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Die Zeit

Man wird 30. Und dann überlegt man tagelang, was man gemacht hat die letzten 10 Jahre. Wo sie hin ist, die Zeit. Mit 40 überlegt man, was man die letzten 20 Jahre gemacht hat, mit 50, was man die letzten 30 Jahre gemacht hat, mit 60, was man die letzten 40 Jahre gemacht hat und so weiter. Das Jahr 0 ist beim Menschen das Jahr, in dem er 20 wurde, denn ab da wird die wahre Lebenszeit gezählt. Ab 20, damals, als man noch verliebt war in diese stinkende Welt. Was bis dahin geschah spielt keine so grosse Rolle für die essentiellen Fragen der Midlife Krise, weil vorher Kind und Teenager und ein bisschen dumm im Weltall herumgeschwirrt und sowieso keinen Lebensentwurf und kein Gefühl für die Zeit und ihren Wert gehabt in der Regel. Im Alter von 30 Jahren versteht man, dass die Zeit unglaublich rast. Das Schlimme daran ist, dass sie noch schneller vorbeihuscht, wenn man sie spassig zubringt. Deshalb müsste man sich eigentlich wünschen keinen Spass mehr zu haben und ständig auf etwas zu warten, weil sie so weniger schnell verginge. Depressiv könnte man auf den Tod warten. Was aber ebenso wenig Sinn machen würde, weil man dann mit 40 und 50 merkte, dass die Zeit trotzdem vergangen ist. Zwar ein bisschen langsamer, weil man traurig war und wartete, dass sie vorüber geht, sie aber letztendlich trotzdem vorbeigezogen, und nie mehr zurückzuholen ist. Wenigstens merkte man dann, dass der Ausgang der selbe ist und man sie lieber spassig zubringt, auch wenn sie schneller vergeht. Lieber kurz und gut, statt langwierig und schlecht, nicht?

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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