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The Oscar goes sowieso immer an Falsche

Liebe Schweizer Journalisten und Journalistinnen

Amigs habe ich das Gefühl, ich läse eine Gymischülerzeitung, wenn Ihr über die Oscars Bericht erstattet.

Das war einfach zu wenig dreckig, zu amerikanisch, zu wenig aggressiv, zu bunt – und in einem Artikel tauchte sogar die Aussage auf, zu wenige Frauen hätten Anzüge getragen. What the Fuck? Wenn Ihr schon so künstlich nach Diskriminierung suchen müsst, dann sprecht doch auch die Tatsache an, dass zu wenige Männer Kleider trugen.

Kennt Ihr Hollywood? Das liegt in Südkalifornien, wo 90% aller Brüste, Zähne und Identitäten gefälscht sind. Hollywood IST so. Überpoliert und geliftet und pompös. Die Oscars waren immer so, auch schon vor 85 Jahren.

Man kann keine Hollywood-Blockbusters mit einer Indie-Brille schauen und dann finden, der Streifen sei Kitsch. Genauso, wie man keine königliche Hochzeit schauen und dann am nächsten Morgen in der Zeitung schreiben kann, dass da einfach zu wenige saufende Jugendgangs dabei gewesen seien, obwohl diese ja auch Teil einer Monarchie seien.

„’12 Years A Slave’ war zu geradlinig und hatte ein Happy End.“

Äh ja, und es ist eine wahre Geschichte. Hätte man am Ende alle sterben lassen müssen, damit man um Gottes Willen nicht noch das Gefühl bekommt, die Welt könnte ein schöner Ort sein? Dass Menschen den kompletten Film hindurch Höllenqualen erleiden, war nicht realistisch genug?

Manchmal frage ich mich wirklich, was Ihr Euch bei solchen Kommentaren denkt und welche Erwartungen man mittlerweile ans Kino hat.

Genauso, wie Ihr der Academy vorwerft, nur die „Hässlichen und Abgemagerten“ mit Oscars auszuzeichnen. Echt? Habt Ihr die Performances von Matthew Mcconnaughey und Jared Leto gesehen (oder auch die von Charlize Theron als Aileen Wuornos in „Monster“)? Nebst der Tatsache, dass eine solche Verunstaltung des eigenen Körpers eine unfassbare Leistung an sich darstellt (umstrittenermassen, gebe ich zu), fand ich die beiden rein schauspielerisch schlicht besser als ihre Mitstreiter – und da ging es jedem, mit dem ich über die Filme sprach, genauso. Sorry, Leonardo DiCaprio. I love you, call me.

Ellen war zu wenig aggressiv, zu wenig unter der Gürtellinie, zu wenig lesbisch. Wahrscheinlich war auch Lupita Nyong’o noch zu wenig schwarz, um wirklich realistisch zu sein.

Schmüschmü.

Wenn Ihr Independent-Filme über inzestuöse Sexualbeziehungen afghanischer Bergziegen mit ihren Eltern schauen wollt, dann fahrt nach Utah ans Sundance Film Festival, aber lasst mich mit Euren alternativen Ansprüchen an eine per Definition kommerzielle Welt in Ruhe.

So.

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Autor: Yonni Meyer

Yonni Meyer (*1982) wuchs dort auf, wo’s mehr Kühe als Menschen gibt. Und das war gut so. Kantonsschule in der Nordschweizer Provinz (Hopp Schafuuse). Studium im Welschland (Sprachen und Psychologie). Umzug an die Zürcher Langstrasse 2011. Seither konstant kulturgeschockt. Ende Juli 2013 Geburt des Facebook-Blogs „Pony M.“
September 2013 Einstieg bei KULT. Ab 2014 Aufbruch in die freelancerische Text-Landschaft der Schweiz. Meyer mag Blues. Meyer mag Kalifornien. Meyer mag Igel. Meyer mag Menschen. Manchmal.

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