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Danke Facebook

Facebook machte da doch so ein „wissenschaftliches Experiment“. Es ging dabei darum, herauszufinden, wie die Nutzer emotional auf die Feeds reagieren, die sie sehen. So manipulierte Facebook ungefragt und ohne Wissen des Nutzers dessen News-Feed und verglich die Einträge in der Folge. Das Resultat: Wenn ein Nutzer vorwiegend positive Meldungen liest, wird er selber auch „positiver“ bzw. „glücklicher“. Wenn er vorwiegend negative Meldungen liest, wird er selber auch „negativer“, bzw. „unglücklicher“.

Ein grosser Entrüstungssturm fegte über die digitale Gemeinde. Dass Facebook so die Daten manipuliere, ohne den Nutzer zu fragen oder wenigstens zu informieren. Blablabla. Ich sags klar: Was Facebook hier gemacht hat, ist eine grossartige Sache. 1. Hat sie eine Untersuchung gemacht, bei dem die Untersuchten nicht wussten, dass sie untersucht werden. Die Resultate sind also nicht unter verfälschten Bedingungen entstanden, sondern real. Das ist schon mal ein grosser Vorteil, weil am Glaubwürdigsten. 2. Das Resultat dieser Untersuchung: Happy Nachrichten machen die Leute happy, negative Nachrichten machen die Leute negativ. Der emotionale Zustand des Menschen wird also direkt durch den Konsum von verfügbaren Nachrichten gesteuert.

Bumm.

Ein aufsehenerregendes Statement angesichts der Tatsache, dass Medien vorwiegend „negative“ Meldungen verbreiten. Sex and Crime, Unglücksfälle und Verbrechen, das zieht immer, das wollen die Leute lesen, sagt man. Ich sage: Liebe Verleger und Chefredaktoren da draussen: Fickt Euch! Werdet Euch endlich Eures Wirken bewusst, dass Ihr es in der Hand habt, wie die Leute sich fühlen. Dass Ihr mit eurer konstanten Skandal-Sucht genau das beim Leser hervor ruft, was Ihr vordergründig und scheinheilig anprangert. Dass Ihr durch Eure Auswahl an Meldungen und deren Gewichtung schuldig seid am steigenden Angst- und Unsicherheitspegel der Bevölkerung. Hört auf, Euch hinter Platitüden und peinlichen Rechtfertigungen zu verstecken und übernehmt Verantwortung für das, was ihr tut. Facebook sei Dank ist es jetzt wissenschaftlich erwiesen: Das, was gerne als „Recht auf Information“ betitelt wird, dient einzig und allein der Legitimation, eine Scheiss-Stimmung zu verbreiten und diese konstant aufrechtzuerhalten. Das ist das wirkliche Skandalöse im Zusammenhang mit dieser Untersuchung.

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Autor: Rainer Kuhn

Rainer Kuhn (*1961) hat das ganze Ding hier gegründet, aufgepäppelt, fünf Mal neu erfunden, vorher Werber, noch vorher Betriebsökonomie studiert, noch vorher Tennislehrer gewesen. Dazwischen immer mal wieder ein Kind gemacht. Wollte eigentlich mal Pferdekutscher im Fex-Tal werden, später dann Pfarrer. Im Herzen ein Landbub, im Kopf dauernd unterwegs. Schreibt drum. Hat ein paar Gitarren und ein paar Amps in der Garage stehen. Macht Musik, wenn er Zeit hat. Hat er aber selten. Blues und Folk wärs. Steht nicht gern früh auf. Füllt trotzdem die Kult-Verteilboxen jeden Monat mehrmals eigenhändig auf. Fährt Harley im Sommer. Leider mit Helm. Mag Mainstream-Medien nicht. Mangels Alternativen halt Pirat geworden. Aber das ist manchmal auch streng.

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