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Ein Vogel für die Liebe.

Seit Samstag 10 Uhr morgens hätte ich das ganze Wochenende durchkotzen können. Eigentlich hat’s damit donnerstags schon angefangen, aber da gab’s halt am Freitag wieder Bier. Dann kotzübel bis Sonntag, bis es dann gegen Abend wieder besser wurde. Montag hab ich dann diesen toten Vogel beim Puls 5 gesehen. Der hat wohl auch ein verschissenes Wochenende gehabt. Irgendein Arschloch Vogel, weiblich, weil sich sowas Männer gegenseitig nicht antun, hat ihm Darm und Leber rausgerissen. Da hätte ich schon wieder kotzen können. Schwierig, wenn man seit Freitagmittag nichts mehr Richtiges gegessen hat. Whatever, hätte ich nicht auch noch seit anfangs Wochenende, also seit Donnerstag, durchgeheult, hätte man mir dass am Samstag, am Hochzeit meines geliebten Onkels (lieb dich echt), auch keiner angesehen. Wie ich da auf der Kirchenbank sass, mit der Cola zwischen den zittrigen Beinen, Herzrasen und dem Gefühl, dass ich jeden Moment dem Pfarrer, oder wer das heute auch immer ist, auf das Buch Gottes kotzen könnte. Am liebsten hätte ich mich eingeschlossen und mich richtig dreckig gefühlt. 3 Tage lang die gleichen Unterhosen getragen, die Haare im Fett ertränkt, den alten Rock n’ Roll shit abgespielt, Vorhang gezogen und im Dreck getanzt, mit Zigaretten und der schwarzen Brille für den Blues. Einfach einmal so sein, dass man für einen Augenblick im Leben nachvollziehen kann, wieso einen niemand lieben will, ausser die, die es schon seit Jahren tun und dazu auch noch genetisch bedingt gezwungen werden. Samstag hat mich das Leben echt von hinten und vorne gefickt. Ich sass da so alleine am weiss gedeckten Hochzeitstisch, mit Friedenstauben und Wegwerfkameras, all die anderen am Tanzen, Saufen und Faxen machen mit dem glücklichen Paar. „Ich liebe dich!“. „Ich würde alles für dich tun!“. Mit Ausnahme seiner eigenen Kinder, die ihre Zeit ja doch lieber mit Drogen, neureichen Vorstadtschlampen und braungebrannten Spaniern verbringen, sollte man das zu keinem sagen. Niemandem. Weil wir für diese grossen Worte alle zu kleine Eier haben. Ausser in Momenten wie diesen, in den euphorischen, in den Hochzeitsmomenten, die uns die Sterne vom Himmel holen. In Zukunft denk ich dann an den Vogel, der von einem Arschloch vom Himmel genommen wurde und jetzt da auf dem heissen Teer elend dahin verreckt. Scheiss Vogel. Scheiss Liebe. Aber schöne Hochzeit.

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Autor: Vanessa Kunz

Allgemein Melancholikerin. Wäre gerne älter. Aus Züri. Irgendwo Realistin. Anspruchslos. Meistens Fantastin. Strohwitwe. Konstruktiv unromantisch.

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Echte Männer sind auch keine 40.

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