in

Was Menschen von Hunden lernen können

Mein Hund. Natürlich der beste, schönste, intelligenteste, süsseste, am besten riechende (auch seine Kaka riecht besser, als die aller anderen Hunde), menschlichste und am wohlsten erzogene aller Hunde.  Zwischen Mensch und Haustier, verhält es sich gleich wie bei Eltern und ihren Kindern. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Hundehalter etwas Positives von seinem Vierbeiner lernen kann. Es bedarf nur, dass wir die Verhaltensweisen unseres Hundes genau studieren und auf unser Leben übertragen:

Mitfühlen
Dino hat, wie alle anderen Hunde, einen sechsten Sinn. Er merkt mir an, wenn etwas nicht stimmt, legt sich zu mir an den Bauch, wenn ich Schmerzen habe. Leckt meine Tränen weg, wenn ich weine. Ist ganz aufgebracht, wenn ich es bin.
Wir sollten uns in ein wenig mehr in Empathie, Achtsamkeit und Zuhören üben. Uns immer mal wieder in die Lage des Anderen versetzen. Soll nicht heissen, man müsse jeder Bürokollegin die Hand auf den Bauch legen, wenn man denkt, dass sie ihre Tage hat. Eher, Walk in my Shoes und so. Dann wäre die Welt schöner für alle. Flower Power. Einfach ohne LSD.

Nähe und Geborgenheit einfordern

Wenn er gestreichelt werden will, dann zeigt er es. Zuerst unaufdringlich, doch bestimmt. Er legt sich hin und signalisiert mit winkenden Beinbewegungen, dass er jetzt eine Doggy-Massage braucht. Sollte ich ihn ignorieren, kratzt er. Immer stärker, bis mein Arm aussieht als hätte ich mit einer vom Exorzismus befallenen Katze gespielt.

Wir sollten uns nicht schämen, Nähe zu suchen, danach zu fragen. Egal ob vom Partner, der besten Freundin oder von den Eltern. Vor allem aber, sollten wir auch im Alltagstrott niemals vergessen, wie essentiell Körperkontakt für unsere Gesundheit ist. Es ist ein Grundbedürfnis. Kuschelattacke! Sexytime! Bunga-Bunga Party!

Selbstbewusst sein

Wenn wir draussen unterwegs sind, meint der acht Kilo leichte Hund (gleichschwer wie eine Katze), dass er der König der Löwen sei. Nichts würde ihn davon abhalten, sich einem Kalb von einem Hund in den Weg zu stellen. Er wurde einmal von einem solchen angegriffen. Resultat ist, dass er seither alle suspekten, grösseren Hunde in die Flucht kläfft. Nie hat er sich selbst in Frage gestellt, nie hat er sich einschüchtern lassen. Sein Ego ist so gross wie der Prime Tower. Genau das ist es, was wir auch brauchen. Kraft schöpfen aus negativen Erlebnissen, doppelt kämpfen. Rückzug bringt uns nicht weiter. In der Vergangenheit zu leben sowieso nicht. Kopf hoch, rauf aufs Ross und zurück aufs Kriegsfeld.

Kein Nein hinnehmen 

Dinos sturer Fell-Kopf ist unermüdlich. Immer wieder bettelt er um Essen. Denn Essen, das ist seine grösste Leidenschaft. Da nützt alles schimpfen, nein sagen, bestrafen und belohnen nichts. Ganz, als hätte er Alzheimer. Jedes Mal aufs Neue. Ausdauersport. So möchte ich auch sein. Denn, wenn man aus vollem Herzen für seine Leidenschaft kämpft, so sollten Abweisung und unendlich viele Neins, niemals zur Aufgabe drängen.  Morgen ist ein neuer Tag – an dem wir Nein-Alzheimer haben.

