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Soziobiologie

Ein Typ fragt 200 Frauen am hellichten Tag, ob sie mit ihm schlafen wollen. Viele sind überfordert, die meisten lehnen ab, immerhin eine sagt «ja». Das sogenannte «soziale Experiment» findet sich auf Youtube:

Als Gegenexperiment fragt eine attraktive junge Frau 12 Typen, ob sie Sex mit ihr haben wollen. 6 sagen «ja». Auch das Video gibt es auf Youtube:

Keine Überraschung sind die Kommentare unter den Videos. Vor allem Frauen verstehen nicht, was mit den Männern los ist und sind entsetzt bis schockiert. Sind Männer alles Schweine? Jein.

Bei diesem Experiment mit einer zufällig ausgewählten, nicht signifikanten Stichprobe kommen wir also bei den Frauen auf eine Quote von 0,5 Prozent, bei den Männern auf 50 Prozent. Männer sind also 100 Mal einfacher zu haben. Stimmt wahrscheinlich. Aber das macht auch Sinn. Erklären lässt sich das mit der Soziobiologie, die – ich gebe es zu – an der Uni meine Lieblingsdisziplin war.

Die Soziobiologie erforscht die biologischen Grundlagen jeglicher Formen des Sozialverhaltens bei allen Arten von sozialen Organismen einschliesslich des Menschen. Oder anders gesagt: sie sucht nach biologischen Gründen für das Verhalten von Tieren und Menschen. Dazu gehört auch, warum man sich selber in Gefahr begibt, um jemand anderem das Leben zu retten oder warum man (und frau) fremdgeht.

Wie also dieser frappante Unterschied zustande kommt, ist einfach zu erklären. Oberstes Ziel einer Spezies ist die Arterhaltung. Das bedingt, dass man für Nackommen sorgt – und genau dafür ist Sex nunmal da. Dabei ist es von Vorteil, wenn möglichst gute Gene gemischt werden, um die Überlebens-Chancen der Nachkommenschaft zu erhöhen. Oder wenn mit möglichst vielen Sexualpartnern die Gene gemischt werden – das erhöht rein statistisch gesehen die Chance auf eine gute Genkombination.

Der grosse Unterschied ist: ein Mann kann sich, sobald er seinen Samen gestreut hat, unverzüglich vom Acker machen und die nächste schwängern. Frauen hingegen müssen sich, wenn sie Pech haben (oder je nach Mann auch Glück) die nächsten zwei Jahrzehnte alleine um den Balg kümmern. Oder anders gesagt: ihre Anzahl Schwangerschaften ist biologisch sehr limitiert (ausser sie heissen Wollny oder Walton oder sonstwas mit «W»). Wobei es durchaus soziobiologischen Sinn macht, wenn der Mann bleibt und bei der Brutpflege und beim Beschützen hilft. Das erhöht nämlich die Chancen, dass sein Balg überlebt und seine Gene weiter vererbt.

Zusammengefasst heisst das: für Männer ist es ökonomischer und einfacher, ihre Gene möglichst breit und oft zu streuen in der Hoffnung, dass die eine oder andere genetisch eine Superkombi ist. Für Frauen wiederum ist es ökonomischer und einfacher, wenn sie sich ihren Genspender besonders sorgfältig aussuchen und ihn an sich binden, damit sie während der anspruchsvollen Brutpflege und Aufzucht bestmöglich unterstützt werden. Damit auch ihnen die Möglichkeit zur unterschiedlichen Kombi nicht gänzlich genommen wird, wurde das Kuckuckskind erfunden. Dies bedingt allerdings, dass sie einen lieben Kerl an sich gebunden hat, der den fremden Balg unwissentlich aufzieht, als wär es sein eigener. Die Natur hat nämlich an alles gedacht.

Und was ist jetzt die Moral von der Geschicht? Jungs, nehmt es nicht persönlich, wenn ihr zum 199. Mal einen Korb bekommt. Es hat nichts, aber auch gar nichts mit euch als Mensch zu tun, egal wie nett und lustig Ihr seid; die Frauen können einfach nicht anders. Bei der Nächsten klappts bestimmt – oder mit genug Beharrlichkeit bei derselben! Also hört auf euch fertig zu machem, wenn ihr die grossartigsten Bräute mit den grössten Luschen zusammen seht. Die Richtige kommt schon noch! Und noch was: wenn euer Selbstwertgefühl bröckelt, weil Ihr Freunde habt, die ständig irgendwelche Sexgeschichten haben, dann denkt daran: sie investieren dafür viel harte, zeit- und nervenaufreibende Akquisitionsarbeit! Wenn Ihr nicht so faul und selbstverliebt wärt, könntet Ihr das auch!

Und Mädels: wenn euer Typ einer anderen nachschaut, so tut er dies nicht, weil ihr zuwenig attraktiv seid oder er euch zuwenig liebt. Sondern einfach weil er nicht so geschickt darin ist wie ihr, es unentdeckt zu tun. Und nur weil die Natur diesen Impuls eingebaut hat, heisst das nicht, dass er auch gleich mit der Nächstbesten ihrwisstschonwas. Denn: bei 200 würde er eh von 199 einen Korb bekommen. Und sagt Ihr ihm nicht dauernd, wie grossartig er ist? Eben. Schon drei Zurückweisungen hintereinander würde sein (durch euch aufgeblasenes) Ego nicht verkraften, never ever, darum lässt er es zu 99,5 Prozent bleiben. Ausser er ist ein Neanderthaler. Aber Ihr habt ihn ja bestimmt erwählt, weil er witzig, intelligent, sensibel, fürsorglich usw. ist, und nicht, weil er ein getriebener Testosteronbomber ist, der sich nimmt, was er will… äh, oder doch? Tja, man kann eben nicht den Foifer und s’Weggli, die Tochter des Bäckers und das Retourgeld haben. Aber ich bin sicher, Ihr kommt darüber hinweg. Nachdem Ihr 199 Mal euer Ego habt streicheln lassen.

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Autor: Henrik Petro

In den 90ern prägte Henrik als Moderator von Sputnik TV trotz seines Ostschweizer Dialektes die Erinnerungen der Partyjugend bis heute. Während mehrere Jahre war er Chefredaktor des gleichnamigen Magazins. Später schrieb er fürs Fernsehen (u.a. Chefautor von Dieter Moor und Rob Spence, eine Folge der SitCom "Fertig Luschtig") und produzierte auch (u.a. 150 Folgen von "Der Scharmör"). Er war die ersten Jahre von Radio Street Parade Musikchef und war dann später einige Jahre Autojournalist.

Arbeitet heute hauptberuflich als Frauenversteher, aber da er von seinen Freundinnen, BFFs, Kolleginnen und wem er sonst noch sein epiliertes Ohr leiht, kein Geld dafür verlangen kann, dass sie ihm ihre Männerprobleme in allen Details schildern, arbeitet er zusätzlich noch gegen Entgelt als Chefredaktor in einem Fachverlag. Damit sein Hirn unter dieser Belastung (und wegen Handy-Antennen) nicht explodiert oder eine Selbstlobotomie durchführt (was ihm zwar die Aufmerksamkeit von Gunter von Hagen garantieren und somit zur Unsterblichkeit verhelfen würde), schreibt er Kolumnen für kult. Am liebsten über menschliche Begegnungen. Oder überhaupt über Menschen. Oder darüber, was Menschen so tun. Oder getan haben. Oder tun könnten. Oder sagen. Oder gesagt haben. Oder sagen könnten.

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