft der Schweiz. Meyer mag Blues. Meyer mag Kalifornien. Meyer mag Igel. Meyer mag Menschen. Manchmal.

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