Nichts nachtragen
Dino scheint auch Alzheimer zu haben, wenn es darum geht, böses Verhalten zu vergessen. Wenn ich ihn zurechtgewiesen habe (weil er wieder einmal weggerannt ist, um eine läufige Hündin zu besteigen oder den Müll fressen wollte), hat er das in zwei Minuten verdrängt und wedelt mich an. Deshalb funktioniert unsere Beziehung. Wir machen uns keine Vorwürfe und wir leben nicht in der Vergangenheit. Deshalb sind wir glücklich. Nachtragend sein hat noch nie ein Problem gelöst. Never ever. Kommunikation und mal ein Auge zudrücken, allerdings schon. Groll gehört abgeschafft.

Liebe leben
Dino freut sich immer soooo wahnsinnig mich zu sehen. Er hüpt herum, winselt, manchmal kommt sogar ein bisschen Pipi aus seinem Chopstick. So sehr freut der sich. Und ich muss nicht mal Würstchen in der Tasche haben. Ohne Grund, nur weil ich wieder da bin. Sein kleines Herz ist grösser als das, manch grosser Menschen. Meist sind wir so in unserer eigenen Welt gefangen, dass wir vergessen Zuneigung zu geben. Ich werde mir vornehmen, mehr Ich liebe dich zu sagen. Ich schätze dich, danke, dass es dich in meinem Leben gibt. Ich denke an dich. Sich genieren bringt nichts. Sagen was man fühlt, allerdings schon. I love you, lieber Leser. Danke, dass es dich gibt. <3

Nie die Hoffnung aufgeben

Wenn ich koche, liegt Dino immer hinter mir. Obwohl er genau weiss, dass es nichts zu essen geben wird, beobachtet er mich eindringlich. Es könnte ja sein, dass etwas herunterfällt und er es sich schnappen könnte. Dies ist in seinen vier Lebensjahren vielleicht zwei Mal passiert, genau dann, wenn ich nicht schnell genug war, es aufzuheben. Und trotzdem liegt er da, voller Hoffnung. Mit Herzchen in den Augen. Dino hat die Geduld erfunden. Auch wenn es in unserem ganzen Leben nur ein einziges Mal passiert, dass die grosse Chance vor der Tür steht. Wenn sie dann da ist, sind wir bereit.

Manipulieren

Manchmal, wenn ich so auf dem Sofa etwas knabbere, kommt er und legt seinen Kopf in meinen Schoss. Manchmal bin ich zu schwach und sein Blick zu stark. Hier, dann kriegst du halt ein bisschen. Dann tapst er weg, frisst zufrieden vor sich hin. Aber, wenn da noch mehr zu holen ist, liegt der Kopf ratzfatz wieder an gleicher Stelle. Auch wir sollten manchmal im Stande sein ein wenig zu manipulieren. Ausserhalb des engsten Umfelds versteht sich. Ein bisschen süss kucken da, ein wenig böse sein dort, bluffen hier und da, sich dümmer stellen, als man ist –  sowieso. Manchmal ist es einfach besser, seine Meinung nicht immer kundzugeben und nicht direkt zu sein. Bei Politik, Religion und Geld einfach nichts zu sagen und die Erwartungen an uns zu erfüllen. So gehen wir erfolgreicher durchs Leben. Willst du Erfolg, so übe vor dem Spiegel in verschiedene Rollen zu schlüpfen.

Hundeleben

Dino schläft 70% seines Alltags. Den Rest der Zeit meditiert er im Beobachten seines Herrchens. Nichts entgeht ihm. Dann stuhlt er noch, frisst, wird gestreichelt, freut sich und spielt. Seine Arbeit besteht darin, auf mich zu hören, Tricks zu lernen und dabei Belohnungen abzusahnen. Genauso sollten wir uns unser Leben auch einrichten. Ausruhen (meditieren, ruhen), Beobachten (uns informieren, aufmerksam sein), Ohren spitzen (anderen zuhören), Gut essen, gestreichelt werden (Geborgenheit fühlen, körperlich sein), Spielen (Hobbies nachgehen),Tricks lernen und auf Herrchen hören (arbeiten was uns gefällt, auf Mentoren und erfolgreiche Leute hören, Teamwork schätzen) und Belohnungen absahen (Anerkennung einfordern für unser Tun).
Animalisches Leben halt. Es ist sooooo viel besser. Tu es. You’ll love it.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

Facebook Profil

Reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: IBM.

die besten 5 in zürich