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Halloween ist scheisse?

Bald ist wieder Halloween. Ein Fest wie viele andere, die noch so gern und noch so oft verpönt werden von den trostlosen Schlechtredern. Geldmacherei, Globalisierung, Kapitalismus, Idiotie, Veramerikanisierung, Unruhestiftung, Exhibitionismus-Förderung, religiöse Kacke. Und dann stolpert man über das Geheimnis:

Eine von vielen Definitionen, die meist in die vorchristliche Zeit führen, leitet das Fest aus alten keltischen* Bräuchen ab. Erstmals dokumentiert wurde die Tradition im 8. Jahrhundert, als christliche Synoden versuchten, solche Riten abzuschaffen. Am Totenfest gedachte man den Verstorbenen mit Freudenfeuern, indem man auf Hügeln Knochen des Schlachtviehs verbrannte. In dieser Nacht sei die Verbindung zwischen Dies- und Jenseits besonders einfach gewesen, weshalb man den Toten nochmal zu begegnen gedachte. Verkleidungen dienten der Vertreibung böser Geister. Des Weiteren war Wahrsagerei üblich.

Wie sich der Brauch weiter verbreitet hat ist umstritten. Historiker glauben nicht an die direkte Überlieferung, vielmehr seien die keltischen Ansätze durch andere Feste ersetzt, erweitert und christianisiert worden. Eine spätere Dokumentation erklärt, das Brauchtum sei im 19. Jahrhundert von christlichen irischen Einwanderern in die USA gebracht worden und wurde nur von dieser Volksgruppe gefeiert, aufgrund seiner Attraktivität dann aber von anderen übernommen. Von Frankreich ausgehend verbreiteten sich die Halloweenbräuche in den 90ern in Europa.

Es gibt also durchaus Interpretationsspielraum, wenn man diesem Fest begegnet. Will man alte, nicht-christliche Bräuche feiern, will man das Christentum zelebrieren, will man einfach die Rampensau aus dem monotonen Hamsterrad lassen oder nach der Streetparade wieder ein bisschen exhibitionistisch sein? Einer, der etwas gegen Halbnackte hat, ist in der neuen Welt, bei der eigenen Sexualität nicht angekommen. (Sexy Fest – sexy Kleider. Face it)  Unsere eigenen Bräuche lassen wir deswegen nicht verkümmern. Halloween ist ja nicht am gleichen Tag wie Sächsilüte. Ein Grund mehr zu Saufen! (aha jetzt bist auf meiner Seite) Wer seinen Geburtstag feiert, an Fasnacht Schminke und Konfetti, seiner Mama zum Muttertag Blumen und der Frau zum Valentinstag ein Schmuckstück kauft, sogar für die eigene Hochzeitsfeier Unmengen von Geld ausgegeben hat, wird mit dem Argument des Materialismus nicht weit kommen. (Ich weiss was du gestern gekauft hast) Ob Weihnachten dann auch ein Globalisierungs-Ding ist, wenn es doch aus Israel zu uns kam? (Jesus on Tour) Sollen wir den Schulsilvester abschaffen, sodass wir uns auch mit diesem Lärm um nichts, nicht mehr quälen müssen? Nimm ihnen den letzten Spass, dann wird erst recht randaliert. („The Purge“ kennst?) Sollen wir den Kindern und Erwachsenen nun die Lebensfreude nehmen, nur um sie dann deprimiert, mit herunterhängenden Mundwinkeln im Coop neben uns an der Kasse stehen zu sehen? Nein, oh nein du Freudloser, armseliger Motzkopf. Den Gefallen machen wir dir nicht. Wir feiern fröhlich weiter, vielleicht zeigst du uns zur Abwechslung einen milden, süsses Anblick, statt dein ewig saures Arschgesicht. Trick or Treat Motherfucker!

 

 

 

 

 

*Es gibt keine antiken Belege zum Glauben der vorchristlichen, vor-römischen Kelten. Antike Autoren des römischen Reichs passten die keltischen Götter und Kulte den eigenen an und ordneten diesen römische Interpretationen und Götternamen zu. Diese Sitte wurde „Interpretatio Romana“ genannt. Deshalb ist es schwierig nicht-römische Gegebenheiten zu rekonstruieren.

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Autor: Jelena Keller

Jelena ist von Beruf Journalistin und Sprachlehrerin, Schweizerin serbischer Abstammung. Sie mag lange Texte und langes Grübeln. Sie hat sich daran gewöhnt zu viel zu denken und zu wenig zu schlafen. Wenn sie gar kein Auge zumachen konnte sieht sie die Welt nüchtern und in einem Grauton. Wenn sie ausgeschlafen hat, wandert sie mit ihrem Hund auf grüne Berge, durch bunte Blumenwiesen und rosa Weizenfelder. Schreibt auch mal Gedichte und Kurzgeschichten, reist am liebsten um die Welt und probiert Neues aus. Sie meint tatsächlich, dass sich alle Probleme lösen liessen, wenn man sich nur ab und zu in die Lage des Gegenübers versetzen könnte. Walk in my shoes und so. Trotzdem versteht sie manche Menschen nicht. Die, die sich vor dem Leben und dem Tod fürchten und andere verurteilen. Aber von den meisten anderen denkt sie, sie seien alle Freunde, die sie bloss noch nicht kennengelernt hat.

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