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Truure sucks!!

Lieber Pädu

Jetzt bist du also tatsächlich tot. Und sorgst selbst mit dem letzten Akt für eine Überraschung. Ich kann’s nicht glauben, bin schockiert und traurig. Aber nicht so, wie wenn ein Rockstar gestorben ist, den ich sehr mochte. Sondern so, wie wenn ein langjähriger Weggefährte geht.

Ich bin mit dir aufgewachsen, als “Kkkkid” in deine Strassenschule gegangen, und du hast mich öppe die mal gemassregelt. Erst streng, aber wenn meine Jungs und ich’s dann eingesehen haben, drehtest du laut lachend und abwinkend ab. 

Und du hast mich gefördert. Erst war ich (sogar) Resident-DJ bei dir. Der erste Mensch, der in dieser Hinsicht an mich geglaubt hatte (später stand ich immerhin mit Acts wie The Prodigy auf der Bühne), warst du. Danach gabst du meiner Premiere als Musikmanager ne Chance und liesst die Band meines Bruders Gage (Colafluid – von Iggy Pop später als “Pretty punky, Duuude!” bezeichnet) mit ihrem ersten Bühnenauftritt überhaupt dein geliebtes Mokka zerlegen. Ausverkauft war’s. Die Leute standen bis an die Allmendstrasse vergeblich Schlange, um vielleicht noch ein Ticket zu bekommen. Weil du in deinem Programmheft schriebst, Colafluid sind “150 % Rock’n’Roll”.

Nach solidem Beweis deiner Ansage und frenetisch gefeiertem Premieren-Gig waren wir alle so aufgedreht, dass wir uns sowas von die Kante gegeben haben (Logisch: Wir waren im weltweit angebeteten Mokka-Backstage und Colafluid spielten soeben ne „Sold Out“ Show!). Als wir dann mit geschwellter Brust und in spätjugendlichem Übermut den Laden morgens um 3 h verlassen wollten, pfiffst du uns in Original-Never-Fuck-With-The-MC-Manier zurück: „Heeey, Mannnn!! Wo weit dr häre!!??“ Wir: „Mir gö es Huus witer! Ruume de d Aalag morn ab!“ Und du schliesslich: „Ssssssiiiiicccccchhhher nid! Looooos, abruuume!! Aber sofort!!! Was heit dr z Gfüeeuu!!!??? Dir sit nid Määääijkkkkel Tschäckkkkkkson!!!!“ Wir lachen heute noch Tränen, wenn wir nur daran denken, geschweige denn, die Truppe wieder beieinander ist und die Anekdote erzählt wird.

Tränen gibt’s auch heute. Leider nicht vor Lachen. Und es gäbe noch unzählige Anekdoten mit dir und über dich. Aus den 27 Jahren, in denen wir uns kennen. Aber die behalten ich und meine Leute lieber für uns, um sie – und damit dich – in familiärer Runde immer wieder mal mit glasigen Augen und glücklich, dich erlebt haben zu dürfen, in Erinnerung zu rufen.

Und wieder höre ich dich laut lachend abwinken: „Truure sucks! Höret doch uuuf!!“

In dem Sinne: Gute Reise, du geile Siech. Hab ein rauschendes Einweihungs-Fest mit Elvis & Hendrix – RESPECT und herzlichen Dank für alles. See you on the other side.

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Bild 1: MC Anliker neben Tontechniker Beat Leu an seinem Lichtpult im Mokka, 1991

Bild 2: DER BÖSE BUB EUGEN am Mokka-Festival “Waisenhaus”, August 1988

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Legendäres Interview mit MC Anliker zum 30. Mokka-Jubiläum:

http://www.news.ch/MC+Anliker+Anarchie+mit+Blumen/659373/detail.htm

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Autor: Sascha Plecic

Wem sein Leben lieb ist, darf auf keinen Fall:

- Nicht wissen, wer Coco ist, und im Bodycount-Backstage vor Ice-T’s versammelter grimmiger South-Central-L.A.-Truppe mit ihr flirten
- Robb Flynn (Machine Head) sagen, dass Metallica die Village People der Bay Area sind - und bei ungläubigem Nachfragen seinerseits etwas beleidigt und viel lauter werdend darauf bestehen
- Iggy Pop sagen, dass er nur David Bowies Spielball war bzw. dieser ihn schamlos beklaut hat
- Im Grosi-Rägemänteli, mit einer orangen Schlumpfmütze und Spülhandschuhen bei der Bloodhound Gang zum Interview erscheinen -> Resultat: Er wurde u.a. von Evil Jared angepisst. Literally.

IRON PLECIC did it all - und hat’s überlebt.

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